Die CDU-Chefs, wie sie kamen und gingen - eine Revue
Angela Merkel hat angekündigt, den CDU-Vorsitz abzugeben. Als erste Frau hatte sie das Amt vor 18 Jahren übernommen, nur einer hatte es länger inne. Mancher Vorgänger schied unsanfter aus dem Amt.
Alles hat ein Ende ...
... auch ein CDU-Parteivorsitz. Diese Erfahrung musste vor Angela Merkel auch Helmut Kohl machen - nach 25 Jahren im Amt: 1973 wurde Kohl CDU-Vorsitzender. Am 6. Oktober 1998 verkündete er unter Tränen das Ende seiner Amtszeit. Wie es zum Sturz des scheinbar ewigen Parteichefs kam: Darüber könnte nicht zuletzt Angela Merkel aus Sicht einer teilnehmenden Beobachterin berichten. Aber dazu später.
1950: Urvater Konrad Adenauer
Als Konrad Adenauer zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt wurde, war er bereits Bundeskanzler. Der langjährige Oberbürgermeister von Köln hatte die Bundes-CDU wesentlich mit aufgebaut. Die Machtbündelung von Parteivorsitz und Kanzlerschaft war damals noch längst keine Selbstverständlichkeit.
1966: Ludwig Erhard folgt Konrad Adenauer
16 Jahre prägte CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer als ihr erster Bundesvorsitzender die Partei. Als er den Parteivorsitz am 23. März 1966 an Ludwig Erhard übergibt, war der "Vater des deutschen Wirtschaftswunders" bereits seit zweieinhalb Jahre Bundeskanzler. Angesichts verschiedener Intrigen Adenauers gegen seinen Nachfolger galt das Verhältnis der beiden als, sagen wir, komplex.
1971: Erster Kanzler einer Großen Koalition
Nachdem Erhard den Rückhalt der Minderheitsregierung von CDU/CSU verloren hatte, folgte ihm Kurt Georg Kiesinger Ende 1966 als Bundeskanzler und 1967 als CDU-Vorsitzender. Als Erster wagte Bundeskanzler Kiesinger, eine große Koalition mit der SPD anzuführen. Am Ende dieses Experiments mussten die Christdemokraten nach der Bundestagswahl 1969 erstmals in die Opposition der Bundesrepublik.
1971: Konstruktives Scheitern
Parteivorsitzender blieb Kiesinger bis 1971, dann löste ihn Rainer Barzel ab. Der machte sich daran, die Partei auf strammen Oppositionskurs zu trimmen. 1972 sollte er durch ein konstruktives Misstrauensvotum Willy Brandt als Bundeskanzler ablösen. Doch der CDU fehlten zwei Stimmen für den Machtwechsel.
1973: Auftakt einer neuen Ära
Vom knappen Scheitern des Misstrauensantrags gegen SPD-Kanzler Brandt erholte sich Barzel politisch nicht mehr: 1973 legte er den Parteivorsitz nieder. Auf dem daraufhin einberufenen Sonderparteitag kandidierte ein "junger Wilder" aus Rheinland-Pfalz: Helmut Kohl, der sich selbst als "Enkel Adenauers" bezeichnete, sollte ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke der Christdemokraten lenken.
1990: Erster Vorsitz der gesamtdeutschen CDU
Besonders seit seiner Wahl zum Bundeskanzler 1982 pflegte Kohl einen patriarchalischen Führungsstil. Als "Kanzler der Einheit" organisierte er nach 1990 auch die Integration der Ost-CDU und anderer demokratischer Parteien der DDR in die nunmehr gesamtdeutsche CDU. Darunter war auch der Demokratische Aufbruch, Pressesprecherin dieser erst 1989 gegründeten Partei war eine gewisse Angela Merkel.
1998: Die Stunde des Kronprinzen
Eine herbe Niederlage bei der Bundestagswahl 1998 läutete nicht nur das Ende von Kohls Kanzlerschaft, sondern seines Parteivorsitzes ein. Im November zeigt er sich vor einer CDU-Vorstandssitzung mit seinem Wunschnachfolger Wolfgang Schäuble und der designierten Generalsekretärin Angela Merkel. So viel Macht hatte Kohl noch: Beide wurden in die von ihm vorgesehenen Ämter gewählt.
2000: Es begann in Essen
Doch bald geriet Wolfgang Schäuble selbst in den Strudel der CDU-Affäre um Parteispenden und Schwarzgeldkonten, die auch zu Kohls Wahlniederlage beigetragen hatte. Daraufhin begann hinter den CDU-Kulissen ein Macht- und Ränkespiel. Auf dem Parteitag in Essen wurde Generalsekretärin Angela Merkel zur ersten Frau an der CDU-Spitze gewählt. Vor allem die CDU-Basis hatte sie auf ihrer Seite.
2018: Es endete nach Hessen
Mehr als 18 Jahre lang prägte Angela Merkel die CDU und führte sie im November 2005 zurück an die Regierung. Nun teilte sie mit, als Konsequenz aus den schweren CDU-Verlusten bei der Landtagswahl in Hessen den CDU-Vorsitz abzugeben: Auf dem Parteitag im Dezember werde sie nicht mehr kandidieren. Auch eine weitere Kanzlerkandidatur strebe sie nicht an.