Deutschlands Flüchtlingshilfe
16. Juni 2013Deutschland wird im Juli die erste Gruppe von insgesamt rund 5000 syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen aufnehmen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wies im Gespräch mit der "Welt am Sonntag" darauf hin, dass darüber hinaus allein von Januar bis Mai dieses Jahres rund 4000 Syrer nach Deutschland gekommen seien und Asyl beantragt hätten. "An den Zahlen wird deutlich, wie wichtig es ist, für die wirklich Hilfsbedürftigen eine Zuflucht anbieten zu können", sagte Friedrich. Diese seien von denen zu unterscheiden, die lediglich die Sozialsysteme in der Bundesrepublik ausnutzen wollten.
Deutschland hat im März zugesagt, rund 5000 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Laut dem Innenministerium geht Berlin mit dieser Zusage in Europa voran. Insgesamt sollen in Europa rund 10.000 Flüchtlinge Zuflucht finden. Als "sehr gefährlich" bezeichnete der Innenminister die deutschen Islamisten, die im syrischen Bürgerkrieg kämpften. "Wenn diese Extremisten dann zurückkehren, sind sie tickende Zeitbomben. Denn sie werden im Umgang mit Waffen ausgebildet und ideologisch noch mehr radikalisiert", sagte Friedrich der Zeitung. Er sprach von "rund 60 Islamisten" aus Deutschland, die zum Kämpfen nach Syrien gereist seien.
Deutschland stellt weitere 25 Millionen Euro bereit
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel teilte unterdessen mit, dass Deutschland für die Versorgung syrischer Flüchtlinge allgemein noch einmal 25 Millionen Euro bereitstellen werde. Das Geld solle Hilfsprojekten des Welternährungsprogramms, dem Kinderhilfswerk UNICEF sowie Jordanien zugutekommen, wo im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Flüchtlinge Zuflucht gesucht haben. Niebel äußerte sich während eines Besuches in dem Flüchtlingslager Nizip in der Türkei. Der FDP-Politiker lobte in diesem Zusammenhang die Hilfsbereitschaft der Menschen in den Nachbarstaaten Syriens, wo die meisten der Flüchtlinge Aufnahme gefunden haben. "Die aktuelle Flüchtlingskrise hat ein Ausmaß erreicht, das wir uns alle nicht haben vorstellen können", erklärte er.
Die Türkei hat nach eigenen Angaben mehr als 400.000 der insgesamt 1,6 Millionen syrischen Flüchtlinge aufgenommen. Nur rund die Hälfte von ihnen wohnt in Zeltstädten oder Containerlagern. Die restlichen Flüchtlinge leben in der Türkei von Ersparnissen oder versuchen, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. In Deutschland ansässige Syrer und Deutsche syrischer Herkunft beklagen dagegen, sie könnten keine Verwandten bei sich aufnehmen, da diese für Deutschland keine Visa erhielten.
sti/kle (afp, dpa)