Die Deutschen bleiben in Reiselaune
8. August 2019Nach Daten des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Übernachtungen in Deutschland im ersten Halbjahr um 3,8 Prozent im Vergleich zu Vorjahreszeitraum. Nach Einschätzung von Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), zeichnet sich für die Hotellerie ein weiteres Rekordjahr ab. Urlaub in Deutschland liege auch gerade bei heimischen Gästen wieder im Trend.
Weit oben auf der Beliebtheitsskala stehen nach Angaben des Reiseverbandes DRV in der aktuellen Sommersaison zum Beispiel die Nord- und Ostseeküste. "Derzeit läuft das Kurzfristgeschäft auf Hochtouren, und die Branche verzeichnet einen spürbaren Anstieg der Buchungen", sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig jüngst. "Fast überall dürfte noch etwas zu bekommen sein - außer an Nord- und Ostsee vielleicht." Reiseveranstalter werben derzeit mit Schnäppchenpreisen und Rabatten um Kurzentschlossene.
Mehr nationale und internationale Gäste
Denn die Bereitschaft der Menschen, Zeit und Geld in Tagesausflüge oder mehrtägige Reisen zu investieren, ist der Umfrage zufolge weiter hoch. Die Zahl der Übernachtungen von heimischen Gästen stieg im ersten Halbjahr um 4,0 Prozent auf fast 183 Millionen. Bei Reisenden aus dem Ausland gab es ein Plus von 3,0 Prozent auf knapp 40 Millionen.
Der Inlandstourismus hatte 2018 bereits das neunte Rekordjahr in Folge erzielt. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) verbrachten die Bundesbürger zwischen Januar und April gut 408 Millionen Tage auf Ausflügen und Reisen, das waren rund 5 Millionen Tage oder 1,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr wird mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent gerechnet, wie aus Daten des BTW auf Grundlage der GfK-Konsumklimabefragung hervorgeht.
Klimadebatte und Konjunktur zum Trotz
"Die Reiselaune zeigt sich bislang resistent sowohl gegenüber den dunkler werdenden Konjunkturwolken als auch gegenüber diversen Tourismus-kritischen Stimmen im Zuge der Klimadebatte", sagte BTW-Präsident Michael Frenzel. Die Branche müsse und werde sich ihrer Klimaverantwortung stellen. "Dabei muss es aber um eine durchdachte politische Gesamtlösung gehen", mahnte Frenzel. In den ersten Monaten des Jahres lagen demnach vor allem mehrtägige Trips im Trend, während die Tagesreisen seltener wurden (minus 3 Prozent). Städte- und Badereisen gewannen an Beliebtheit. Die Nachfrage nach Kreuzfahrten stieg weiter.
Der Deutsche Tourismusverband (DTV) sieht trotzdem die Politik am Zug. Wegen schwieriger werdenden Rahmenbedingungen und der wirtschaftlichen Abkühlung müsse die Nationale Tourismusstrategie rasch umgesetzt werden, forderte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. "Vor allem sind jetzt enorme Investitionen in die touristische Infrastruktur notwendig." Dies betreffe etwa den öffentlichen Nahverkehr und mehr Digitalisierung wie WLAN im ländlichen Raum.
Die Tourismusbranche profitiert allerdings nicht von allen Aktivitäten. Nach Daten der GfK-Konsumforscher lagen die Buchungsumsätze für das Sommergeschäft bis Ende Juni um zwei Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Ausgewertet werden die Daten von klassischen Reisebüros, Onlineportalen der Veranstalter und Internetportalen mit Pauschalreiseschwerpunkt. Der BTW-Tourismusindex wird zweimal im Jahr veröffentlicht.
rku/sti (dpa, rtr)