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Hoffen auf den "Götze-Moment"

30. November 2022

Die DFB-Elf braucht beim letzten Gruppenspiel der WM gegen Costa Rica unbedingt einen Sieg, denn die Situation in der Gruppe E ist gefährlich.

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Das deutsche Team beim Training, Marion Götze bindet sich knieend die Schuhe zu.
Mario Götze (2.v.r) ist nach fünf Jahren wieder beim DFB dabei und könnte zum entscheidenden Faktor werdenBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Es war eine ungewohnt angespannte Atmosphäre im Pressekonferenzraum eins zu spüren. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten warteten ungeduldig auf Bundestrainer Hansi Flick und Verteidiger Lukas Klostermann. Beide Protagonisten waren vom DFB angekündigt worden, um über das wichtige Spiel gegen Costa Rica zu sprechen. Doch es wurde getuschelt und gerätselt, ob Klostermann denn auch wirklich zum Pressegespräch erscheinen würde. Aber warum die ganze Unsicherheit bei den wartenden Medienschaffenden im Saal? Was war passiert?

Beim letzten Termin des DFB im International Broadcast Center (IBC), also dem Ort, wo alle offiziellen Medientermine der FIFA während der WM in Katar stattfinden, war Flick alleine gekommen. Man habe den Spielern vor dem wichtigen Duell gegen Spanien die Strapazen der Anreise ersparen wollen, hatte der Bundestrainer in der vergangenen Woche erklärt. Der Grund war, zumindest aus Sicht der DFB-Verantwortlichen, nachvollziehbar. Immerhin liegt das Team-Camp in Al-Shamal, rund 100 Kilometer nördlich von der katarischen Hauptstadt Doha. Die ungefähr 60-minütige Autofahrt - sicher nur schwer zumutbar für einen Fußball-Profi.

Flick: "Wir sind auf einem guten Weg"

Doch dann war es endlich soweit. Pünktlich zum offiziellen Start des Mediengesprächs betraten erst der Bundestrainer und anschließend auch Klostermann das Podest. "Wir haben das Weiterkommen natürlich nicht mehr ganz in der eigenen Hand", sagte Flick: "Wir haben das erste Spiel nicht so gestaltet, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber Druck? Wir wollen ins Achtelfinale einziehen, dafür sind wir da." Vor dem letzten Spiel in der Gruppe E am Donnerstag (Anstoß 20 Uhr MEZ) gab sich der 57-Jährige betont selbstbewusst. Bloß keine Schwäche zeigen, so sein Motto.

Bundestrainer Hansi Flick sitzt bei einer DFB-Pressekonferenz auf dem Podium.
Bundestrainer Hansi Flick bleibt gewohnt gelassen vor dem entscheidenden WM-Spiel gegen Costa RicaBild: Markus Gilliar/GES/picture alliance

"Wir sind auf einem guten Weg. Ich habe das Gefühl, dass wir im Training immer besser werden. Das Zusammenspiel und das Kombinieren bekommen wir besser in den Griff", sagte Flick. "Es ist wichtig, dass wir im Ballbesitz bessere Lösungen haben als zuvor. Wir sind auf einem guten Weg. Und dann gucken wir, wie weit uns dieser Weg führt." Die Konstellation in der deutschen Gruppe ist nicht einfach. Das DFB-Team muss gegen Costa Rica gewinnen und auf das richtige Ergebnis im Parallelspiel zwischen Spanien und Japanhoffen.

Die Sorge des DFB, erneut nach der Gruppenphase aus einer WM auszuscheiden, ist allgegenwärtig. Auch bei der Weltmeisterschaft in Russland 2018 brauchte die Nationalmannschaft einen Erfolg im letzten Spiel. "Ich gehe stark von einer defensiven Mannschaft aus, wie sie [die Spieler Costa Ricas - Anm. d. Redaktion] es gegen Japan gemacht haben", so Flick. Man wolle gute Lösungen finden und "das Spiel möglichst schnell klarmachen, um auf dem anderen Platz auch Druck auszuüben".

Klostermann warnt vor Costa Rica

Seit über einem Jahr ist Flick mittlerweile verantwortlich für die Nationalmannschaft. Und seit dieser Zeit hat der Bundestrainer immer wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Eine wackelige Defensive und eine Offensive, die das Tor nicht oft genug und schon gar nicht regelmäßig trifft. Gerade gegen tiefstehende Gegner hat die DFB-Elf immer wieder Probleme. "Wir haben schon gesehen, dass wir auf eine sehr physische und leidenschaftliche Mannschaft treffen werden", gab Klostermann zu Protokoll.

Dem Verteidiger, der gegen Spanien in den Schlussminuten zu ein paar WM-Minuten gekommen war, wirkte entspannt. Die Strapazen der Autofahrt bis zum IBC schienen ohne größere Spuren an ihm vorbeigegangen zu sein. "Wir müssen mutig, flexibel und schnell spielen. Sie immer wieder vor verschiedene Aufgaben stellen. Dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir gewinnen können", sagte der 26-Jährige.

Warten auf den "Götze-Moment"

Wer beim entscheidenden Spiel auf dem Platz stehen wird, ist nicht klar. Aus der Aufstellung macht der Bundestrainer wie immer ein großes Geheimnis. Die Akteure, die gegen Spanien eine gute Leistung gezeigt hatten, dürften bei Flick aber ganz oben auf der Liste stehen. Und wenn es in der Offensive dann mal wieder hakt, könnte er auch immer noch auf Mario Götze zurückgreifen.

Im Finale der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 erzielt Mario Götze das Siegtor gegen Argentinien
Im Finale der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 erzielte Mario Götze das Siegtor gegen ArgentinienBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Der WM-Siegtorschütze von Brasilien hatte aufgrund guter Leistungen bei Eintracht Frankfurt den Weg zurück in die Nationalmannschaft geschafft, bisher aber noch keine Rolle bei dieser WM gespielt. "Mario hat eine enorme Qualität, ist sehr ballsicher, weiß, in welchen Räumen er sich aufhalten muss, und ist sehr gut beim letzten Pass", erklärte Flick: "Er ist zu Recht hier bei dieser WM dabei und hat es im Training auch gezeigt." Thomas Müller ist überzeugt, dass Götze auch in Katar wieder für einen besonderen Moment sorgen kann. "Ich glaube, dass es die Chance gibt, dass er diesen Götze-Moment wieder bekommen kann", sagte Müller.

Wer beim Spiel gegen Costa Rica diesen besonderen "Götze-Moment" letztendlich haben wird, dürfte Hansi Flick und seinen Spielern ziemlich egal sein. Vieles spricht für Stürmer Niclas Füllkrug, der gegen Spanien seinen ersten WM-Treffer und damit auch den wichtigen Ausgleich erzielen konnte. Die Hauptsache dürfte aber sein, dass Deutschland es ins Achtelfinale schafft. Sollte die K.o-Phase dennoch verpasst werden, wird Flick das Amt des Bundestrainer - wenn es nach ihm geht - weiter ausführen. "Ich kann von meiner Seite bestätigen, dass ich auch noch nach der Weltmeisterschaft Bundestrainer sein werde. Ich habe einen Vertrag bis 2024 und freue mich auf die Heim-EM, aber das ist noch lange hin."