Politische Töne beim Deutschen Filmpreis
29. April 2017"Wir haben etwas zu verteidigen", sagte Iris Berben bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises Freitagabend in Berlin. Sie rief die Kinoschaffenden auf, politisch Haltung zu zeigen. Es gehe um Demokratie, ein gemeinsames Europa und "unsere Freiheit". Rechtspopulisten dürften keinen Platz bekommen.
"Toni Erdmann" räumt Preise ab
Die Deutsche Filmakademie kürt die Gewinner der Lolas, die als wichtigste Auszeichnung für das deutsche Kino gelten. Die erste Trophäe ging am Freitagabend an den Österreicher Peter Simonischek (Artikelbild), der für seine Rolle in Maren Ades Film "Toni Erdmann" geehrt wurde. Er selbst war nicht anwesend, bedankte sich aber über eine Video-Schalte (Artikelbild) mit den Worten: "Ich bin einfach sehr glücklich."
Regisseurin Maren Ade selbst konnte in Berlin gleich zwei Lolas entgegen nehmen: einmal für das beste Drehbuch und dann auch für die beste Regie. Ihre Hauptdarstellerin Sandra Hüller (Artikelbild, li) wurde von der Filmakademie als beste Schauspielerin mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.
Die Lola als beste Nebendarstellerin konnte Fritzi Haberlandt für ihre Rolle in dem Drama "Nebel im August" entgegen nehmen. Der Film handelt von einem Kinderschicksal in der Nazi-Zeit. Der Dokumentarfilm "Cahier Africain" von Regisseurin Heidi Specogna bekam den Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm. Er hatte bereits auf den Filmfestivals in Locarno, Cannes und auf der Berlinale großen Erfolg.
Davor kam für eine kurze Skype-Ansprache der US-amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore in Berlin zu Wort. Er bedankte sich im Namen der Amerikaner bei den Deutschen für Donald Trump, eine ironische Anspielung auf die deutsche Wurzeln der Familie des US-Präsidenten. "Wir brauchen die Wahrheit", warb Moore für mehr politische Dokumentarfilme.
Die Lola für den besten Kinderfilm ging an "Auf Augenhöhe" von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf, eine Geschichte über einen Jungen und seinen kleinwüchsigen Vater. Goldbrunner und Dollhopf setzten sich damit gegen die Romanverfilmung "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" von Andreas Dresen durch.
Mit einer Lola für den besucherstärksten Film wurden die Macher der Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" ausgezeichnet. Mehr als 3,6 Millionen Zuschauer sahen den Film im Kino. Regisseur Simon Verhoeven sei es gelungen, ein ganzes Land im Zeichen der Flüchtlingskrise zu porträtieren, so Laudator Til Schweiger. Die Hauptrolle spielt Verhoevens Mutter Senta Berger.
Glamouröses Schaulaufen auf dem roten Teppich
Der rote Teppich bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises war schon am Nachmittag ausgerollt. Rund 2000 prominente Gäste kamen ins Berliner Palais am Funkturm - ein langes Schaulaufen vor den Fans und zahlreichen Fotografen, und das in wechselhaftem Berliner Aprilwetter.
In glamourösen Roben oder im eleganten Smoking posierten die Stars ausgiebig vor den Kameras und freuten sich über ein Wiedersehen mit Kollegen. Die Lola-Verleihung ist für Schauspieler, Regisseure und andere Filmschaffende immer eine Art Familientreffen - selten kommen so viele Macher aus der deutschen und auch internationalen Filmbranche auf einmal zusammen.
Über die Lola-Gewinner entscheiden die Deutsche Filmakademie mit ihren knapp 1900 Mitglieder. Präsidentin ist die Schauspielerin Iris Berben. Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt knapp drei Millionen Euro Preisgeldern der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.
pl/hm (dpa)
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