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Genug Impfstoff für Herdenimmunität bestellt

20. Dezember 2020

Reicht der Impfstoff gegen das Coronavirus? Diese Sorge scheint unbegründet. Denn die Bundesrepublik hat sich mittlerweile ausreichend Impfdosen gesichert.

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Deutschland Bamberg | Coronavirus | Probelauf Impfzentrum
In diesem Impfzentrum in Bamberg wurde die Corona-Impfung bereits testweise erprobt Bild: Nicolas Armer/dpa/picture alliance

Insgesamt erhalte Deutschland 85,8 Millionen Impfdosen des Mainzer Herstellers BioNTech und seines US-Partners Pfizer sowie 50,5 Millionen Impfdosen vom US-Pharmakonzern Moderna, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Mit den zusammen 136,3 Millionen Impfdosen könnten bei den erforderlichen zwei Impfungen pro Person mehr als 68 Millionen Menschen in Deutschland geimpft werden - dies wären deutlich mehr, als für die sogenannte Herdenimmunität der Bevölkerung nötig ist. Dafür müssen 60 bis 70 Prozent einer Bevölkerung geimpft sein - Deutschland wäre bereits mit 58,2 Millionen Geimpften bei einem Niveau von 70 Prozent angelangt.

Die Bundesregierung habe über die durch die Europäische Union zur Verfügung gestellten 55,8 Millionen Impfdosen hinaus auf nationaler Ebene zusätzliche 30 Millionen Impfdosen bei BioNTech geordert, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Die Zulassung der Impfstoffe wird zeitnah erwartet.

Söder drückt aufs Tempo

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder kritisierte gleichwohl die Strategie der Bundesregierung beim Einkauf der Impfdosen und mahnte: "Beim Impfstoff brauchen wir mehr Tempo." Es müsse alles darauf ausgerichtet werden, mehr Impfstoff zu bekommen, der dann schneller verteilt werde." Das müsse "absolute politische Priorität sein", forderte Söder. Der CSU-Chef bereitete die Bundesbürger zudem auf einen längeren Lockdown als bis zum 10. Januar vor: "Die aktuellen Zahlen sind so hoch, dass es falsch wäre, schon jetzt in eine Debatte um Lockerungen einzusteigen." Er fügte hinzu: "Der Corona-Winter wird leider noch lang."

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) beschleunigte derweil den Prozess der Impfstoff-Chargenüberprüfung und stellte in Aussicht, dass die Chargenfreigabe noch am Tag der Zulassung erteilt werden könnte. Schon vor der Chargenzulassung könne bereits die Verteilung des Impfstoffes an die Impfzentren beginnen, teilte das Institut der Zeitung "Bild am Sonntag" mit. "Verwendet werden dürfen die Impfstoffe aber erst dann, wenn die Chargenfreigabe vorliegt."

Bundespolizei bewacht Transporte

Die Transporte der Impfstoffe zu den Impfzentren sollen polizeilich gesichert werden. "Die Bundespolizei wird bei der Sicherung der Transporte massiv unterstützen", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer dem Blatt. "Wir alle haben das Ziel, dass der Impfstoff ohne Verzögerungen oder Zwischenfälle bei den Impfzentren ankommt. Ich gehe davon aus, dass uns das gelingt."

Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit für alle EU-Staaten Zulassungen von Impfstoffen, die unter anderem in den USA schon für den Notfall zugelassen sind. Sie hat angekündigt, am Montag über das Vakzin des Mainzer Unternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer zu entscheiden, am 6. Januar über den Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna. Bei einem positiven Votum sollen in Deutschland und den anderen EU-Staaten noch vor Jahresende die ersten Menschen geimpft werden.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar wollen sich aktuell 62 Prozent der Bundesbürger gegen das Coronavirus impfen lassen, 32 Prozent wollen das nicht. Sechs Prozent der Befragten haben sich noch keine Meinung gebildet.

Infektionsrekord an einem Sonntag

Nach wie vor ist bei der Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland keine Trendwende erkennbar. Im Gegenteil: Zuletzt meldeten die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 22.771 Neuinfektionen binnen eines Tages. Es handelt sich um die höchste an einem Sonntag registrierte Zahl an Corona-Neuinfektionen. Am Sonntag vergangener Woche hatte die Zahl bei 20.200 gelegen. Den Höchstwert mit 33.777 gemeldeten Infektionen hatte es am Freitag gegeben, allerdings waren darin rund 3500 nachgemeldete Fälle vom Vortag enthalten.

Intensivbetten werden knapp

Die Gesundheitsämter meldeten am Sonntag binnen eines Tages zudem 409 neue Todesfälle.  Der bisherige Höchstwert von 952 Toten war am Mittwoch erreicht worden.  Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 26.049.  Auch in den Krankenhäusern zeichnet sich keine Entspannung ab. Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) werden derzeit 5022 COVID-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt - das sind 83 mehr als am Vortag und fast 500 mehr als in der Vorwoche.

Der Inzidenzwert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg auf 192. das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie. Vor einer Woche lag der Wert erst bei 169. Bund und Länder streben einen Wert von 50 an - auch, um Infektionsketten noch gut nachverfolgen zu können. Dieses Ziel bleibt damit in weiter Ferne.

kle/qu (afp, dpa, rtr)