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DFB-Frauen wollen Klarheit zur Zukunft der Bundestrainerin

27. September 2023

Der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen gelingt nach dem Fehlstart in die Nations League gegen Island ein klarer Sieg. Jetzt soll die Trainerfrage geklärt werden, in der Stefan Kuntz als Kandidat gehandelt wird.

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Deutsche Spielerinnen bejubeln Tor im Nations-League-Spiel Deutschland gegen Island
Sieg gegen Island geschafft, aber wie geht es weiter mit der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen?Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Nach dem deutlichen 4:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen im zweiten Spiel der Nations League sieht die Welt wieder ein wenig besser aus. "Die Erlösung ist groß. Man hat Leben gespürt in der Mannschaft. Das tut sehr gut", sagte Giulia Gwinn im ZDF. "Wir wollten etwas gutmachen, das ist gelungen." Doppel-Torschützin Klara Bühl war "unfassbar froh, dass der Knoten geplatzt ist." Zum Auftakt der Nations League, die zunächst sechs Partien umfasst, hatte es eine 0:2-Niederlage in Dänemark gegeben - ein herber Dämpfer, wollte man doch nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Fußball-WM die fußballerische Durststrecke eigentlich beenden und wieder Erfolge feiern. Das ist jetzt gelungen, und damit rückt die über allem schwebende Frage wieder in den Fokus: Wie geht es weiter mit der erkrankten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg?

Was bedeutet Voss-Tecklenburgs Fehlen für die Mannschaft?

Weil Voss-Tecklenburg, deren Vertrag noch bis 2025 läuft, krank fehlt und ihre Zukunft ungewiss ist, hängt die Nationalmannschaft in der Schwebe. Auch die Analyse und Aufarbeitung des frühen Ausscheidens bei der WM kann nicht bisher nicht abgeschlossen werden. Das sorgt für Unruhe und Spekulationen. Vor den Nations-League-Partien hatte es Berichte gegeben, wonach sich Spielerinnen über mangelhafte Kommunikation und taktische Defizite im Trainerteam um Voss-Tecklenburg bei der WM in Australien beklagt hätten. Außerdem tauchten Gerüchte auf, dass es zwischen Voss-Tecklenburg und Co-Trainerin Britta Carlson Streit gegeben haben soll. Das wies Carlson aber zurück. "Unser Verhältnis hat sich nicht verändert", sagte die 45-Jährige, die 2005 als Spielerin mit Deutschland den EM-Titel gewann. Sie hoffte auf ein möglichst schnelles Ende der Hängepartie. "Ich würde mir eine Klarheit für alle wünschen. Ob es jetzt für das Trainerteam ist, für die Mannschaft. Weil ich einfach möchte, dass wir, Deutschland, wieder so erstarken, wie es vorher mal war."

Deutschlands Co-Trainerin Britta Carlson gibt beim Nations-League-Spiel Deutschland gegen Island den Ball an Felicitas Rauch weiter
Ende der Hängepartie: Spielerinnen und Co-Trainerin Britta Carlson (r.) möchten Klarheit in der TrainerfrageBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

In das gleiche Horn stießen auch die Spielerinnen nach dem Sieg gegen Island: "Es ist jetzt an der Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird und Klarheit besteht", sagte Mittelfeldspielerin Lena Lattwein. "Es ist für uns keine schöne Situation, dass man keine Gewissheit hat." Ähnlich sah es Kapitänin Alexandra Popp: "Natürlich benötigen wir Klarheit, wie es dann auch ganz genau weitergeht. Wir werden in den Austausch mit dem DFB gehen."

Kommt Martina Voss-Tecklenburg überhaupt zurück?

Je länger die Krankheitsphase der Bundestrainerin dauert, umso unwahrscheinlicher wird eine Rückkehr. "Die WM in Australien hat sie sehr mitgenommen", hatte ihr Ehemann Hermann Voss-Tecklenburg vor einiger Zeit gegenüber der "Bild"-Zeitung geäußert. "Sie ist schon krank aus Australien wiedergekommen, sie war mental und körperlich angeschlagen." Die 55 Jahre alte Voss-Tecklenburg selbst äußerte sich bisher nicht über ihren Gesundheitszustand.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gestikuliert
Kehrt sie nach ihrer Genesung zurück oder scheidet Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aus?Bild: Hannah Mckay/REUTERS

Die Frage, wann und ob seine Cheftrainerin überhaupt in ihr Amt zurückkehrt, will oder kann auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach wie vor nicht beantworten. Das Thema werde man aus Respekt vor der Bundestrainerin nicht öffentlich kommentieren, hieß es vor den Nations-League-Partien. Nach dem Island-Spiele meldete Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften beim DFB, es gebe "keine Neuigkeiten". Die Situation sei "unglücklich, Krankheiten sind nicht planbar. Wir müssen nach den Länderspielen zusammenkommen und die WM-Analyse zeitnah präsentieren. Aber unsere Protagonistin, die Bundestrainerin, muss dabei natürlich eine entscheidende Rolle spielen", sagte er.

Wer könnte übernehmen, wenn der DFB sich von Voss-Tecklenburg trennt?

Wie die "Bild"-Zeitung und die "Sport Bild" berichten, gilt Stefan Kuntz als Trainerkandidat beim Frauen-Nationalteam. Sollte demnächst eine Entscheidung in der Causa Voss-Tecklenburg fallen, stünde der 60-Jährige bereit, heißt es. Kuntz war zuletzt Nationaltrainer der Männer in der Türkei. Zuvor war er lange Zeit beim DFB tätig und als U21-Nationaltrainer der Männer sehr erfolgreich. Zweimal gewann er mit dem deutschen Nachwuchsteam die Europameisterschaft. Er selbst gab an, nicht in Gesprächen mit dem DFB für ein mögliches Engagement als Frauen-Bundestrainer zu sein.

Stefan Kuntz
Übernimmt er bald die DFB-Frauen? Stefan Kuntz gilt als Kandidat auf die Nachfolge Voss-TecklenburgsBild: Gladys Chai von der Laage/IMAGO

Neben Kuntz soll Ralf Kellermann vom VfL Wolfsburg ein weiterer Kandidat sein. Kellermann war von 2008 bis 2017 Trainer der Frauen des VfL Wolfsburg. Seitdem arbeitet er als sportlicher Leiter bei den "Wölfinnen". Co-Trainerin Britta Carlson hatte auf Nachfrage bereits gesagt, dass sie nicht als Bundestrainerin zur Verfügung stehe, da sie - wenn überhaupt - eher eine Chefrolle als Vereinstrainerin anstrebe.

Was steht sportlich auf dem Spiel?

In den Spielen der bei den Frauen neu eingeführten Nations League geht es um nicht weniger als die Olympia-Qualifikation. Der Weg nach Paris ist allerdings alles andere als einfach, da für europäische Teams nur noch zwei frei Plätze vorhanden sind. Als dritte Mannschaft aus Europa ist Gastgeber Frankreich bereits gesetzt. Die deutsche Mannschaft muss daher zunächst ihre Gruppe gewinnen, in der sie es neben Dänemark und Island mit Wales zu tun bekommen, und anschließend im Final-Four-Turnier der vier Gruppensieger das Finale erreichen. Sollte Frankreich ins Nations-League-Endspiel einziehen, reicht auch der dritte Platz, um das Olympia-Ticket zu buchen. Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio war Deutschland nicht dabei.

Der Artikel wurde am 27. September aktualisiert.