Deutschland - im Griff der vierten Welle
Mehr als 100.000 Menschen sind in Deutschland an oder mit Corona gestorben. Knapp zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie sind die Inzidenzen hoch wie nie. Die Impfquote stockt, die Zahl der Durchbrüche steigt.
Traurige Bilanz
Auf einem Friedhof in Bonn trauert ein Mann um seine verstorbene Frau. Sie ist eine von mittlerweile mehr als 100.000 Menschen in Deutschland, die im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben sind. Die Häufigkeit der täglichen COVID-Tode ist zuletzt wieder stark anstiegen. Waren es am 1. Oktober noch 66, so meldet das RKI seit dem 21. November mehr als 200 Todesfälle im Sieben-Tage-Durchschnitt.
Letzte Warnung
Särge stehen vor dem Einäscherungsofen eines Krematoriums. Auf einen Sargdeckel hat ein Bestattungsunternehmen mit Kreide "Corona" geschrieben - als Warnhinweis für die Mitarbeiter. Nach wie vor sind es vor allem ungeimpfte ältere Menschen, die an der Pandemie versterben. Doch auch die Zahl der Impfdurchbrüche nimmt zu.
Sorge um die Ältesten ...
Eine Altenpflegerin testet einen Bewohner eines Seniorenheims vor den Toren Berlins. In den vergangenen Wochen kam es mehrfach zu Corona-Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen, bei denen Bewohner verstarben. Auch deshalb ist die Debatte um eine Impfpflicht in Gesundheitsberufen in vollem Gange. In Italien, Frankreich und Griechenland gibt es sie schon, Österreich will in Kürze nachziehen.
... und um die Jüngsten
Selbsttests in Kitas und Schulen - für Kinder längst Routine. Keine andere Bevölkerungsgruppe wird so regelmäßig und flächendeckend auf Corona getestet. Und doch ist die Inzidenz der Fünf- bis Vierzehnjährigen bis zu dreimal so hoch wie die aller Deutschen. Auch deshalb hoffen viele Eltern auf die Zulassung eines Corona-Impfstoffes für Kinder. Ende der Woche will die EMA darüber entscheiden.
Volle Intensivstationen
Ein Facharzt versorgt einen COVID-19-Patienten auf der Intensivstation der Leipziger Uniklinik. Noch liegt die Zahl derer, die mit COVID-19 stationär behandelt werden, unter den Höchstwerten vom vergangenen Dezember. Doch das Klinikpersonal schlägt Alarm. Im Bundesland Sachsen stehen einige Klinken offenbar unmittelbar vor der Triage: Sie können nicht alle Patienten vollumfänglich behandeln.
Längere Verweildauer
Ein Corona-Patient sitzt mit Zugängen und Beatmung auf der Intensivstation des Städtischen Klinikums Dresden. Die Hospitalisierungsrate ist als Richtwert für Maßnahmen umstritten. Sie deckt das Infektionsgeschehen verzögert ab. Zudem sind viele COVID-Patienten jünger als in den Wellen zuvor. Ihre intensivmedizinische Behandlung dauert länger - und die Betten werden nicht so schnell wieder frei.
Das Virus fährt mit
Am Hamburger Hauptbahnhof drängeln sich Pendler und Reisende aneinander vorbei. In Zügen, Bahnen und Bussen gilt seit letzter Woche 3G - nur Geimpfte, Genesene oder Getestete dürfen sie benutzen. Kontrollieren sollen das Fahrer, Schaffner und Bordpersonal. Doch das geht höchstens stichprobenartig. Auf jeden Fall weiter gültig ist die Maskenpflicht. Bei Nichtbeachtung drohen Bußgelder bis 150 Euro.
My home is my office
Wer nicht unbedingt pendeln muss, sollte deshalb auch zuhause bleiben. Erst Ende Juni war die Homeoffice-Pflicht ausgelaufen, jetzt kehrt sie wieder zurück. Angesichts der immer höheren Fallzahlen sei das oberste Gebot, Kontakte zu reduzieren. Wo immer es geht, wird die Arbeit daher erneut zurück nach Hause verlagert - an den Schreibtisch oder - wie hier - aufs Sofa.
Lebkuchen oder Lockdown?
Vielerorts in Deutschland öffnen derzeit wieder die Weihnachtsmärkte, wenn auch häufig mit strengen Zugangsregeln und limitierter Besucherzahl, so wie hier in Freiburg. Angesichts extremer Inzidenzen fallen aber auch Weihnachtsmärkte aus. Das Bundesland Bayern hat alle Weihnachtsmärkte abgesagt. Dort gilt sogar: Gemeinden mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 1000 müssen in den Lockdown.
Scheibe runter, Spritze rein!
Weil die Impfquote stockt, will die Bundesregierung jetzt wieder verstärkt auf niedrigschwellige Impfangebote wie Impf-Drive-ins und mobile Impfteams setzen. Auch die dritte Impfung soll mit großem Tempo vorangetrieben werden, um mit dem Booster Deutschlands Bevölkerung "winterfest" zu machen - wie der wohl künftige Kanzler Olaf Scholz sagte.
Locker lassen, bitte!
Angesichts einer steigenden Zahl von Impfdurchbrüchen und eines nachlassenden Impfschutzes nach sechs Monaten erscheint das auch bitter nötig. Ansonsten hilft nur eines: konsequent testen! Gerade mal einen Monat lang, vom 11. Oktober bis zum 11. November, waren Bürgertests kostenpflichtig, jetzt sind sie wieder gratis - egal ob man geimpft ist oder nicht.