Deutsche Islamisten bei US-Angriff getötet
5. Oktober 2010"Die Raketen sind in ein Gehöft eingeschlagen, das dem Taliban-Mitglied Sher Maula Khan gehört, der es an die Deutschen vermietet hatte", berichtete ein Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Die Deutschen hätten sich vermutlich zur Terrorausbildung in der Stadt Mir Ali in Nord-Waziristan nahe der afghanischen Grenze aufgehalten.
Derzeit würden die Hintergründe der Toten und eine mögliche Zugehörigkeit zu einer militanten Gruppe geprüft, hieß es aus pakistanischen Behördenkreisen. Bei drei weiteren getöteten Aufständischen handelte es sich wohl um Pakistaner.
Grenzgebiet als Extremisten-Hochburg
Eine offizielle Bestätigung für den Bericht des Geheimdienstmitarbeiters gab es zunächst nicht. Mit weiteren Informationen wird im Laufe des Dienstags (05.10.2010) gerechnet. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am Montagabend ledglich: "Wir kennen entsprechende Agenturmeldungen und gehen ihnen nach."
Das Stammesgebiet im Nordwesten Pakistans gilt als Hochburg für radikal-islamische Extremisten aus dem Umkreis des Terrornetzes El Kaida. In der Region soll es zahlreiche Terrorcamps geben, in denen auch Islamisten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern ausgebildet werden.
Die US-Armee setzt immer wieder unbemannte Drohnen für Luftangriffe im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan ein. Erst am Samstag waren bei zwei Angriffen durch US-Drohnen in Nord-Waziristan im Nordwesten Pakistans 15 mutmaßliche Aufständische getötet worden.
Anschläge in Europa geplant
Rund 60 türkischstämmige deutsche sowie gebürtige deutsche Islamisten sollen sich in der unwegsamen Stammesregion zum Training in Terrorcamps aufhalten. Die allermeisten haben Verbindungen zur terroristischen Islamischen Dschihad-Union (IJU). Erst im Juni war der deutsche Islamist Rami M. in der Gegend festgenommen worden. Zwei Monate später hatten ihn die pakistanischen Behörden nach Deutschland abgeschoben.
Nach Angaben des Geheimdienstes soll unter den Getöteten ein deutscher Staatsbürger, der sich Fayyaz nennt, sein. Fayyaz habe Anschläge in Europa geplant. In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Berichte gegeben, wonach die Gefahr für El-Kaida-Anschläge in europäischen Ländern, darunter Deutschland, zugenommen habe. Die USA, Großbritannien, Japan und Australien erließen daraufhin Reisehinweise und riefen zur Vorsicht auf.
Verfassungsschutz beobachtet
Das Bundesinnenministerium erklärte jedoch zu den Medienberichten, dass sich gegenwärtig daraus keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in Deutschland ableiten ließen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) warnte vor Panikmache: "Für Alarmismus besteht jedenfalls zur Zeit kein Anlass."
Dennoch beobachtet der Verfassungsschutz seit 2009 vermehrt Reiseaktivitäten in das Grenzgebiet. Die Verfassungsschützer mutmaßen, dass die Islamisten in der Region Terrorcamps aufsuchen wollen oder eine terroristische Ausbildung bereits hinter sich haben.
Auch Mitglieder der "Sauerland-Gruppe" hatten sich 2006 in einem Terrorcamp an der Grenze zu Afghanistan ausbilden lassen. Die vier Terroristen wurden im März 2010 vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu Haftstrafen zwischen fünf und zwölf Jahren verurteilt. Sie hatten nach Überzeugung des Gerichts Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant.
Autorin: Marion Linnenbrink (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Thomas Grimmer