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Auf dem Papier schon gewonnen

Tobias Oelmaier
16. Juni 2018

Rein statistisch kann es am Sonntag im Auftaktspiel gegen Mexiko nur einen Sieger geben - das deutsche Team. Wäre da nicht die misslungene Vorbereitung auf die WM 2018 in Russland.

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Fußball Confederations Cup 2017 Deutschland - Mexiko
Bild: Getty Images/D. Mouhtaropoulos

Fünf Spiele, fünf Siege, 13:0 Tore - die Auftakt-Partien der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei großen Turnieren scheinen unter Bundestrainer Joachim Löw ein Selbstläufer zu sein. Das sieht auch Toni Kroos so: "Wir haben oft genug bewiesen, dass wir da sind, wenn es losgeht", bestätigte der Weltmeister auf der Pressekonferenz des Deutschen Fußballbundes (DFB) am Donnerstagmittag in Watutinki vor den Toren Moskaus. Drei Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Mexiko (Sonntag, 17 Uhr MESZ im DW-Liveticker) ergänzt Kroos: "Der absolute Wille wird entscheidend sein. Was sich außerdem jeder einzelne holen muss, ist Selbstvertrauen."

Damit war es offenbar in den letzten Wochen bei einigen seiner Mitspieler nicht so weit her. Die Bayern, tragisch gescheitert im Champions-League-Halbfinale an Kroos' Madrilenen, die Dortmunder, die so eine unglückliche Saison hinter sich haben, die vielen Langzeit-Verletzten, die gerade erst wieder den Anschluss geschafft haben - kein Wunder, dass ihre Brust nicht so breit ist, wie die des nun viermaligen Champions-League-Siegers Toni Kroos.

"Nur Deutschland hat die Kultur des Gewinnens"

Aber Mannschaftskamerad Jerome Boateng, einer der gerade erst Wiedergenesenen, will die dürftigen Leistungen in der Vorbereitung gegen Österreich (1:2) und Saudi Arabien (2:1) nicht überbewerten: "Freundschaftsspiele sind etwas anderes als WM-Spiele", erklärte der Innenverteidiger, "es ist ganz wichtig, gerade das erste Spiel zu gewinnen. Darauf liegt unser Fokus".

WM 2018 - Trainingslager Deutschland Jerome Boateng
Verbrachte in den vergangenen Wochen viel Zeit beim Aufbautraining: Jerome BoatengBild: picture-alliance/dpa/Ch. Charisius

Geht es nach Belgiens Nationaltorhüter Thibaut Courtois, dann dürfte daran kaum ein Zweifel bestehen. "Wir haben schon eine Menge Spiele gewonnen, aber ein Turnier ist etwas anderes. Aber wer hat denn die Kultur des Gewinnens? Nur Deutschland, glaube ich, und ein paar Spieler aus Brasilien und Spanien." Große Vorschusslorbeereen also vom Geheimfavoriten.

Alle Spieler fit

Bundestrainer Löw wird gegen Mexiko personell wohl aus dem Vollen schöpfen können. Sowohl Julian Draxler als auch Sami Khedira, die am Mittwoch noch zumindest teilweise wegen kleinerer Verletzungen aussetzen mussten, trainierten am Donnerstag wieder voll mit. Auf dem Trainingsgelände von ZSKA Moskau standen vor allem Sprintübungen auf dem Programm.

So könnten am Sonntag acht oder neun im Kader befindlichen 2014er-Weltmeister das Gerüst der Startelf bilden. Auch wenn sich Löw da noch nicht in die Karten sehen lässt: "Da werde ich mich vielleicht am Samstag festlegen," sagte er im WM-Quartier in Watutinki. Die Trainingseindrücke jetzt in Russland seien für ihn "wichtig, um zu sehen: Wer ist bereit, von Anfang an zu spielen?".

Stellt Erdogan die Mannschaft mit auf?

Trainingslager Nationalmannschaft in Südtirol | Löw & Özil
Der Erdogan-Fauxpas von Mesut Özil (r.) ist offenbar noch nicht vom TischBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Ob Mesut Özil dann auflaufen wird? Auffällig war in den vergangenen Tagen, dass Löw nach der Erdogan-Affäre ein klares Bekenntnis zu seinem Spielmacher vermied. Gut möglich also, dass der gegen Saudi Arabien überzeugende Marco Reus für Özil ins offensive Mittelfeld rücken wird - auch wenn Özil "überhaupt keine Probleme" körperlicherseits habe. Wie sagte doch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff: Die Foto-Propaganda für den türkischen Präsidenten werde ein "kleiner Aspekt" in den Überlegungen des Bundestrainers sein.

Die Mexikaner wollen sich trotz der beeindruckenden Auftakt-Bilanz des DFB-Teams nicht schon vorab geschlagen geben. Carlos Salcedo, in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag, sagt: "Man hat gebührenden Respekt vor Deutschland, schließlich sind sie Weltmeister. Aber niemand ist unbesiegbar." Allerdings war für sein Land bei den vergangenen sechs Weltmeisterschaften jeweils immer schon im Achtelfinale Endstation.