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Der Fußball-Klassiker seit 100 Jahren

Arnulf Boettcher19. November 2008

Bühne frei für den großen Klassiker: Am Mittwoch treffen in Berlin die deutsche und die englische Nationalmannschaft aufeinander. Kaum ein Duell fasziniert die Fans so sehr wie dieser Fußball-Gipfel.

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Prestige-Duell seit 100 Jahren
Prestige-Duell seit 100 JahrenBild: picture-alliance/dpa/DW

Am Mittwoch ist es wieder soweit: Im Berliner Olympiastadion stehen sich Deutschland und England gegenüber. Es ist der Fußball-Klassiker schlechthin. "Ein Prestigekampf sozusagen. England ist ein besonderer Gegner. Man kann sehr viel lernen", sagt Bundestrainer Joachim Löw über dieses ewige Duell, das die Fans bereits seit 100 Jahren begeistert. In den Anfängen war dabei für deutsche Mannschaften nicht viel zu holen. Zum Auftakt am 20. April 1908 gab es in Berlin eine 1:5-Pleite. Und ein Jahr später verlor die DFB-Auswahl in Oxford gar mit 0:9. Es war bis heute die höchste deutsche Länderspielniederlage. Es folgten weitere unvergessliche Spiele und Fußball-Dramen.

Drin oder nicht drin: Das Wembley-Tor

Der Grundstein für die andauernde Fußball-Rivalität wurde spätestens im WM-Finale von 1966 mit dem legendären 3:2 von Geoff Hurst gelegt, dem Wembley-Tor. Im Original-Ton des Radio-Reporters Herbert Zimmermann hörte sich das bekannteste Tor der Fußball-Geschichte so an: "Grausam ist die Verlängerung nach diesen schweren fünf Spielen in Wembley. Da kommt eine Flanke nach innen. Die Engländer haben eine Schusschance. Und... kein Tor, kein Tor. Der Linienrichter hat die Fahne nicht hoch. Der Ball prallt von der Querlatte ab. Das war wieder Glück. Hurst hatte geschossen. Und der Ball schien im Netz. Höttges hat seinen Fehler... Nein! Der Linienrichter gibt Tor. Er hat den Ball im Netz gesehen“. Über die Szene werden wohl noch Generationen von Fußball-Fans diskutieren. Hatte der Ball tatsächlich die Linie überschritten? Einer der heftig reklamierenden deutschen Spieler war Fußball-Idol Uwe Seeler: „Von dem Tor möchte ich nicht mehr sprechen, denn es war ja keins. Aber jede Entscheidung muss man akzeptieren. Und England war dann auch verdient Weltmeister."

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1966: Das Wembley-Tor, noch heute umstrittenBild: picture-alliance/ dpa

1968: Erster deutscher Triumph

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1970: Seelers Tor mit KöpfchenBild: picture-alliance / Sven Simon

Erst im Juni 1968 gelang Deutschland mit einem 1:0 in Hannover der erste Sieg gegen England überhaupt. Den historischen Treffer erzielte "Kaiser" Franz Beckenbauer. Bei der WM 1970 in Mexiko nahm die deutsche Mannschaft dann auch erfolgreich Revanche für Wembley. Uwe Seeler, Gerd Müller und Co. schlugen den amtierenden Weltmeister im Viertelfinale mit 3:2-Sieg nach Verlängerung. Unvergessen bleibt vor allem "Uns Uwes" Tor zum 2:2 mit dem Hinterkopf. Jubeln durfte das deutsche Nationalteam auch im April 1972. Paul Breitner erinnert sich gerne an seinen größten Auftritt in Wembley: "Zu diesem 3:1-Sieg konnte es keine Steigerung mehr geben. Das war die beste deutsche Mannschaft aller Zeiten", berichtet er vom ersten Erfolg einer deutschen Nationalmannschaft in England.

Fußball EM Mexico 1972 England Deutschland Günther Netzer schiesst Elfmeter
1972: Netzer netzt ein. 3:1 hieß es am EndeBild: picture-alliance / Sven Simon

Englands Elfmetertrauma

Geradezu traumatisiert geben sich die Engländer, wenn es darum geht, Elfmeter zu verwandeln. "Im Prinzip kann jede Mannschaft jede andere im Elfmeterschießen schlagen, es sei denn, England spielt gegen Deutschland", sagte Stürmerlegende Gary Lineker, der auch den Spruch prägte: "Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Mann 90 Minuten hinter einem Ball herjagen, und am Ende gewinnt immer Deutschland." So auch im WM-Halbfinale von 1990 in Turin. Hier hießen die englischen "Versager" beim Nervenspiel vom Elfmeterpunkt Stuart Pearce und Chris Waddle. Sechs Jahre später wurde Gareth Southgate im Elferdrama zum großen Verlierer, als er im EM-Halbfinale ausgerechnet im Heiligtum Wembley an Torwart Andy Köpke scheiterte. Trotz seines legendären Golden Goal im folgenden Finale gegen Tschechien ist für Oliver Bierhoff die Erinnerung an das gewonnene Halbfinale gegen England prägender. "Die Stimmung war einfach kaum zu übertreffen", sagte er.

Ehemaliger englischer Fußballnationalspielers und BBC Sprotreporter Gary Lineker
Gary Lineker, heute BBC-Sportreporter, wird gerne zitiertBild: AP

Deutsche Festung Wembley

In London ist das DFB-Team mittlerweile seit 29 Jahren ungeschlagen. Es konnte die letzten fünf Vergleiche gewinnen, so auch beim Abschied aus Old Wembley im Oktober 2000 durch den 1:0-Treffer von Dietmar Hamann. "Ich werde manchmal darauf angesprochen. Es sind ausnahmslos englische Fans", sagt Hamann. "Dass da ein Deutscher das letzte Tor geschossen hat, hatten sie natürlich nicht so gern, aber wir waren recht froh." Ein Jahr nach Hamanns Tor wurde die Arena abgerissen. Beim nächsten Aufeinandertreffen gab es allerdings eine bittere Packung für Deutschland. 5:1 siegte England im September 2001 im Münchner Olympiastadion. Doch dann bei der Premiere des Giganten-Gipfels im neuen Wembley-Stadion triumphierte wiederum Deutschland mit 2:1. Philipp Lahm erinnert sich mit Freude an den 20. August 2007. "Es ist immer schön, in England zu gewinnen, im Wembley-Stadion vor 90.000 Zuschauern. Das ist ein schönes Stadion, immer gute Stimmung. Ja, da gewinnt man gern". Nun stehen sich in Berlin Auswahlteams beider Länder zum 31. Mal gegenüber. Noch liegt England in der Gesamtbilanz mit 14:12 Siegen bei 4 Unentschieden vorne. Doch Bundestrainer Joachim Löw hat das Ziel schon ausgegeben: "Gegen England zu gewinnen, das ist schon was besonderes."

BdT Fußball England gegen Deutschland in Wembley
2007: Deutsche Feierlaune nach dem 2:1 in New WembleyBild: AP
Länderspiel England Deutschland 2000 Torjubel Dietmar Hamann
2000: Jubel um Hamann nach dem 1:0 in Old WembleyBild: picture-alliance /dpa

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