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Deutsche Spendenbereitschaft für Nepal groß

Richard A. Fuchs, Berlin 30. April 2015

In Nepal führt die Not nach dem Erdbeben zu Unruhen. Noch stockt die internationale Hilfe, vor allem aus logistischen Gründen. In Deutschland haben Hilfsorganisationen zu Spenden aufgerufen - mit Erfolg.

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In Nepal sind drei weitere Gewitter-Tage angesagt. Notunterkünfte sind MangelwareBild: Reuters/A. Abidi

Barbara Zilly hat Strom - zum ersten Mal seit drei Tagen. Die Länderkoordinatorin der Welthungerhilfe für Nepal meldet sich am Mittwoch aus dem Katastrophengebiet via Skype-Schalte nach Deutschland. Was sie zu berichten weiß, das hat mit Mangel zu tun. Es fehlen Notunterkünfte, Trinkwasser und Medikamente. Es fehlt an Kleidern, Hygiene-Artikeln und Nahrungsmitteln.

5000 Planen für temporäre Unterkünfte will die Welthungerhilfe jetzt in Nepals Hauptstadt Kathmandu einfliegen. Vorausgesetzt, eine in Dubai gecharterte Maschine kann auf dem völlig überlasteten internationalen Flughafen landen, sagt Zilly. "Es ist fast ein Albtraum, Dinge ins Land zu bekommen", kommentiert auch Martin Bröckelmann-Simon vom katholischen Hilfswerk Misereor die Lage. Misereor, ebenso wie die Welthungerhilfe haben sich mit fünf weiteren deutschen Hilfsorganisationen im "Bündnis Entwicklung Hilft" zusammengeschlossen, um in Katastrophenfällen wie in Nepal gemeinsam Spenden zu sammeln.

Eine Million Euro kommen pro Tag bisher

Nach einer ersten Bilanz zeigt sich Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnisses, erleichtert: "Die Spendenbereitschaft der deutschen Bevölkerung für Nepal ist sehr hoch". Bereits drei Tage nach dem Erdbeben vom vergangenen Wochenende stehen den deutschen Hilfsorganisationen rund 1,3 Millionen Euro für Nothilfe zur Verfügung, sagte Mucke am Mittwoch in Berlin. Er rechnet damit, dass in den kommenden Tagen weiterhin pro Tag eine Million Euro Spendengelder hinzukommen könnten. Dieses Geld werde für die Ersthilfe gebraucht, müsse perspektivisch aber auch schon jetzt für den Wiederaufbau zerstörter Schulen, Krankenhäuser und Straßen und Brücken eingeplant werden.

Besonders wichtig sei es, dass die Ersthilfe professionell organsiert werde. Denn Hilfe nach dem Gießkannenprinzip sorge dafür, so Mucke, dass viele Hilfsbedürftige sich ungerecht behandelt fühlten, oder dass bei der Ausgabe von Hilfsmitteln falsche Prioritäten gesetzt würden. Extrembergsteiger Reinhold Messner hatte in einem vielbeachteten Interview im deutschen Fernsehen eine Zwei-Klassen-Rettung im Himalaya beklagt. Während wohlhabende Bergsteiger mit Hubschraubern gerettet worden seien, so Messner, hätten bei der Bergung der nepalesischen Bevölkerung Hubschrauber gefehlt. Für Rainer Brockhaus, Geschäftsführer der Christoffel Blindenmission, ebenfalls eine Organisation im 'Bündnis Entwicklung Hilft', ist die von Messner beschriebene Lage eine traurige Realität. Die wenigen Hubschrauber in Nepal seien überwiegend in Privatbesitz. Und diese würden aktuell dort eingesetzt, so Brockhaus, wo sich damit Geld verdienen lasse.

Nepal Erdbeben Kathmandu Versorgungslage
"Bisher hatten die Fahrer einfach nur Angst", sagt Barbara Zilly von der Welthungerhilfe. Sie hat das Erdbeben in Kathmandu miterlebtBild: Reuters/D. Siddiqui

Sachspenden sind nicht willkommen

Roswitha Kupke, Referatsleiterin Südasien für das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt", warnt vor überzogenen Hoffnungen an Retter und Hilfsorganisationen. Bereits in normalen Zeiten sei es schwer gewesen, viele abgelegene Täler und Orte außerhalb des Kathmandu-Tales zu erreichen. Die Zerstörungen, ebenso wie die sintflutartigen Regenfälle machten die Rettungseinsätze zur Herkulesaufgabe. "Es gibt in Nepal unendlich viele Hängebrücken", sagt Kupke, die selbst mehrere Jahre in entlegenen Gebieten in Nepal gewohnt hat. Wie viele dieser Brücken noch in Takt seien, gelte als eine der vielen großen Unbekannten.

Dass es mit der Nothilfe bald besser vorangehen könnte, daran mag Roswitha Kupke nicht so recht glauben. Der Grund: In Nepal beginnt jetzt die Regenzeit, die das Vorankommen auf unbefestigten Straßen noch schwieriger mache. "Noch befinden wir uns in der Phase der Notrettung", sagt Bröckelmann-Simon von Misereor. Aber das Zeitfenster, in dem noch Überlebende unter Schuttbergen und in eingestürzten Häusern aufzufinden sein werden, schließe sich jetzt rasend schnell.

Wer von Deutschland aus helfen wolle, der solle von selbst organisierter Hilfe in Privatregie absehen, rät Rainer Brockhaus von der Christoffel Blindenmission. Ein ungeordneter Zustrom von Rettern helfe in der schwierigen Lage in Nepal nicht weiter, sondern vergrößere die Logistikprobleme sogar noch. Ebenso führten auch gut gemeinte Sachspenden für die Hilfsorganisationen lediglich zu extrem hohem Transportaufwand. Einfacher und effektiver sei es da, Hilfsgrüter in Nepal oder im benachbarten Indien einzukaufen, so Brockhaus. "Die schnellste und effektivste Hilfe ist, den Hilfsorganisationen die notwendigen finanziellen Mittel zu geben."