DFB: Blatter-Nachfolge schnell regeln
3. Juni 2015Dem Präsidenten des Deutschen Fußballbundes, DFB, Wolfgang Niersbach (im Artikelbild rechts neben Blatter auf dem FIFA-Kongress vergangene Woche in Zürich) geht die endgültige Ablösung von FIFA-Chef Joseph Blatter und die erhoffte Neuordnung des Fußball-Weltverbandes nicht schnell genug.
"Neubeginn beschleunigen"
"Wenn ich das höre, dass ein außerordentlicher Kongress der FIFA erst im Frühjahr des kommenden Jahres stattfinden soll, dann sage ich spontan: Das ist äußerst problematisch, das so zu halten", erklärte Niersbach vor Journalisten in Berlin. "Ich würde ganz klar dafür eintreten, diesen Prozess zu beschleunigen." Blatter hatte bei seiner Rücktrittserklärung am Dienstagabend einen außerordentlichen FIFA-Kongress für den Zeitraum Dezember bis März 2016 angekündigt. Bis dahin will der 79-jährige Schweizer im Amt bleiben und Reformen in der FIFA durchsetzen.
Niersbach rief die Europäische Fußball-Union auf, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Blatter-Nachfolge zu verständigen. Als seinen Wunschkandidaten, nannte er den Chef des niederländischen Fußballverbandes, Michael van Praag. Der 67-Jährige könne mit seiner beruflichen Erfahrung und seiner Seriosität das Amt ausfüllen, so Niersbach.
Keine Angaben zu US-Ermittlungen
Ob Blatter seinen Rücktritt erklärt hat, weil die US-Bundespolizei im jüngsten FIFA-Korruptionsskandal auch gegen ihn persönlich ermittelt, ist offen.
US-Justizministerin Loretta Lynch äußert sich zu entsprechenden Meldungen nicht. "Dies ist eine laufende Angelegenheit", sagte sie nach einem Treffen mit europäischen Amtskollegen im lettischen Riga. "Es ist ein offener Fall, und deshalb werden wir nun durch die Gerichte sprechen." Das US-Justizministerium hatte am 25. Mai Ermittlungen wegen organisierten Verbrechens und Korruption gegen 14 Personen öffentlich gemacht. Sieben hochrangige Fußball-Funktionäre waren in Zürich festgenommen worden - unter ihnen die Blatter-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo.
Die Behörden in der Schweiz ermittelten derzeit parallel über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar.
Kein Bezug zu Deutschland
Nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere gibt es bisher keine Hinweise auf deutsche Verwicklungen in die FIFA-Ermittlungen der US-Behörden. Seine US-Kollegin Lynch habe ihm mitgeteilt, "dass es bislang keine Deutschland-Bezüge gibt", sagte der für Sport zuständige CDU-Politiker.
Zum Rücktritt Blatters erklärte de Maiziere: "Man sollte bei öffentlichen Ämtern immer auf die gesamte Lebensleistung schauen und nicht nur auf den Schluss." Für so eine Bewertung sei jetzt aber nicht der richtige Zeitpunkt: "Ich finde, wir sollten nicht mit Häme, sondern mit der Kraft der Veränderung in die Zukunft blicken", sagte der Innenminister.
Merkel begrüßt Rücktritt
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den Rücktritt des FIFA-Bosses. "Es wird jetzt besser möglich sein, die Arbeit der FIFA auf eine transparentere Grundlage zu stellen", sagte die Kanzlerin in Berlin. Es sei für Milliarden Fußballfans eine wichtige Nachricht, dass auch die FIFA, nach Maßstäben funktioniere, "die wir alle uns wünschen".
wl/uh (dpa.afp, rtr, sid)