Deutschlands Millionengräber
Deutschland ist stolz auf seine Ingenieure. Wieso sind dann ausgerechnet Prestigebauten wie die Hamburger Elbphilharmonie voller Mängel? Der gerade veröffentlichte Fehlerkatalog ist 700 Seiten dick. Kein Einzelfall...
Elbphilharmornie Hamburg
Die Elbphilharmonie sollte eigentlich der Stolz der Hamburger werden: eins der zehn besten Konzerthäuser Deutschlands. So der Plan. Die Kosten haben sich seit der Ausschreibung des Projekts im Jahr 2006 aber verzehnfacht - auf 789 Millionen Euro. Die Eröffnung wurde von 2010 auf 2017 verschoben. Woran das liegt, zeigt nun der Fehlerkatalog des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses.
Chaos auf der Baustelle
Der Kostenexplosion gehen viele Fehler voraus. Man könnte sagen: Viele Planer verderben den Bau – auf Kosten der Steuerzahler. Der Untersuchungsausschuss stellt fest: "Mit der verfehlten Projektkonstruktion und der unvollständigen Planung sei die Elbphilharmonie zum Spielball des Generalunternehmers Hochtief und der Architekten Herzog & de Meuron geworden."
Fiasko Hauptstadtflughafen
Die Elbphilharmonie ist kein Einzelfall: Auch der Flughafen Berlin-Brandenburg ist schon jetzt ein Milliardengrab. Seit 2006 ist er in Bau. Eröffnungstermin: unbekannt verschoben. Bisher haben Berlin, Brandenburg und der Bund als Eigentümer 4,3 Milliarden Euro für den Bau bewilligt. Die Gesamtkosten sollen mehr als 5 Milliarden Euro betragen.
Hafen ohne Schiffe
Noch eine Fehlplanung: In Wilhelmshaven an der Nordsee wurde für eine Milliarde Euro ein Tiefseehafen errichtet. Doch seit der Eröffnung im September 2012 haben bislang nur wenige Containerschiffe angelegt. 950 Millionen Euro wurden für den Containerterminal investiert. Das Besondere: Er ist unabhängig von Ebbe und Flut.
Moschee in Köln
Auch die Kölner Zentralmoschee ist noch im Bau. Eigentlich sollte sie vor anderthalb Jahren fertig gestellt worden sein. Der Bauherr, die "Türkisch Islamische Union" (Ditib), hat aber zwischenzeitlich dem Architekten Paul Böhm gekündigt. Der Vorwurf: 2000 Fehler am Rohbau und eine Kostenexplosion. Nun soll die Eröffnung im Sommer 2014 stattfinden.
World Conference Center Bonn
Das World Conference Center Bonn (WCCB) im Bonner Bundesviertel umfasst die ehemaligen Plenargebäude des Deutschen Bundestages – den Neuen Plenarsaal und das Wasserwerk – und Teile des Bundeshauses. Dazu sollten ein Kongresszentrum und ein Hotel gebaut werden. 2009 war der Investor pleite. Das Projekt kostet inzwischen 76,8 Millionen Euro. Eröffnung ist wahrscheinlich erst 2015.
Pinakothek der Moderne in München
Die Pinakothek der Moderne in München wurde am 16. September 2002 eröffnet. Sie zählt zu den beliebtesten Museen Deutschlands. Wegen Rissen im Mauerwerk musste das rund 121 Millionen Euro teure Museum im Februar 2012 für ein halbes Jahr schließen. Schon während der Bauzeit traten zahlreiche Mängel auf, so dass der Eröffnungstermin mehrfach verschoben werden musste.
Akademie der Künste in Berlin
In der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin, geplant von Günter Behnisch, zeigten sich zwei Jahre nach ihrer Einweihung im Jahr 2005 schon Schimmelflecken im Keller. 2010 kamen weitere Mängel hinzu: die Klimaanlage, aber auch Fassade und Dach mussten saniert werden. Kosten: mehr als 7,35 Millionen Euro.
Bundeskanzleramt in Berlin
Schon sieben Jahre nach dem ersten Bezug traten auch am Berliner Kanzleramt gravierende Baumängel auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel musste zweimal ihr Büro räumen. Risse in den Wänden, undichte Dächer und wellige Böden setzten dem im Jahr 2000 fertig gestellten und 250 Millionen Euro teuren Regierungssitz lange Zeit zu.
Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt/Main
Stararchitekt Richard Meier wurde für seinen Entwurf für das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main vielfach ausgezeichnet. Der weiße Kubus wurde 1985 errichtet, erwies sich allerdings nach knapp 20 Jahren als Sanierungsfall. Kosten: 4,5 Millionen Euro, um feuchte Keller und Mauern, das undichte Dach und poröse Fassadenplatten wieder instandzusetzen.