Deutscher Filmpreis 2020: die Nominierten
Von "Berlin Alexanderplatz" bis "Undine" - bei den Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2020 gab es keine großen Überraschungen. Zwei Preisträger stehen schon im Vorfeld der Preisvergabe am 24. April fest.
Berlin Alexanderplatz
Sechs Filme wurden in der Königskategorie "Bester Spielfilm" nominiert. Dabei ist auch der gerade bei der 70. Berlinale uraufgeführte "Berlin Alexanderplatz". Regisseur Burhan Qurbani hat den literarischen Stoff von Alexander Döblin aus dem Berlin der 1920er Jahre in die Gegenwart transportiert - und ein eindrucksvolles, dreistündiges Epos über Flucht, Migration und Großstadtleben geschaffen.
Es gilt das gesprochene Wort
Auch "Es gilt das gesprochene Wort" von Regisseur İlker Çatak greift brennende Themen der deutschen Gegenwart auf - und weist einige Parallelen zu "Berlin Alexanderplatz" auf. Hier ist es ein Kurde (gespielt von Oğulcan Arman Uslu), der in Deutschland Fuß fassen will und sich dabei auf eine Scheinehe mit einer Deutschen einlässt.
Undine
Regisseur Christian Petzold wird in den Statistiken des Deutschen Filmpreises als diejenige Persönlichkeit geführt, die bisher am häufigsten nominiert wurde - den Preis aber nie erhalten hat. Nun hat er mit seinem zwischen Märchen und Gegenwartsdrama changierenden Film "Undine" wieder eine Chance. Auch "Undine" (mit Paula Beer) feierte seine Welturaufführung gerade bei der 70. Berlinale.
Lara
Ein intensives Schauspieler-Drama ist der Film "Lara", Nummer 5 auf der Liste der sechs nominierten Filme in der Königskategorie. Regisseur Jan-Ole Gerster erzählt die von Corinna Harfouch ungeheuer eindrucksvoll gespielte Frau, die eine Pianistinnen-Laufbahn abbrechen musste und die nun ihren Frust und ihre Leidenschaft bei ihrem Sohn ablädt - ebenfalls Pianist, gespielt von Tom Schilling.
Lindenberg! Mach Dein Ding
Eine Zeitreise in die Bundesrepublik der 1960er und 70er Jahre bietet die sehr unterhaltsame Musiker-Biografie "Lindenberg! Mach Dein Ding", der die Frühphase der Karriere Udo Lindenbergs präsentiert. Regisseurin Hermine Huntgeburth schafft es - nicht zuletzt mit ihrem hervorragenden Hauptdarsteller Jan Bülow - einen Mix aus Musikerfilm, Zeitkolorit und Drama auf die Leinwand zu zaubern.
Systemsprenger
Schließlich macht der vielfach ausgezeichnete "Systemsprenger" das halbe Dutzend Filme voll, das sich nun am 24. April um den Hauptpreis in der Kategorie "Bester Spielfilm" bewirbt. Regisseurin Nora Fingscheidt und ihre eindrucksvolle Erzählung eines Kindes (Helena Zengel), das scheinbar in kein deutsches Erziehungs-System passen will, war als deutscher Beitrag zum Oscar eingereicht worden.
Born in Evin
In der zweiten Hauptkategorie "Bester Dokumentarfilm" schafften es drei Werke in die Endausscheidung. Neben "Schlingensief" (über den 2010 verstorbenen Regisseur) und "Heimat ist ein Raum aus Zeit" (ein Kino-Essay über deutsche Geschichte) wurde als dritter Film "Born in Evin" (Foto) nominiert - ein persönlicher Rückblick von Maryam Zaree, die in einem berüchtigten Gefängnis in Iran geboren wurde.
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
Die dritte Hauptkategorie beim 70. Deutschen Filmpreis, "Bester Kinderfilm", sieht lediglich zwei Werke in der Endausscheidung. "Fritzi - eine Wendewundergeschichte" ist ein Animationsfilm für Kinder über deutsch-deutsche Geschichte. "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" (unser Foto: Riva Krymalowski) ist die Literaturverfilmung eines populären Romans von Judith Kerr, inszeniert von Caroline Link.
Das perfekte Geheimnis
Fest steht bereits die Auszeichnung in der Kategorie "Besucherstärkster Film". Hier machte "Das perfekte Geheimnis" von Regisseur Bora Dagtekin das Rennen. Die Komödie ist ein Remake eines italienischen Kassenschlagers und ist mit einer Reihe prominenter deutscher Darsteller besetzt (u.a. Karoline Herfurth und Elyas M’Barek). "Das perfekte Geheimnis" zog bisher über fünf Millionen Besucher an.
Ehrenpreis 2020: Edgar Reitz
Und auch er hat den Filmpreis schon sicher: Edgar Reitz. Der Regisseur, der 1984 mit "Heimat" eine Spielfilm-Serie schuf, die dem deutschen Kino weltweit Anerkennung verlieh, ist Ehrenpreisträger. Reitz wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er war einer der Gründerväter des "Neuen Deutschen Films" in den 1960er Jahren und drehte seither vielfach ausgezeichnete Spiel- und Dokumentarfilme.