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Deutscher Mittelstand schlägt sich weiter wacker

Lutz Alexander (dpa)13. August 2012

Der Börsenindex MDax steht zwar immer im Schatten des großen Bruders Dax. Doch die darin notierten 50 Aktiengesellschaften sind durchaus erste Wahl. Sie sind weltweit aktiv und erfolgreich.

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ARCHIV - Ein Mitarbeiter von Gildemeister montiert das Werkzeugmagazin des Vertikal-Bearbeitungszentrums DMC 835 V (Archivfoto vom 14.02.2007). Der Maschinenbauer Gildemeister will wegen der Wirtschaftskrise mehr Stellen streichen als ursprünglich geplant. Zum Jahresende sollen noch 5500 Menschen bei Deutschlands größtem Werkzeugmaschinen-Hersteller beschäftigt sein, wie das Unternehmen am Dienstag (04.08.2009) in Bielefeld mitteilte. Bislang war von knapp unter 6000 die Rede gewesen. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der eigenen Mitarbeiter bereits um 345 auf 6106. Befristete Verträge wurden nicht verlängert, freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt. Zudem mussten alle 552 Leiharbeiter gehen. dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++
Symbolbild FachkräftemangelBild: picture-alliance/dpa

Der deutsche Mittelstand ist für Anleger Trumpf. Das zeigt die jüngste Rekordjagd beim MDax, dem kleinen Bruder des Dax. Trotz Finanz- und Schuldenkrisen ist der Index für mittelgroße Werte nur noch knapp 500 Punkte von seinem Höchststand bei 11.493,68 Punkten aus dem Jahr 2007 entfernt. Wer zum Zeitpunkt der Neuordnung im März 2003 in den Index investiert hat, kann sich heute freuen - sein Einsatz wurde fast vervierfacht. Anfang 2003 wurde die Anzahl der im MDax vertretenen Werte von 70 auf 50 reduziert. Seitdem liefere der Mittelwerte-Index eine glänzende Ansammlung von Erfolgsgeschichten, sagt Thilo Müller, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft MB Fund Advisory.

Internationalisierung zahlt sich aus

Derzeit schätzen die Anleger vor allem das starke Engagement der mittelgroßen Firmen in den Schwellenländern und in den USA, das einen gewissen Schutz gegen die Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa bietet. Doch die globale Ausrichtung der Unternehmen ist auch zugleich ihr größter Schwachpunkt: Denn falls es mit der Weltwirtschaft insgesamt nach unten gehen sollte, würde dies die deutschen Mittelständler besonders hart treffen.

Erst einmal aber sprechen für MDax-Unternehmen die selben Argumente wie für Aktien insgesamt, meint Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. "Es sind Sachwerte, die bei Finanzzinsen nahe null bessere Erträge erzielen als die bislang so beliebten 'sicheren' Anlagen." Gegenüber den Papieren aus dem Dax allerdings hätten die mittelgroßen Aktien einen Vorteil: "Es sind eben noch nicht die Megatanker-Unternehmen, die hier vertreten sind, sondern häufig Firmen, die eine Stufe kleiner und wendiger sind." Sie seien im Durchschnitt auch jünger, was ihre Wachstumsmöglichkeiten aussichtsreicher ausfallen lasse als bei den manchmal mehr als hundert Jahre alten Konzernen im Leitindex Dax.

Hugo Boss, Dürr, Kuka etc.

Beispiel Hugo Boss. Nach einer Phase rückläufiger Umsätze in den Jahren 2009 und 2010 hat der weltweit bekannte Modekonzern aus dem schwäbischen Metzingen inzwischen die Trendwende geschafft. Der Erfolg stellt keinen Einzelfall dar, meint Müller: "In der Regel bestechen die mittelgroßen Unternehmen durch ein gutes Management, ordentliche Finanzkennzahlen und sturmerprobte Belegschaften. Deshalb konnten sie trotz der jüngsten Staatsschuldenkrise großartige Exportchancen nutzen." Weitere Beispiele: Der auf die Autoindustrie fokussierte Maschinen- und Anlagenbauer Dürr oder der Roboterhersteller Kuka. Auf besonderes Interesse stoßen auch Unternehmen, die früher oder später in den Dax aufsteigen könnten, wie Continental, Lanxess oder Brenntag.

Doch gerade wegen seiner hohen Exportabhängigkeit ist der MDax nicht vor Rückschlägen gefeit.

Gefahren lauern auch hier

Besonders hart treffen die mittelgroßen Unternehmen weltweite Abschwungphasen an den Börsen wie die rasante Talfahrt zwischen Juli 2007 und März 2009, als der Index stärker einbrach als der Dax. Dies verwundert kaum, denn die MDax-Werte seien zu rund 75 Prozent konjunkturabhängig, sagte Marktanalyst Oliver Caspari vom Bankhaus Lampe. Bei den im deutschen Leitindex notierten Unternehmen dagegen betrage die Quote nur etwa 50 Prozent.

Den Grund für diese Anfälligkeit gegenüber Abschwüngen sieht der Dekabank-Experte Kater in der Zusammensetzung des Index, der einen Teil des deutschen Mittelstands repräsentiere: "Industrieorientiert, qualitätsbewusst, innovationsstark in etablierten Sektoren. Alle Entwicklungen, die daran vorbeigehen, schädigen den Ausblick für diese Unternehmen - also etwa ein Einbruch des Welthandels oder eine Orientierung des Weltbedarfs hin zu Konsumgütern." Sofern die internationale Finanzarchitektur stabil bleibe, seien diese Gefahren aber überschaubar.