Wieder ein Rettungsflug aus Kabul
10. November 2021Erstmals seit dem Ende der internationalen Luftbrücke im August hat die Bundesregierung deutsche Staatsbürger und schutzbedürftige Afghanen mit einer Chartermaschine aus Kabul bringen lassen.
Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hatte die Bundeswehr in elf Tagen mehr als 5300 Deutsche, Afghanen und Staatsbürger anderer Länder mit Militärtransportern ausgeflogen. Kurz vor dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan endete die Aktion.
Evakuierung geht nur schleppend voran
Die Evakuierung geht seitdem nur noch schleppend voran. Anfang Oktober hatten knapp 25.000 Afghanen eine Aufnahmegenehmigung für Deutschland, darunter 17.800 ehemalige Ortskräfte von Bundeswehr oder Bundesministerien inklusive ihrer Familienangehörigen.
Seit dem Ende der Luftbrücke schafften es bisher aber nur etwa 2000 Menschen mit deutscher Hilfe außer Landes - die meisten davon auf dem Landweg in Nachbarländer wie Usbekistan oder Pakistan. Mehrere hundert weitere Personen, die auf der Ausreiseliste stehen, verließen das Land auf eigene Faust.
Bis zum ersten eigenen Charterflug der Bundesregierung wurden nach Angaben des Auswärtigen Amtes 384 Menschen auf Flügen anderer Länder außer Landes gebracht. Auf den ersten eigenen Charterflug hatte das Auswärtige Amt lange hingearbeitet. Erschwert wird die Evakuierung dadurch, dass es seit der Machtübernahme der Taliban keine deutsche Botschaft in Kabul mehr gibt.
Viele einheimische Hilfskräfte fühlen sich allein gelassen
Beim Rückzug der Bundeswehr und anderer deutscher Institutionen waren tausende einheimische Hilfskräfte in dem Land zurückgelassen worden. Viele von ihnen fürchten Racheakte der nun in dem Land herrschenden Taliban.
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisierte dies erneut scharf. Die Organisation verwies insbesondere auf die Lage von afghanischen Fluglotsen und ihren Familien, die für die Bundeswehr arbeiteten, jedoch nicht als Ortskräfte anerkannt werden. Einer von ihnen klagt demnach inzwischen gegen die Bundesregierung.
hf/se (afp, dpa)