Deutsche Medizinerin trotzt Ebola
17. September 2014"Es ist ein schwerer Verlust, für die ganze Klinik". Margret Gieraths-Nimene muss einmal tief durchatmen. Drei ihrer insgesamt 25 Mitarbeiter hat die Klinik in den letzten Wochen verloren, gestorben am Ebola-Virus. Sechs Wochen lang musste die Einrichtung in einem Vorort der liberianischen Hauptstadt Monrovia schließen. Seit wenigen Tagen ist sie – dekontaminiert und renoviert – wieder eröffnet.
"Die Menschen hier brauchen uns", sagt die deutsche Klinikleiterin. Sie sei noch in der Lage zu helfen – dank der Unterstützung aus Deutschland. "Das gibt mir die Kraft, hier weiter zu machen." Aus Deutschland kommen nicht nur Spenden für die Klinik, sondern auch für eine Isolierstation und einen Leichenwagen. "Tote liegen auf den Straßen und werden schon von den Hunden angefressen", berichtet Gieraths-Nimene.
Hilfe schon im Bürgerkrieg
Die Dinge selbst anpacken, das hat die Deutsche in Liberia schon immer getan. Mit ihrem Mann, einem liberianischen Arzt, gründete sie vor fast 30 Jahren die Gerlib-Klinik, kurz für Deutsch-Liberianisch. Ihr gemeinsames Ziel: Den Menschen zu helfen, die kein Geld für eine medizinische Versorgung haben. Gieraths-Nimene selbst hatte ihr Medizin-Studium nicht abgeschlossen. Dennoch arbeitete sie bis in den Bürgerkrieg während der 90er Jahre hinein mit ihrem Mann in der Klinik, versorgte Rebellen und zivile Opfer. Viele Jahre verfolgte sie das Schicksal des Bürgerkriegslandes Liberia aus dem Ausland, gründete einen Hilfsverein, verlor ihren Mann, der an den Folgen eines Übergriffs von Kindersoldaten in der Klinik starb. 2006 kehrte sie schließlich nach Liberia zurück und baute die Klinik weiter aus.
Ebola in den eigenen Räumen
Auf Ebola-Fälle war ihre Klinik zunächst nicht vorbereitet, Patienten mit den typischen Symptomen wurden an andere Zentren verwiesen. Bis ein eigener Mitarbeiter an dem Virus erkrankte. Die Klinik nahm ihn stationär auf. "Alle waren äußerst vorsichtig", erzählte Margret Gieraths-Nimene. Dank des Medikamenten-Hilfswerks Action Medeor hatten die Mitarbeiter Handschuhe und Mundschutz. Dennoch dauerte es, nachdem der Virus getestet war, noch mehrere Tage, bis ein Krankenwagen den Patienten zu einer Isolierstation brachte. Diese war überfüllt – mit Lebenden und auch mit Leichen. Fünf Wochen später starb der Gerlib-Mitarbeiter. Auch zwei weitere Kolleginnen starben an dem Virus.
"Ich habe keine Angst", sagt Gieraths-Nimene. Damit baut sie auch bei ihrem Personal Vertrauen auf, weiterzumachen. Die Klinik sei nun gut ausgestattet. "Wenn wir richtig ausgerüstet sind, können wir etwas bewirken", bestätigt der diensthabende Arzt der Klinik, Konah Dolo. "Es ist eine beängstigende Situation, auch weil diese Krise so schwer zu verstehen ist. Aber deshalb sollte man nicht aufgeben."