Deutschland ist viertgrößter Waffenexporteur
11. März 2019Das Geschäft mit Rüstung boomt: Der weltweite Waffenhandel wuchs im Zeitraum 2014 bis 2018 um 7,8 Prozent im Vergleich zu den Jahren 2009 bis 2013, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri bekanntgab. Grund sind vor allem Waffenlieferungen in den Nahen Osten, aber auch nach Asien und Ozeanien.
Die größten Exporteure waren die USA, Russland, Frankreich, Deutschland und China. Zusammen stehen die fünf Länder für 75 Prozent aller internationalen Rüstungslieferungen der vergangenen fünf Jahre.
Die US-Exporte machen allein 36 Prozent des weltweiten Waffenhandels aus. "Die USA haben ihre Position als weltführender Waffenlieferant weiter gefestigt", sagt Sipri-Waffenexpertin Aude Fleurant. Sie hätten Waffen wie Kampfjets, Kurzstreckenraketen und Lenkbomben in mindestens 98 Länder und damit in weitaus mehr Staaten als andere Exporteure geliefert. Angesichts der Auftragszahlen für Kampfflugzeuge sei davon auszugehen, dass diese in der näheren Zukunft der Exportschlager der US-Waffenindustrie bleiben. Ende 2018 standen demnach 891 Kampfjets auf den US-Auftragslisten.
Interesse an deutschen Schiffen und U-Booten
Platz zwei hinter den USA nimmt auf Exportseite wieder Russland ein, wenn auch mit immer größer werdendem Abstand. Unter anderem wegen des Auftragrückgangs aus Indien und Venezuela seien die russischen Ausfuhren gegenüber dem Vergleichszeitraum 2009 bis 2013 um 17 Prozent gesunken, teilte das Stockholmer Institut mit.
Im Gegensatz dazu seien die französischen (43 Prozent) und deutschen (13 Prozent) Exporte zweistellig angewachsen. Deutschlands Hauptabnehmer waren demnach Südkorea, Griechenland und Israel, vor allem an deutschen Schiffen und U-Booten bestand Interesse. China auf Rang fünf der Exporteure verzeichnete einen moderaten Zuwachs von 2,7 Prozent.
Saudi-Arabien löst Indien als Hauptabnehmer ab
Auf der anderen Seite des Handels haben die Länder des Nahen Ostens ihren Import von Rüstungsgütern um satte 87 Prozent gesteigert. Unter den Hauptgründen dafür seien das gegenseitige Misstrauen zwischen dem Iran auf der einen und Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der anderen Seite sowie der Jemen-Krieg.
Waffen aus den USA, Großbritannien und Frankreich seien in der konflikt- und spannungsgeladenen Golfregion sehr gefragt, sagte Sipri-Spezialist Pieter Wezeman. Allein Saudi-Arabien hat seinen Import laut Sipri um 192 Prozent gesteigert, womit es Indien als größten Waffenimporteur ablöste. Es folgen Ägypten, Australien und Algerien.
Berlin ereilt weniger Ausfuhrgenehmigungen
Die deutsche Bundesregierung hatte im November 2018 als Reaktion auf die Tötung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi alle Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien gestoppt. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte eine Aufhebung des Lieferverbots zuletzt an Fortschritte im Friedensprozess für den Jemen geknüpft.
Die deutsche Rüstungsindustrie musste damit das dritte Jahr in Serie eine Abnahme der Ausfuhrgenehmigungen hinnehmen. Ein Wachstum gab es zuletzt 2015. Vor dem im November verhängten Exportstopp waren 2018 Exportgenehmigungen im Wert von 416 Millionen Euro für Saudi-Arabien erteilt worden. Auch für Algerien und Pakistan wurden im selben Jahr Genehmigungen im dreistelligen Millionenbereich erteilt.
Den Sipri-Forschern geht es bei ihren jährlichen Berichten um langfristige internationale Trends, ihre Werte bemessen sich nach dem Volumen, nicht dem finanziellen Wert von Waffen-Deals.
cw/gri (afp, dpa, epd)