DFB-Elf probt den Ernstfall
11. Juni 2014Bei den ersten Versuchen wirft sich Manuel Neuer noch etwas zaghaft auf die rechte Seite. Er scheint reinhören zu wollen in seinen Körper, genauer: in seine rechte Schulter. Doch die meldet ganz offensichtlich keine Probleme. Denn bei den nächsten Schüssen, die Torwarttrainer Andreas Köpke abgibt, springt Neuer energischer ab und landet härter auf der rechten Seite – kein Problem.
Der Bundestrainer wird es aus der Ferne mit Zufriedenheit gesehen haben, was sich da auf dem Nebenplatz abspielte. Sein Stammtorhüter konnte wieder am regulären Mannschaftstraining teilnehmen und die volle Belastung ausüben. "Manuel ist auf einem richtig guten Weg", betonte Köpke kurz vor der Trainingseinheit am Nachmittag. "Teilweise hat er hier in Brasilien zweimal trainiert, um Vertrauen zu seiner Schulter zu gewinnen. Somit sind wir auch guter Dinge für das erste WM-Spiel. Wir kriegen das hin."
Körper und Geist auf Wettkampfmodus bringen
Die Sorgenfalten auf der Stirn von Joachim Löw sind also weniger geworden, denn wie Neuer kann auch Philipp Lahm auflaufen – auf welcher Position auch immer, wie der Kapitän am Vortag klarmachte. Er brauche nur fünf Minuten, um sich umzustellen von Verteidigung auf defensives Mittelfeld. Nun, da alle vormals Verletzten wieder im Mannschaftstraining sind, ist es für Löw an der Zeit, die Zügel etwas anzuziehen: Das Auftaktmatch gegen Portugal am Montag rückt näher und damit auch der klimatsche Ernstfall. Um sich auf die erwartet hohen Temperaturen zur Anpfiffzeit (13 Uhr Ortszeit) vorzubereiten, ließ Löw am Mittwoch zur gleichen Zeit trainieren.
Nicht nur für den Körper sei das eine Umstellung, sondern auch für den Kopf, betonte Team-Psychologe Hans-Dieter Hermann, der die Mannschaft mental auf den Wettkampf vorbereiten soll. Die Spieler seien andere Zeiten gewohnt, an denen ihre Leistungsabgabe erfolge. "Sie müssen sich nun darauf einstellen, dass sie um 13 Uhr ihre Leistung abrufen müssen."
Der Ernstfall kommt erst noch
Dafür wurde nicht nur das Training vorverlegt, der ganze Tagesablauf des deutschen Teams wurde an den des ersten Spieltags angelehnt. Kurz nach Sonnenaufgang klingelten die Wecker in den Wohngemeinschaften im Campo Bahia. "Das sind natürlich Uhrzeiten, die viele von uns nicht gewohnt sind", sagte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke mit einem Augenzwinkern.
Beim Training war der Mannschaft das nicht mehr anzumerken: Business as usual auf dem Grün von Santo André. Denn die Temperaturen waren am Mittwoch nach einem Regenguss am Mittag mit 28 Grad vergleichsweise mild. Der richtige Ernstfall kommt also noch - spätestens am Montag in Salvador.