DFB-Team: Jonathan Tah lebt seinen Traum
Veröffentlicht 7. Juni 2024Zuletzt aktualisiert 8. Juni 2024Er gestikuliert, gibt Anweisungen und spricht viel mit seinen Mitspielern. Selten verliert Jonathan Tah den Überblick über das Spiel beim 2:1 (0:1)-Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Griechenland. Gemeinsam mit seinem Nebenmann Antonio Rüdiger bringt der 28-Jährige beim letzten Testspiel vor dem Start der EURO 2024 die nötige und lange Zeit vermisste Ruhe in die Defensive der DFB-Elf.
Nicht nur hinten ist Tah eine Bank, auch in der Offensive setzt er bei Standartsituationen immer wieder Akzente und sorgt für Gefahr im gegnerischen Strafraum. Auch am Freitagabend im Mönchengladbacher Stadion verpasste er nur knapp seinen ersten Treffer im Nationalmannschaftstrikot.
Tah ist nicht aus der Ruhe zu bringen
Egal ob sich Tah in die Offensive einschaltet oder eine perfekt getimte Grätsche aus vollem Lauf ansetzt - es wirkt immer so, als würde sein Puls nie übermäßig in die Höhe schnellen. Diese Ruhe und Gelassenheit im Trikot der DFB-Auswahl ist bemerkenswert, denn der Innenverteidiger von Bayer Leverkusen ist erst seit wenigen Monaten eine feste Größe im Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann. "Ich weiß es sehr zu schätzen und bin sehr dankbar", sagt Tah. "Es gibt immer wieder diese Momente, wo ich merke: Ich lebe meinen Traum."
Und Tah geht voran, auch verbal. "Wenn ich in ein Turnier gehe, dann möchte ich gewinnen", sagt er. Dieses Selbstbewusstsein hat er sich in dieser Saison bei seinem Verein Bayer Leverkusen geholt, mit dem er eine perfekte Bundesliga-Saison ohne Niederlage spielte. Tah hat sich zu einem der besten Innenverteidiger in Deutschland und Europa entwickelt. Doch den aktuellen Erfolg musste sich der 28-Jährige hart erarbeiten.
Tah: "Ich war noch nicht soweit"
Dabei fing seine Karriere vielversprechend an, denn der Innenverteidiger konnte mit der U-17-Nationalmannschaft den Algarve Cup gewinnen und feierte bereits mit nur 18 Jahren sein Debüt in der Bundesliga für den Hamburger SV. Doch seine sportlichen Leistungen waren nie konstant. Während seiner Schulzeit und auch in seiner Karriere habe es immer wieder Momente gegeben, "wo Menschen an mir gezweifelt haben", erinnert sich Tah.
Doch der in Hamburg geborene Fußballer gibt nicht auf, kämpft sich merhmals zurück ins Rampenlicht und zeigt gute Leistungen, die ihn immer wieder nah an eine Nationalmannschafts-Nominierung bringen. Doch obwohl der Abwehrspieler bei der EM 2016 zum Aufgebot der DFB-Elf gehörte, kam er zu keinem Einsatz. Bei der WM 2018 in Russland oder auch der Europameisterschaft 2021 schaffte er gar nicht erst den Sprung in den finalen Turnier-Kader. Er sei einfach noch nicht soweit gewesen, gibt er zu.
"Bei mir war es schon früh so, dass von mir sehr viel erwartet wurde. Ich war aber noch nicht so weit, dass ich auf diesem Niveau spielen konnte, ich war noch nicht soweit, diese Verantwortung zu übernehmen, die mir in dem Alter schon auferlegt wurde", so der Defensivspieler. Die meisten richtig guten Innenverteidiger, so Tah, seien Ende 20 oder Anfang 30 gewesen als sie ihr Leistungshoch hatten.
Rüdiger: "Er ist ein Leader"
Tah hat in den vergangenen Jahren viel an sich gearbeitet. "Ich habe Dinge wie Ernährung und Trainingsinhalte angepasst und auch im privaten Bereich noch mehr gemacht", erklärt der Leverkusener. Sein Einsatz zahlt sich aus. Mit ihm als Abwehrchef gewinnt Tah das Double aus Deutscher Meisterschaft und DFB-Pokal. Und auch beim DFB ist er mittlerweile eine feste Größe.
Gemeinsam mit Antonio Rüdiger bildet er die Innenverteidigung der DFB-Elf. Nach anfänglichen Problemen hat sich das Duo mittlerweile eingespielt und sorgt für eine stabile Defensive. In diesem Jahr musste das Team von Nagelsmann lediglich zwei Gegentore hinnehmen. "Wir reden viel auf dem Platz, aber auch viel neben dem Platz. Es passt einfach", erklärt Rüdiger und lobt: Er ist ein Leader. Er ist für mich der beste Innenverteidiger der Bundesliga."
Das Ziel ist der EM-Titel
Für Tah wäre der Gewinn der Europameisterschaft im eigenen Land die Krönung seiner bisherigen Karriere. Dementsprechend selbstbewusst geht er in das Turnier. "Die Basis ist natürlich, dass man immer alles gibt, um zu gewinnen", so der Leverkusener.
"Ich glaube, wir brauchen uns auch nicht verstecken oder denken, dass andere Teams besser sind als wir. Ich glaube, dass wir mit jeder Mannschaft mithalten können", so Tah und macht deutlich: "Wir gehen in das Turnier und wollen gewinnen."