Erinnerung an die blutige Vergangenheit
10. November 2017Die einstigen Weltkriegsgegner Deutschland und Frankreich wüssten um ihre Aufgabe, "Europa in eine hoffnungsvolle, eine bessere Zukunft zu führen", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor Journalisten im Élyséepalast. Vorausgegangen war ein Treffen mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron. Dieser fügte hinzu: "Wir teilen die Einschätzung, dass die Neugründung der Europäischen Union nötig und dringlich ist." Das kommende Jahr werde entscheidend sein, um deutsch-französische Initiativen in Angriff zu nehmen.
Europa voran bringen
Macron kündigte an, er werde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Details ausarbeiten, sobald die neue Regierungskoalition stehe. Es gehe um ein "neues europäisches Projekt", bei dem Deutschland und Frankreich die Rolle eines "Motors" zukomme.
Unmittelbar nach der Bundestagswahl in Deutschland hatte Macron in einer Grundsatzrede ehrgeizige Pläne zur Weiterentwicklung der EU vorgelegt. Manche Forderungen wie ein Haushalt für die Eurozone sind in Deutschland jedoch umstritten.
Gemeinsame Geschichte
Nach ihrem Gespräch in Paris machten sich die beiden Politiker auf den Weg ins Elsass im Osten Frankreichs. Dort weihten sie am Hartmannsweilerkopf das erste deutsch-französische Museum zum Ersten Weltkrieg ein. An dem Berg, der auf Französisch Vieil Armand oder regional Hartmannswillerkopf heißt, hatten sich deutsche und französische Soldaten im Ersten Weltkrieg (1914-1918) schwere Kämpfe geliefert. Wegen der 30.000 Toten dort wurde der Berg auch "Menschenfresser" genannt.
Nach französischen Angaben geht es bei dem neuen Museum darum, das Gedenken an die Kämpfe unter das Zeichen der Versöhnung der einstigen "Erbfeinde" Deutschland und Frankreich zu stellen. Die Annäherung Deutschlands und Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg gilt als Grundpfeiler der Europäischen Union.
Macron betonte bei dem Festakt, es gehe um eine "gemeinsame Lesart unserer Geschichte". Sie sei der "Sockel für eine gemeinsame Zukunft". Steinmeier verurteilte in seiner Rede übertriebenen Patriotismus und Nationalismus. Jede Generation müsse auf Neue lernen, die Idee der Nation von der Ideologie des Nationalismus zu unterscheiden.
uh/qu (dpa, afp)