Neuer und Gnabry - auf verlorenem Posten
7. September 2019Sichtlich genervt und ein wenig ratlos schaute Manuel Neuer in der 79. Minute seine Vorderleute an. Der niederländische Stürmer Donyell Malen hatte gerade das vorentscheidende dritte Tor für die Gäste erzielt. "Wir haben unter unseren Möglichkeiten gespielt. Über 90 Minuten war Holland die bessere Mannschaft", analysierte Joachim Löw nach dem Spiel bei RTL. Der 2:4-Endstand war demnach der logische Schlusspunkt eines aus deutscher Sicht enttäuschenden Abends.
Die Gründe für die erste Heimniederlage in einem EM-Qualifikationsspiel seit 2007 liegen auf der Hand. Einige Spieler blieben an diesem Abend unter ihren Möglichkeiten. Timo Werner, in der Bundesliga bisher mit glänzenden Auftritten, enttäuschte auf seiner offensiven Außenbahn. Die Abwehr um Niklas Süle, Jonathan Tah und Matthias Ginter war in den entscheidenden Situationen nicht konzentriert genug. "Da sind Fehler passiert, die dürfen uns gegen Holland nicht passieren", sagte Löw. "Aber Qualitätsmängel sind es keine."
Lichtblicke in zwei Mannschaftsteilen
Den wohl frustrierendsten Abend erlebte Manuel Neuer im Tor der DFB-Elf. Der zeigte eine gute Leistung und entschärfte immer wieder gefährliche Versuche der niederländischen Angreifer. An allen vier Gegentoren traf den 33-Jährigen keine Schuld. Nach knapp einer Stunde honorierten die Fans im Hamburger Stadion die Leistung des DFB-Kapitäns mit "Manuel Neuer"-Sprechchören.
Ähnlich erging es Serge Gnabry, der die deutsche Mannschaft nach nur neun Minuten in Führung brachte. An nahezu jeder gefährlichen Aktion war der Münchener Offensivmann beteiligt, war aber auch defensiv immer zur Stelle. Sein achtes Tor im neunten Länderspiel beweist, wie wichtig er für das Team ist. Dementsprechend hatte Löw dem 24-Jährigen bereits vor dem Spiel eine "dauerhafte" Einsatzgarantie gegeben. "Gnabry spielt bei mir immer", hatte der Bundestrainer gesagt und ergänzt: "Er hat Tempo, Torgefahr und ist für den Gegner schwer zu greifen."
Ein Dämpfer zur rechten Zeit
Nach zuletzt drei Siegen in der EM-Qualifikation musste das neu formierte DFB-Team die erste Niederlage hinnehmen. Ein Dämpfer zur rechten Zeit? Löw zumindest will das Spiel nicht zu hoch hängen und hofft nun auf die Erfahrung seiner Routiniers. "Toni Kroos oder auch Neuer haben solche Situationen schon einmal erlebt", so der 59-Jährige. Diese Spieler sollen nun die jungen Mannschaftskollegen wieder aufbauen. Löw zeigte sich zuversichtlich, dass die Nationalmannschaft gegen Nordirland am Montag wieder ein anderes Gesicht zeigen wird. Sicher mit dabei sind Gnabry und Neuer, die an diesem Hamburger Abend lediglich auf verlorenem Posten agieren konnten.