Deutschland gewinnt gegen Liechtenstein
2. September 2021Geballte Offensivkraft ist auf dem Platz: Serge Gnabry genauso wie Marco Reus, Timo Werner und Leroy Sané. Doch Mitte der zweiten Halbzeit legt sich Niklas Süle den Ball auf den rechten Fuß und versucht es von der Strafraumgrenze selbst. Schon das zweite Mal. Deutschland führt zwar mit 1:0 durch einen Treffer von Timo Werner (41.). Aber gegen Liechtenstein, einen der Fußballzwerge schlechthin, ist das viel zu wenig. Zu zäh agiert die deutsche Elf gegen die tief stehenden Liechtensteiner. Schnelle Seitenverlagerungen oder Überraschungsmomente gibt es kaum, deshalb versucht es der Innenverteidiger aus der zweiten Reihe - erfolglos. Genauer zielt Sané etwas später und trifft mit seinem Linksschuss (77.) zum 2:0 (1:0)-Endstand.
Ein dünnes Ergebnis gegen die Nummer 189 der FIFA-Weltrangliste, die gerade mal vier Profis in ihren Reihen hat. "Das Spiel, die Niederlage, ist fast wie ein Sieg für uns. Für uns ist das ein sensationelles Resultat. Hansi Flick hat mir gratuliert," sagte Liechtensteins Trainer Martin Stocklasa. Wer also glaubte beim Debüt von Bundestrainer Hansi Flick wären schon alle Negativphänomene der späten Löw-Ära überwunden, der weiß jetzt: es gibt noch viel Arbeit für den Neuen.
Vertrauen in Musiala zahlt sich aus
Mit Applaus und "Hansi"-Rufen war Flick vor dem Anpfiff von deutschen Fans auf der Tribüne empfangen worden. Als Kapitän schickte er Joshua Kimmich in seinem 60. Länderspiel aufs Feld. Und Anfangs, so schien es, war gleich Flicks Offensivhandschrift zu erkennen: Die ersten beiden Möglichkeiten der deutschen Nationalelf vereitelte Luxemburgs Torhüter Benjamin Büchel fabelhaft. Nach knapp zwanzig Minuten köpfte Robin Gosens an den linken Pfosten. Danach aber erlebte das deutsche Spiel einen Rückfall: die hoch veranlagte Offensive um Werner, Sané, Kai Havertz und Startelf-Debütant Jamal Musiala drängte in den Strafraum - stand sich dort aber oft gegenseitig im Weg. Flick rief, winkte und dirigierte derweil von der Seitenlinie. Musiala zahlte das Vertrauen des Bundestrainers mit einer schönen Aktion zurück: mit einem kurzen Dribbling setzte er sich durch und bediente Werner, der keine Mühe hatte, den Führungstreffer zu erzielen.
Sané sticht heraus
In der noch zäheren zweiten Hälfte wechselte Flick viel durch: Gnabry kam für Havertz, Jonas Hofmann für Ridle Baku, und Marco Reus feierte sein DFB-Comeback mit der Einwechslung für Musiala. Auch Leon Goretzka kam für Gündogan in die Partie. Aber all das brachte kaum neuen Schwung. Flicks Miene an der Seitenlinie wurde phasenweise ernster. Als Stimmungsaufheller erwies sich ausgerechnet Leroy Sané. Der wegen seiner anhaltenden Formkrise in München angezählte Angreifer glänzte nicht nur durch seinen Treffer. Sané suchte Eins-zu-eins-Situationen, probierte Läufe in die Tiefe und eroberte auch mehrmals verlorene Bälle zurück. "Ich kann vom Einsatz her der Mannschaft nichts vorwerfen", sagte Flick zum Ergebnis, aber man merke schon, dass es bei der Mannschaft keine Selbstverständlichkeit sei, "dass sie überzeugt ist, Tore zu schießen."
Die nächste Gelegenheit für den Bundestrainer und seine Elf das zu verbessern kommt schon am Sonntag. In Stuttgart trifft das Team in der WM-Qualifikation auf Armenien.