Die Gewinner des Deutschen Krimi Preises 2016
20. Januar 2016Geld gibt es keines beim Deutschen Krimi Preis, auch keinen öffentlichen Auftritt bei einer Preisverleihung – dafür aber viel Ehre: in diesem Jahr erneut für Friedrich Ani. Wenn alljährlich jeweils drei Romane gewürdigt werden, die "inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre der Kriminalliteratur neue Impulse verleihen", ist der Münchner Schriftsteller und Drehbuchautor ein alter Bekannter auf der Liste. 2003 erhielt Ani die undotierte Auszeichnung zum ersten Mal, damals für einen Titel aus seiner "Kommissar Süden"-Reihe: "Süden und der Straßenbahntrinker". Nach vier zweiten Plätzen stand Ani 2014 zum zweiten Mal ganz oben auf der Bestenliste der ältesten deutschen Jury für Kriminalliteratur. Jetzt, zwei Jahre später, wird der 57-Jährige erneut ausgezeichnet.
Der "Deutsche Krimi Preis 2016" würdigt seinen Roman "Der namenlose Tag" als besten Kriminalroman des vergangenen Jahres. Dies teilte das Bochumer Krimi Archiv, unter dessen Ägide eine Jury aus Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern schon seit 1985 die besten Kriminalromane des Jahres auszeichnet, am Mittwoch (20.01.) mit. Der Preis wird alljährlich für Neuerscheinungen der nationalen und internationalen Krimiliteratur vergeben.
In seinem Roman geht es um den Fall eines seit 20 Jahren toten Mädchens. Ani lässt einen alten Ermittler im Ruhestand nicht zur Ruhe kommen. Alte Fälle nehmen in seinem Wohnzimmer Gestalt an, kehren als Gespenster zurück, machen es sich am Esstisch bequem und werden von dem ehemaligen Kommissar mit Keksen bewirtet, während er ihren Gesprächen lauscht.
Bekannt geworden ist Ani durch Krimis um die Figur Kommissar Tabor Süden und als Drehbuchautor für Fernsehspiele und Serien wie "Tatort", "Stahlnetz" und "Rosa Roth". Für das Drehbuch zu einem der "Süden"-Krimis erhielt er 2010 einen Grimme-Preis. Auch vor verstörenden Stoffen macht er als Autor nicht halt: Der Fernsehfilm "Operation Zucker. Jagdgesellschaft", in dem es um Kindesmissbrauch geht, folgt seinem Drehbuch.
Aktuelle Themen im Fokus
Der zweite Platz des Krimi Preises geht an "Havarie" von Merle Kröger. Auch sie stand mit ihrem Roman "Grenzfall" 2013 ganz am oberen Ende der Rangliste von Büchern renommierter deutscher Krimiautoren. Ihr Roman knüpft ans dramatische Zeitgeschehen an: Die Autorin lässt ein Containerschiff und ein Kreuzfahrtschiff beinahe mit einem Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer kollidieren. Die Geschichten der Flüchtlinge, für die die Seenotrettung gerufen wird, die aber nicht an Bord des Urlaubsschiffes dürfen, kreuzen die Geschichten der Reisenden und der Schiffsbesatzungen.
Den dritten Preis erhält Zoë Beck für "Schwarzblende". In dem Krimi wird der Kameramann Niall in London unfreiwillig Zeuge, als zwei junge Männer einen Soldaten in Zivil töten. Niall, dem sich die Täter als Mitglieder des "Islamischen Staates zu erkennen geben, erhält wenig später den Auftrag, eine Dokumentation über den Fall zu drehen.
Auch internationale Auszeichnungen vergeben
International geht der erste Preis an "Die Unantastbaren" ("The Whites") von Richard Price. Darin wird ein New Yorker Ermittler von einem alten Fall eingeholt, als jemand beginnt, nicht überführte Täter zu ermorden. Den zweiten Preis erhält die Französin Fred Vargas für "Das barmherzige Fallbeil" ("Temps Glaciaires"), erschienen bei Limes. Für den Pariser Ermittler Adamsberg entpuppen sich zwei Selbstmorde als Morde, die miteinander in Verbindung stehen.
Den dritten Preis erhält die US-Amerikanerin Sara Gran für "Dope". Die vom Leben gebeutelte Ermittlerin Joe erhält den Auftrag eines reichen Paares, die verschwundene Tochter wiederzufinden. Diese ist offenbar in die Unterwelt New Yorks abgetaucht.
Auf der KrimiZEIT-Bestenliste für das Jahr 2015, die nicht zwischen nationalen oder internationalen Titeln trennt, war die Reihenfolge bei den deutschen Autoren übrigens umgekehrt: Dort stand Krögers "Havarie" auf Platz eins, Ani folgte mit seinem Buch dahinter. Und auch Fred Vargas findet sich dort unter den besten zehn vor Richard Price.
spe/suc (dpa, epd)