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Klimaschutz: Vorreiter Deutschland?

Heiner Kiesel3. November 2014

Die Bundesregierung sieht Deutschland als praktisches Beispiel dafür, wie der Klimawandel zu bremsen ist. Allzu konkret werden die zwei Bundesministerinnen Wanka und Hendricks in ihren Aussagen dann aber doch nicht.

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PK zum Bericht des Weltklimarats IPCC Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Umweltministerin Barbara Hendricks
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Umweltministerin Barbara HendricksBild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Kaum hat der Weltklimarat seinen alarmierenden Sachstandsbericht veröffentlicht, da bemüht sich die Bundesregierung, Zuversicht zu verbreiten. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagt, sie halte es für machbar, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. "Wir kennen die Werkzeuge dafür", sagte Hendricks am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Deutschland steuere mit seiner Energiewende wichtige Technologien und Erfahrungen bei. "Wir können zeigen, dass Klimaschutz auch in einem Industrieland funktioniert." Die ebenfalls anwesende Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hob die Rolle deutscher Forschungseinrichtungen beim Kampf gegen den Klimawandel hervor, zum Beispiel bei Innovationen gegen Kohlendioxid-Emissionen.

Politikerinnen wollen handeln

Der aktuelle Bericht des Klimarates habe eine richtungsweisende Funktion für die Politik, unterstrich Umweltministerin Hendricks. Dabei verwies sie auch auf die positiven Aspekte: "Wir begreifen das auch als Modernisierungsprogramm und wer da zu spät kommt, den bestraft der internationale Wettbewerb." Die seit einem knappen Jahr amtierende Hendricks zeigte sich unzufrieden, mit den Maßnahmen, die Deutschland in den vergangenen 15 Jahren ergriffen hat, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. "Wir müssen die jährlichen Minderungen jetzt deutlich erhöhen." Deutschland hat sich auf eine CO2-Reduktion von 40 Prozent bis 2020 verpflichtet. Dieses Ziel ist nach Ansicht von Forschern mit den derzeit ergriffenen Mitteln nicht zu erreichen. Hendricks will daher die Zahl der Kohlekraftwerke in Deutschland verringern. "Wir werden Kohlekraftwerkskapazitäten abbauen müssen", sagte die Ministerin.

Die Umweltministerin forderte eine Reform des Handels mit Treibhausgas-Zertifikaten und eine bessere internationale Koordination. "Noch haben wir die Chance, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen." Die Bundesregierung wolle am 3. Dezember ein Aktionsprogramm verabschieden. Einzelheiten zu konkret anstehenden Maßnahmen wollte Hendricks nicht nennen.

Weltklimabericht IPCC 2014 Ottmar Edenhofer
Warnt vor dem Klimawandel: Ottmar EdenhoferBild: Reuters

Forschungsministerin Wanka möchte beispielsweise bei Ticket- und Geldautomaten neue Techniken etablieren, durch die der CO2-Ausstoß der Geräte nach Ansicht der Ministerin um die Hälfte auf dann 500 dann Millionen Tonnen gesenkt werden kann.

Eindeutiger Klimabericht des IPCC

Die beiden Ministerinnen beziehen sich auf ein 40 Seiten starkes Dokument des Weltklimarates (IPCC), das die Erkenntnisse von mehreren Tausend Seiten Weltklimareport zusammenfasst. Darin wird die Erwärmung des Klimasystems als "eindeutig" bezeichnet und die Urherberschaft durch Menschen als "äußerst wahrscheinlich".

Drastische Folgen wie Hungersnöte, gewaltsame Konflikte und der Anstieg des Meeresspiegels werden dort beschrieben. Einer der Autoren des Reports, Ottmar Edenhofer, hob im Anschluss an die Aussagen der beiden Politikerinnen hervor, dass "wir in den nächsten drei Dekaden noch die Option haben, zwischen einer Erwärmung von zwei oder vier Grad zu wählen". Setze sich die gegenwärtige Entwicklung fort, bleibe nur noch die Option, sich anzupassen. "Die Risiken beim Kampf gegen den Klimawandel sind zu bewältigen, die Risiken eines Klimawandels aber nicht!", appellierte Edenhofer.