DFB-Chef-Wahl: Neuendorf oder Peters?
9. März 2022Bernd Neuendorf und Peter Peters haben einiges gemeinsam: Beide gehören in etwa derselben Altersklasse an. Sie kommen aus der Eifel im Westen Deutschlands. Sie haben auf bescheidenem Niveau selbst Fußball gespielt. Sie waren einst Fans von Borussia Mönchengladbach. Sie sind Väter zweier Kinder, haben als Journalisten gearbeitet und sind irgendwann Fußballfunktionäre geworden. An diesem Freitag aber sind Neuendorf und Peters Konkurrenten. Der Bundestag des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) wird in Bonn einen von beiden zum neuen Präsidenten des mitgliederstärksten Fußballverbands der Welt wählen.
Die deutlich besseren Chancen hat Neuendorf. Die Spitzen der 21 DFB-Landesverbände, die im Bundestag die Mehrheit der 262 Delegierten stellen, haben sich bereits im Vorfeld für den 60-Jährigen ausgesprochen. "Es war wirklich nicht mein Lebensplan", sagt Neuendorf. Doch er sehe sich in der Verantwortung für den krisengeschüttelten DFB und wolle versuchen, "das Vertrauen der Menschen wieder zurückzugewinnen". Außerdem wolle er dafür sorgen, dass die DFB-Spitze diverser werde: "Wir müssen die Gesellschaft im Fußball und auch im Verband besser abbilden und insgesamt vielfältiger werden." So plant Neuendorf, die frühere Nationalspielerin Celia Sasic als Präsidiumsmitglied für Diversität und Vielfalt in die DFB-Führung zu holen.
Politische Karriere in der SPD
Neuendorf wuchs in der Stadt Düren am Nordrand der Eifel auf. Nach dem Abitur studierte er in Bonn und Oxford Politikwissenschaften und Soziologie. Nach seinem Abschluss arbeitete er zunächst als Journalist für Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen. 2003 begann er seine politische Karriere in der SPD, zunächst als Sprecher des Vorstands unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Fünf Jahre lang, von 2012 bis 2017, war Neuendorf Staatssekretär im Familien-Ministerium des Bundeslands Nordrhein-Westfalen. Seine damalige Chefin, Ex-Ministerin Christina Kampmann, bezeichnete ihn als "durchsetzungsstark, immer integer und immer Mensch".
Seit Mitte 2019 steht Neuendorf als Präsident an der Spitze des DFB-Verbands Mittelrhein, der für die Vereine im Gebiet zwischen den Städten Aachen, Köln und Bonn zuständig ist. Für ihn spricht, dass er bisher nicht in die DFB-Spitze eingebunden war und daher von den Turbulenzen der vergangenen Jahre verschont blieb. Gegen Neuendorf könnte ins Gewicht fallen, dass er sich weniger vehement vom umstrittenen DFB-Interimspräsident Rainer Koch distanziert hat als Peter Peters.
Am Montag hatten die drei ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller, Reinhard Grindel und Theo Zwanziger für Schlagzeilen gesorgt, als sie das endgültige Aus Kochs im Verband gefordert hatten. Damit leisteten sie indirekt Wahlhilfe für Peters, der im Gegensatz zu Neuendorf jede weitere Zusammenarbeit mit Koch abgelehnt hatte.
27 Jahre auf Schalke
Peters wurde 1962 im Eifeldorf Ochtendung nahe Koblenz geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Dortmund - in seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit der Wirtschaftlichkeit der Fußball-Bundesliga - arbeitete er zunächst als Sportjournalist im Ruhrgebiet. 1991 wechselte Peters die Seiten: Er wurde stellvertretender Geschäftsführer des damaligen Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern.
Zwei Jahre später wechselte er zum FC Schalke 04, zunächst als Geschäftsführer, später dann als Finanz-Vorstand. Als Peters 2020 auf eigenen Wunsch nach 27 Jahren den Verein verließ, lobten die Schalker seine "mutigen und weitsichtigen Entscheidungen zum Wohle des Klubs", etwa beim Bau der modernen Arena in Gelsenkirchen. Doch es gab auch Kritiker, die Peters für die Schulden des Vereins in Höhe von damals knapp 200 Millionen Euro verantwortlich machten. Als Finanz-Vorstand war er auch für den jetzt beendeten Sponsorenvertrag der Schalker mit dem russischen Staatskonzern Gazprom zuständig.
Parallel zu seiner Vereinszeit machte Peters auch Verbandskarriere. Seit 2004 war er in Spitzengremien der für die erste und zweite Bundesliga zuständigen Deutschen Fußball Liga (DFL) vertreten, ab 2007 auch in den Führungsgremien des DFB, zuletzt als Vizepräsident. Nun will der 59-Jährige eine Stufe höher steigen. "Der deutsche Fußball hat seine Glaubwürdigkeit eingebüßt", verkündete Peters in seinem Wahlprogramm. "Sie müssen wir zurückgewinnen."