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Donau verbindet Europa

Verica Spasovska5. Dezember 2012

Von Süddeutschland bis ans Schwarze Meer verläuft die Donau durch zehn Staaten. Nach dem Willen der EU soll sie zum einigenden Band der Region werden. Eine Tagung in Regensburg zog eine erste Bilanz.

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Ein Schiff fährt auf der Donau (Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Die Donauschwaben sind in ganz Südosteuropa seit Jahrhunderten ein fester Begriff. Die Siedler aus Deutschland ließen sich ab dem 17. Jahrhundert in der pannonischen Tiefebene entlang der Donau nieder. Sie sorgten für wirtschaftlichen Aufschwung und waren das Bindeglied zwischen der alten Heimat und den Anrainerstaaten. Der Zweite Weltkrieg und der Eiserne Vorhang trennten dann die Länder entlang der Donau voneinander.

Die Folgen sind auch heute noch zu spüren: Nur zehn Prozent der Transportwege auf dem Wasser werden überhaupt genutzt. Regionale Zusammenarbeit ist vielerorts ein Fremdwort. Nachbarländer wie Bulgarien und Rumänien treiben mehr Handel mit Deutschland als untereinander, weil Verkehrswege wie zum Beispiel Donaubrücken fehlen. Die Donauanrainerländer sind mit Umweltproblemen, unsicherer Energieversorgung, schlechter Infrastruktur und mangelnden Perspektiven für die junge Generation konfrontiert.

Serbische Flagge auf einem Schiff an der Donau (Foto: Ivica Petrovic) Foto: Serbische Flagge auf einem Schiff am Donau. Foto: Ivica Petrovic. Datum: 26.6.2011
Nur zehn Prozent der Transportwege auf der Donau werden genutztBild: DW

Ein Markt entsteht

Die sogenannte Donauraumstrategie der Europäischen Union soll helfen, die Zusammenarbeit der Staaten in der Großraumregion zu stärken. Im Mittelpunkt stehen Projekte in Umweltschutz, Kultur, Wissenschaft, Sicherheit, Energie und vor allem Wirtschaft. Angesprochen sind acht EU-Mitgliedsstaaten: Bulgarien, Deutschland, Österreich, die Tschechische Republik, Ungarn, Rumänien, die Slowakische Republik, Slowenien sowie die Nicht-EU-Länder Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, die Republik Moldau und die Ukraine.

Ein Jahr nachdem der Europäische Rat die Strategie verabschiedet hat, sind zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht. Unter anderem vom Bundesland Baden-Württemberg, wo die Donau als kleines Flüsschen entspringt und wo heute fast 300.000 Menschen aus Donauanrainerländern leben.

Peter Friedrich, Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten Baden-Württembergs ((Copyright: DW/Panagiotis Kouparanis)
Peter Friedrich: Wissenstransfer in der Donau-Region organisierenBild: DW

Neben der Ausbildung von Verwaltungsfachleuten und dem Export der dualen Berufsausbildung von Fachkräften gründete das Land jetzt gemeinsam mit Universitäten in der Slowakischen Republik, Serbien und Rumänien vier Technologiezentren. Ihre Aufgabe: den Wissenstransfer aus den Universitäten an die Unternehmen in der Region weiterzugeben, um sie wirtschaftsnah und anwendbar zu gestalten. Das ist auch im Interesse Deutschlands, meint der baden-württembergische Europa-Minister Peter Friedrich: "Wir müssen Fachkräfte entwickeln, weil wir allein wegen der demografischen Entwicklung unseres Landes nicht in der Lage sein werden, die Fachkräfte zu stemmen, die wir brauchen. Da wächst ein Markt heran. Wir wollen keinen Braindrain organisieren, sondern wir wollen in den Ländern funktionierende Fachkräfte mitentwickeln."

Strukturelle Probleme

Für die Donauraumstrategie gibt es keine zusätzlichen Fördermittel aus EU-Töpfen. Denn Mittel sind genügend vorhanden. Aber viele südosteuropäische Staaten, vor allem Rumänien, rufen die Strukturfondsmittel nur schleppend ab. Ein Haupthindernis: die vielerorts schlecht organisierte Verwaltung und schwerfällige Bürokratie. Korruption innerhalb dieser Strukturen ist aus Sicht von mittelständischen deutschen Unternehmen auch das größte Problem für Investitionen deutscher Firmen in der Region.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt am 28.11.2012 im Schloss St. Emmeram in Regensburg (Bayern) an der EU-Tagung zu Perspektiven für den Donauraum teil (Foto: Armin Weigel/dpa +++(c) dpa )
Angela Merkel: Keine zusätzlichen Finanzmittel der BundesregierungBild: picture alliance / dpa

Zusätzliche Finanzspritzen sind von der Bundesregierung für diese Region nicht zu erwarten, machte Bundeskanzlerin Merkel deutlich. Europa müsse lernen, sich an getroffene Beschlüsse zu halten, dafür könne die Donauraumstrategie ein gutes Beispiel sein: "Deshalb werden wir genau schauen, was hat man sich mit der Donauraumstrategie vorgenommen? Was hat man eingehalten? Und man muss in Europa lernen, dass diejenigen, die die beste Erfüllungsquote haben, auch belohnt werden. Und dass diejenigen, die immer was anderes tun, als sie versprochen haben, auch mal spüren müssen, dass das so nicht geht."

Wachstumspotenziale des Donauraums

Auch der Donauraum hat die Folgen der europäischen Finanzkrise zu spüren bekommen. Die Länder entlang des Flusses müssen lernen, mit ihren Ressourcen effizienter umzugehen. Ein Schlüssel liegt in der regionalen Zusammenarbeit, meint EU-Regionalkommissar Johannes Hahn: "Wir sprechen in Europa gerade vor dem Hintergrund der Finanzkrise von der Notwendigkeit des Wachstums, von der Schaffung künftiger Arbeitsplätze. Daher muss man gerade den Donauraum in den Fokus nehmen. Denn dort können Wachstumspotenziale durch eine enge Zusammenarbeit von Baden-Württemberg bis Moldawien entstehen."

EU-Regionalkommissar Johannes Hahn spricht am 28.11.2012 im Schloss St. Emmeram in Regensburg (Bayern) während der EU-Tagung zu Perspektiven für den Donauraum zu den Teilnehmern (Foto: Armin Weigel/dpa)
Johannes Hahn: Donauraum hat große MöglichkeitenBild: picture alliance / dpa

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Noch stehen viele Donauanrainerländer - darunter Serbien und Rumänien - ganz oben auf der Liste der Staaten mit der höchsten Auswanderrate in Europa. Diesmal in umgekehrter Richtung als vor 300 Jahren.