Die denkwürdigsten DFB-Pokal-Endspiele
Die Teilnahme am Pokalfinale ist für viele Fußballprofis ein absoluter Höhepunkt ihrer Karriere. Auch für die Fans ist die Reise nach Berlin etwas ganz Besonderes. Viele Endspiele sind immer noch unvergessen.
Essen macht den Anfang
Der DFB-Pokal feiert unter diesem Namen 1953 Premiere. Er ersetzt den Tschammer-Pokal, den zwischen 1935 und 1943 auch zwei Wiener Klubs gewinnen konnten. Acht Jahre nach Kriegsende schaffen es Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen ins Finale. Essen um den späteren Weltmeister Helmut Rahn (hinten) setzt sich knapp mit 2:1 durch. Das Aachener Tor erzielt der spätere Bundestrainer Jupp Derwall.
Überraschungssieger Bayern
Im Dezember 1956 feiert Bayern München seinen ersten Pokalsieg. Der Wettbewerb besteht damals nur aus drei Runden: Ausscheidungsspiel, Halbfinale und Endspiel. Die Bayern setzen sich gegen Spandau und Saarbrücken durch. Im Finale gegen Fortuna Düsseldorf ist München krasser Außenseiter, doch Rudi Jobst gelingt das entscheidende 1:0. Mittlerweile sind die Bayern mit 18 Titeln Rekord-Pokalsieger.
Selbst eingewechselt
Gladbachs Trainer Hennes Weisweiler setzt Borussen-Kapitän Günter Netzer im Finale von 1973 gegen Köln nur auf die Bank, weil dieser zu Real Madrid wechselt. Das Spiel geht mit 1:1 in die Verlängerung, da wird es Netzer zu blöd: "Trainer, ich gehe jetzt rein", sagt er und wechselt sich für einen verletzten Teamkollegen selbst ein. Mit seiner ersten Aktion macht er den sehenswerten 2:1-Siegtreffer.
Kölner Stadtderby
Zehn Jahre später stehen sich in Köln mit dem 1. FC und Fortuna Köln zum ersten und bisher einzigen Mal zwei Vereine aus derselben Stadt im Endspiel gegenüber. Der FC nutzt gegen den Zweitligisten im Müngersdorfer Stadion seinen Heimvorteil und setzt sich knapp durch. Publikumsliebling Pierre Littbarski (r.) staubt zum Sieg bringenden 1:0 ab.
Fehlschuss zum Abschied
1984 hat Gladbachs Lothar Matthäus bereits einen Vertrag bei Bayern München für die neue Saison unterschrieben, als er im Pokalendspiel auf seinen neuen Arbeitgeber trifft. Im Elfmeterschießen versagen Matthäus die Nerven, und er haut den Ball weit drüber. Matthäus ist am Boden zerstört, der FC Bayern freut sich über Neuzugang und Pokalsieg.
Hut ab, Pokal auf!
1985 bejubeln Friedhelm Funkel (r.) und Bayer 05 Uerdingen ihren Überraschungssieg gegen den FC Bayern. Es ist das erste DFB-Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion. Der Erfolg des Außenseiters bringt ihn in den Europapokal der Pokalsieger und ermöglicht damit einige Monate später das "Wunder von der Grotenburg" beim 7:3 gegen Dynamo Dresden.
Ende einer Ära
1987 gewinnt der Hamburger SV unter Trainer-Legende Ernst Happel gegen die Stuttgarter Kickers seinen bis dato letzten Titel. Ein Freistoß von Manfred Kaltz (Foto) zum 2:1 und ein Eigentor bringen die späte Entscheidung. Kurios: Stuttgarts Torhüter Armin Jäger verliert gegen den HSV sein zweites Finale in Folge. Im Jahr zuvor hat er mit dem VfB Stuttgart gegen die Bayern den Kürzeren gezogen.
Sein größter Tag
Das Pokalendspiel 1989 wird vor allem ein Dortmunder nie vergessen: Norbert Dickel schießt beim 4:1 gegen Werder Bremen zwei Tore. Allerdings bringt der Stürmer ein großes Opfer: Obwohl er kurz zuvor eine schwere Knieverletzung mit Meniskus- und Knorpelschaden erleidet, lässt er sich im Pokalfinale aufstellen. Wenige Monate später muss er seine Karriere als Sportinvalide beenden.
Sievers hält
1992 Gladbach ist klarer Favorit, Zweitligist Hannover nur Außenseiter. Doch 96 rettet sich ins Elfmeterschießen, und Torhüter Jörg Sievers wird zum Helden. Zwei Elfer wehrt er ab und beschert Hannover den Titel. Im Europapokal hat 96 anschließend weniger Glück: Ausgerechnet Titelverteidiger Bremen wird als Erstrundengegner zugelost, und Hannover scheidet ohne internationales Spiel direkt aus.
Endlich ein Heimspiel
Seit das Endspiel fest nach Berlin vergeben wird, warten die Hertha-Fans auf den Finaleinzug ihres Teams. Was die Profis bis heute nicht hinbekommen haben, schaffen 1993 die Amateure. Die "Hertha-Bubis" um den späteren Leverkusener Carsten Ramelow (5.v.r.) treffen auf Bayer Leverkusen und verlieren knapp mit 0:1. Die Werkself hatte im Achtelfinale bereits die Hertha-Profis aus dem Pokal geworfen.
Tränen und Triumph
Eine Woche vor dem Pokalfinale von 1996 ist Kaiserslautern erstmals aus der Bundesliga abgestiegen. Doch im Endspiel gegen Karlsruher beweisen die "Roten Teufel" Moral. Mit einem Freistoßtor entscheidet Martin Wagner die Partie. Nach dem Platzverweis Andreas Brehmes bringt der FCK das 1:0 in Unterzahl über die Zeit. Ein Jahr später gelingt der Aufstieg und anschließend direkt die Meisterschaft.
Aus dem Spiel genommen
Duisburg ist 1998 auf dem Weg zur Sensation. Der MSV führt früh mit 1:0, die schwachen Bayern schaffen erst in der 70. Minute den Ausgleich. Dann grätscht der frühere Duisburger Michael Tarnat MSV-Torjäger Bachirou Salou so rüde um, dass der Togoer verletzt ausscheidet. Duisburg ist geschockt, Bayern nutzt die Gelegenheit, dreht das Spiel und nimmt den Pokal mit nach München.
Rost trifft und hält
Zweieinhalb Wochen nach der knappen Niederlage im Champions-League-Finale gegen Manchester United erlebt Bayern München 1999 den nächsten Nackenschlag. Bremens Torhüter Frank Rost ist der gefeierte Held. Erst trifft er gegen Oliver Kahn selbst, dann hält er den Versuch von Lothar Matthäus. Als anschließend Stefan Effenberg zu hoch zielt, ist das Endspiel entschieden.
Ungewohnte Härte
Stuttgarts Cacau (2.v.l.) gilt als eleganter und fairer Spieler. Im Endspiel 2007 bringt er den VfB gegen Nürnberg mit 1:0 in Führung, rastet dann aber aus: Im Zweikampf boxt er seinem Gegenspieler in den Bauch und fliegt vom Platz. Die nächste Rote Karte hätte Stuttgarts Fernando Meira (l.) sehen müssen, als er FCN-Torjäger Marek Mintal krankenhausreif tritt. Nürnberg gewinnt am Ende mit 3:2.
Dreifacher Lewandowski
2012 ist der FC Bayern plötzlich nur noch die Nummer zwei in Deutschland. Der BVB ist Meister und macht durch ein 5:2 im Pokalfinale gegen München sogar das Double klar. Robert Lewandowski erzielt drei Tore. Diese Demütigung lässt den FC Bayern handeln: Der FCB rüstet auf, verpflichtet u.a. Lewandowski und feiert in der Folge fünf Meisterschaften, drei Pokalsiege und einen Champions-League-Sieg.