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Dicker Vogel, schmale Betten

Agnes Bührig15. Januar 2009

In Stockholm nimmt eine ausgemusterte Boeing 747, ab sofort Passagiere auf, die am Boden bleiben wollen. Ein schwedischer Hotelier hat den alten Jet im letzten Jahr zum ersten Jumbohostel der Welt umgebaut.

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Die Hochzeitssuite im Cockpit
Die Hochzeitssuite im CockpitBild: Agnes Bührig

Erinnern Sie sich noch an Pan Tau, den Mann mit Anzug und Melone, der im Kinderfilm den 70er Jahren auf Flugzeugflügeln spazieren ging? In Schweden könnten es ihm bald einige gleich tun, denn im Jumbohostel von Oscar Diös sollen die Gäste im Sommer einen Flügelbalkon betreten dürfen. Wenn es warm ist und die Arme des alten Vogels mit einem Geländer versehen sind, sagt der Hotelier, der seine ungewöhnliche Herberge als Ergänzung des Angebots im Bereich des Flughafens Arlanda sieht:

„Ich betreibe in Uppsala eine Jugendherberge und ein Hotel und wollte expandieren“, sagt er. Arlanda sei ein interessantes Umfeld, um Jugendherbergen in verschiedenen Typen von Häusern zu testen. Ein altes Flugzeug stelle da eine besondere Form dar. „Es gibt hier außerdem nicht so viele günstige Übernachtungsmöglichkeiten. Geringe Preise nah am Abflugsteig erleichtert den Gästen die Reise.“

Fenster und Gepäckfächer sind original

Jumbohostel von außen
Wer das Jumbohostel auf Stockholms Flughafen betritt...Bild: Agnes Bührig

Hinauf zum Einstieg geht es über eine feste Stahltreppe. Hinter der aufgeklappten Eingangstür warten Rezeption und Loungebereich auf die Gäste. Quietschorgange Drehhocker im Retrostil der 60er Jahre vor kleinen Tischchen. In die Wand eingelassene Mikrowellen und eine Pantryküche erinnern daran, dass man in der Luft mit wenig auskommen muss. Das ist auch in den Zimmern nicht anders, die an die Coupés im Schlafwagenabteil erinnern: Sechs Quadratmeter Grundfläche, Etagenbetten, Dusche auf dem Flur.

Herbergsleiterin Gisela Olsson, gewandet in eine schnittige blaue Kapitänsuniform, öffnet mit der Hotelkarte eines der Zimmer: „In diesem Zimmer haben bis zu drei Gäste Platz“, sagt sie. „Die alten Flugzeugfenster sind Originale, auch die Gepäckfächer haben wir nicht verändert, die stammen aus den 70ern.“ Alle Räume hätten zudem einen Fernseh-Flachbildschirm und einen gebührenfreien Internetzugang. Von der ursprünglichen Einrichtung bleibe vieles erhalten, damit könne man auch als Museum Werbung machen.

Gutes Image für Schweden

Rezeption im Jumbohostel
...muss zunächst an der Rezeption vorbei...Bild: Agnes Bührig

Eine Zukunft, von der viele ausgemusterte Flugzeuge nur träumen können. Als das alte Schätzchen vor sieben Jahren aus dem Verkehr gezogen wurde, führte es sein damaliger Besitzer als Flugzeugwrack. Für Oscar Diös die ideale Chance, zuzuschlagen. 18 Millionen Besucher verzeichnet der Stockholmer Großflughafen pro Jahr, doch wer übernachten will musste bisher tief in die Tasche greifen.

Das ändert sich mit dem Jumbohostel, das noch dazu ein gutes Image für Schweden vermitteln kann, sagt Diös: „Das hier ist eine Art Schwedenportal. Wenn die Gäste hier ankommen, ist es das erste, was sie vom Flughafen Arlanda und Schweden sehen. Wir zeigen ihnen etwas, das es nirgendwo anders auf der Welt gibt. Das vermittelt ein innovatives Bild von Schweden.“

Hochzeitssuite im Cockpit

Zimmer im Jumbohostel
...um in eines der Zimmer zu kommenBild: Agnes Bührig

Für manch einen Flugzeugfreak wird es bei dem Jumbo, der den Namen Liv trägt aber um mehr gehen. Einmal in einem Cockpit schlafen, den Kopf neben den Schubregler betten, an der Decke statt Schäfchen Knöpfe und Regler zählen, in der Ferne ein Flugzeug landen hören - das bietet die Cockpit-Suite des Jumbohostels, wo sich künftig auch Hochzeitspaare betten sollen.

Damit es in der Hochzeitsnacht nicht allzu sehr wackelt, sind Flügelspitzen und Rumpf mit Stahlstreben verstärkt. Auch am Fahrgestell wurde gearbeitet, versichert Diös: „Die Fahrgestelle haben wir verstärkt, fixiert und am Boden verschweißt. Jetzt steht das Flugzeug auf seinen Rädern, ohne dass die Reifen noch eine Funktion hätten.“

Schließlich wird Sicherheit in Schweden groß geschrieben. Doch die Übernachtung im Flugzeug weckt auch ohnedies das Interesse der Fluggäste. Denn über einen Flugzeugflügel geht man eben auch in Schweden nicht alle Tage.