Die deutsche Wirtschaft wächst
12. August 2016In den drei Monaten von April bis Juni lag das Wachstum der deutschen Wirtschaft bei immerhin noch 0,4 Prozent. Das gaben die Fachleute des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden bekannt. Ökonomen hatten mit deutlich weniger gerechnet. Zu Anfang des Jahres hatte die deutsche Wirtschaft noch einen wahren Satz nach vorn gemacht und war im ersten Quartal um 0,7 Prozent gewachsen.
Grund für den neuerlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts: Vor allem die Exporte legten gegenüber dem ersten Quartal ordentlich zu. Auch Konsumausgaben förderten das Wachstum. Denn Löhne und Renten steigen und die Inflation ist niedrig. Zudem ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt unverändert gut. Im Juli lag die Zahl der Arbeitslosen auf dem niedrigsten Stand in diesem Monat seit 25 Jahren.
Jahresprognose: 1,7 Prozent
Gebremst wurde das Wachstum hingegen durch die Zurückhaltung bei den Investitionen: Besonders in Ausrüstungen und Bauten wurde nach dem starken ersten Quartal weniger investiert. Auch die Importe sanken leicht.
Volkswirte äußerten sich in ersten Reaktionen gelassen: "Der Rückprall ist kein Drama, im Gegenteil: Er ist weniger stark ausgefallen als gedacht, nachdem die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn infolge der milden Witterung ungewöhnlich kräftig gestiegen war“, sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Mit Blick auf die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, sagte Katrin Löhken von Sal. Oppenheim: "Glücklicherweise lässt sich aus den Frühindikatoren herauslesen, dass die Verbraucher und Unternehmen bislang die Brexit-Entscheidung gelassen hinnehmen. Dennoch dürfte es in den kommenden Monaten zu einem etwas schwächeren Stimmungsbild kommen.“
Für das gesamte Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent. Für das kommende Jahr liegt die Prognose bei 1,5 Prozent.
Stagnation in Frankreich und Italien
In der gesamten Eurozone hat die Konjunktur im vergangenen Quartal ebenfalls an Schwung verloren. Von April bis Juni wuchs die Wirtschaftsleistung in den Ländern mit der europäischen Gemeinschaftswährung noch um 0,3 Prozent. Im ersten Quartal war die Wirtschaft mit einem Plus von 0,6 Prozent doppelt so stark gewachsen. Vor allem die Volkswirtschaften von Frankreich und Italien schwächelten. Beide stagnierten im Zeitraum von April bis Juni.
ar/ul (dpa, rtr, afp)