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DFB bestreitet Vorwürfe

Stefan Nestler17. Oktober 2015

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bestreitet, dass die WM 2006 in Deutschland gekauft worden sei. Politiker in Berlin fordern, die Korruptionsvorwürfe zu überprüfen, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erhebt.

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DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Foto Getty Images
Bild: Getty Images/AFP/F. Cofrini

Die Macher des Sommermärchens 2006 haben die vom Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" erhobenen Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft vor neun Jahren in Deutschland entschieden zurückgewiesen. Er könne "absolut und kategorisch ausschließen", dass Stimmen gekauft worden seien, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine Schwarzen Kassen beim DFB, dem Bewerbungskomitee noch dem späteren Organisationskomitee gegeben hat." Der DFB werde alle offenen Fragen schnell beantworten und dabei helfen, die Angelegenheit aufzuklären.

Radmann: "Ich würde es beeiden"

Niersbach räumte ein, dass es 2005 - wie vom "Spiegel" behauptet - eine Zahlung des WM-Organisationskomitees von 6,7 Millionen Euro an die FIFA gegeben habe, die möglicherweisee zweckwidrig verwendet worden sei. Die Angelegenheit werde derzeit geprüft, sagte Niersbach. Er könne jedoch "schon jetzt definitiv ausschließen, dass die Zahlung im Zusammenhang mit der WM-Vergabe im Jahr 2000 steht". Auch Fedor Radmann, der früherer Vizepräsident des Organisationskomitees, wies die Vorwürfe zurück. "Das Bewerbungskomitee hat niemals irgendjemanden bestochen", sagte Radmann dem Fernsehsender Sky Sport News HD. "Ich bin bereit, dies sogar zu beeiden. Wir haben keine Stimmen gekauft."

WM-Macher von 2006: Horst R. Schmidt, Franz Beckenbauer, Fedor Radmann und Wolfgang Niersbach (v.l.) . Foto: dpa-pa
WM-Macher von 2006: Horst R. Schmidt, Franz Beckenbauer, Fedor Radmann und Wolfgang Niersbach (v.l.)Bild: picture-alliance/dpa/M. Schrader

Niersbachs Vermerk?

Der "Spiegel" berichtet in der Titelstory der aktuellen Magazin-Ausgabe über eine "Schwarze Kasse" des DFB, mit der vor der Entscheidung über die WM-Vergabe 2006 noch fehlende Stimmen von FIFA-Exekutivkomitee-Mitgliedern gekauft worden seien. Deutschland hatte die entscheidende Abstimmung gegen den Mitbewerber Südafrika mit 12:11 gewonnen.

Robert Louis-Dreyfus, der 2009 verstorbene damalige Chef des Sportartikel-Herzstellers Adidas, habe dem DFB 10,3 Millionen Schweizer Franken (damals 13 Millionen D-Mark, heute 6,7 Millionen Euro) für die Schwarze Kasse geliehen, behauptet der "Spiegel". Der DFB habe das Geld später über eine FIFA-Bank an Dreyfus zurücküberwiesen, getarnt als Beitrag für eine ursprünglich geplante Kulturveranstaltung der FIFA am Vorabend der WM.

Ex-Adidas-Chef Louis-Dreyfus. Foto: Imago
Ex-Adidas-Chef Louis-DreyfusBild: Imago

Das Magazin beruft sich auf ein Geheimpapier aus dem November 2004, auf dem Wolfgang Niersbach handschriftlich notiert habe: "das vereinbarte Honorar für RLD". Darauf angesprochen, sagte Niersbach, er sei als Medienchef "nur sehr bedingt in wirtschaftliche Transaktionen eingebunden" gewesen. Er bat den "Spiegel", dem DFB das Papier zu überlassen, um den Inhalt zu prüfen und auch, ob es sich überhaupt um seine Handschrift handele.

Der "Spiegel" berichtet auch über ein Krisentreffen der damaligen Entscheidungsträger am Frankfurter Flughafen im Juli 2013, das von Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger einberufen worden sei. Dabei habe Günter Netzer, als WM-Botschafter im Bewerbungskomitee, angeblich den anderen Mitgliedern der Runde offen mitgeteilt, dass aus der Schwarzen Kasse vier asiatische FIFA-Exekutivmitglieder bezahlt worden seien. Netzer bestreitet dies vehement.

Fanmeile 2006 in Berlin. Foto: AP
Das Sommermärchen: Ganz Deutschland war 2006 im FußballfieberBild: AP

Politiker fordern Aufklärung

Bereits am Freitag hatte der DFB von "völlig haltlosen Behauptungen" des Nachrichtenmagazins und "durch keinerlei Fakten belegte Schlussfolgerungen der Autoren" gesprochen und rechtliche Schritte gegen den "Spiegel" in Aussicht gestellt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) riet dem DFB in einem Interview des Senders RBB, "jetzt schnellstmöglich Untersuchungen einzuleiten und die offenen Fragen zu klären." Die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, forderte, die Korruptions-Vorwürfe bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland extern überprüfen zu lassen. "Persönlich habe ich schon seit langem Zweifel an den Selbstreinigungskräften des Sports", sagte die SPD-Politikerin, ebenfalls im RBB. "Und ich vermute mal, dass sich auch die Staatsanwaltschaft für die Vorgänge interessieren könnte."