Deutsche Hilfe für Madidi-Nationalpark in Bolivien
Lateinamerika will grüner und gerechter zu werden. Aber: Die biologische Vielfalt des Madidi-Nationalparks ist in Gefahr. Deutschland will helfen, Entwicklungsministerin Schulze hat die gefährdete Oase besucht.
Das Paradies ist gefährdet
Wer am Eingang des Madidi-Nationalpark übernachtet, hat einen grandiosen Ausblick. Der Madidi ist Teil des Amazonas-Gebiets - der berühmten Lunge der Welt. Und Madidi ist einer der weltweit artenreichsten Naturschutzgebiete. Doch der Park ist bedroht. Vor allem durch illegalen Goldabbau, bei dem Unmengen an Quecksilber in die Flüsse gelangen. Pflanzen, Tiere und Menschen werden vergiftet.
Eine Heimat für die Tacana-Familien
Auch die indigenen Gemeinschaften im Madidi-Nationalpark sorgen sich sehr um den Schutz ihrer Heimat. In dem Dorf San Miguel wohnen 60 Familien der Tacana-Bevölkerung. Sie leben von dem, was die reiche Natur ihnen bietet und vom nachhaltigen Tourismus.
Herkulesaufgabe für zwei Dutzend Parkwächter
Die 24 Parkwächterinnen und -wächter kümmern sich um eine Fläche von von fast zwei Millionen Hektar, also etwa der Größe Sachsen-Anhalts. Vor allem gegen den illegalen Goldabbau kommen sie kaum an. Sie fordern, dass Gesetze, die es zum Schutz der Natur bereits gibt, auch umgesetzt werden. Svenja Schulze, die deutsche Entwicklungsministerin, hat sie Ende August besucht (3. v. l.).
Stelzen als Antwort auf Hochwasser
"Wir leben seit Generationen im Einklang mit der Natur", sagt der Ortsvorsteher von San Miguel. Die Tacana-Familien sind wichtige Partner der Parkwächter und verteidigen ihren Lebensraum gegen illegale Eindringlinge. In den zwei Jahren Corona-Pandemie hatten sie hier im Dorf kaum Tourismus-Einnahmen. Gefahr droht ihnen hier auch immer wieder durch Hochwasser.
Mittelalterliche Strafen
Wer ein Verbrechen begeht, wird zwischen diesen Holzbalken festgehalten und muss vor aller Augen bis zu 24 Stunden ausharren. "So können sie nachdenken über das, was sie getan haben“, sagt Ortsvorsteher Noe Marcos. In der bolivianischen Verfassung ist festgeschrieben, dass die indigenen Gemeinschaften nach ihren eigenen Regeln leben dürfen.
Die Nachhaltigkeits-Macherin
Maritza de la Torre hat dafür gesorgt, dass der Tourismus im Madidi-Naturschutzgebiet nachhaltig ist. Mit viel Engagement ist es ihr gelungen, das "Biofair-Siegel" für den Tourismus im Madidi-Park zu bekommen. De la Torre ist Vorsitzende des Tourismusverbandes der Region. 8000 Touristen kamen vor der Pandemie jedes Jahr in den Madidi-Park, vor allem Ausländer.
Treppensteigen im Madidi
"Uns geht es um den Respekt gegenüber der Natur und den Menschen, die hier leben“, sagt De la Torre, die selbst ein Hotel betreibt, nur Frauen angestellt hat und ausschließlich Produkte aus der Region nutzt. Ein absolutes Muss für jeden Gast: der Besuch der Aussichtsplattform.
Stiefel für die Touristen
Die Regierung unterstützt die Anbindung an die Region des Madidi allerdings nicht. Nur noch einmal pro Woche geht ein Flug von der bolivianischen Hauptstadt La Paz zum nächstgelegenen Flugplatz Rurrenabaque. Früher waren es einmal drei Flüge pro Tag. So können nur noch wenige Touristen das Naturschutzgebiet erreichen - und sich Regenstiefel für den Dschungel anziehen.
Rote Papageien in der Steilwand
Am Aussichtspunkt "Paraba Roja" lassen sich rote Papageien beobachten. Sie haben sich in den Felshöhlen niedergelassen. Die roten Papageien sind monogam. Sie bleiben bei ihrem Partner - ein Leben lang. In den Höhlen bauen sie ihre Nester. Der Zugang ist sehr verwittert, durch die Einnahmeausfälle in der Pandemie gibt es kaum Geld, alles instand zu halten.
Naturwunder laufende Bäume
Diese Bäume können laufen. Deshalb heißen sie Wanderpalmen, "Palmas que caminan". Ihre Wurzeln sind zum Teil über der Erde. Damit können sich die Bäume bis zu 30 Zentimeter pro Jahr fortbewegen. "Allerdings nur, wenn sie noch jung sind", sagt Miguel, der lokale Naturparkführer. "Fast wie bei Menschen". Sie wandern immer der Sonne entgegen.