Die Fed macht den nächsten Schritt
14. Juni 2017Die US-Notenbank Federal Reserve hat erneut ihren Leitzins erhöht. Das Zielniveau liegt damit nun bei 1,0 bis 1,25 Prozent und damit um 0,25 Punkte höher als bisher, teilte die Fed nach einer Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses am Mittwoch mit. Außerdem deutete die Notenbank eine weitere Erhöhung noch in diesem Jahr an. Allerdings könnte, so die Fed, weitere Schritte "etwas dauern".
Experten hatten damit gerechnet, da praktisch Vollbeschäftigung herrscht. Zuletzt zog die Fed die Zügel im März an. Die amerikanische Wirtschaft ist zwar mit wenig Schwung ins Jahr gestartet. Die Notenbank geht jedoch von einem Ausreißer aus und erwartet einen anhaltenden Aufschwung.
Es ist damit der vierte Zinsschritt der US-Notenbank seit der Finanzkrise. Die Fed hatte bereits im Dezember 2015, im Dezember 2016 sowie im März 2016 ihren Leitzins - die sogenannte Federal Funds Rate - erhöht. Die Notenbank orientiert sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen am US-Arbeitsmarkt und an der Inflationsrate.
Die Rahmendaten sind im grünen Bereich
Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,3 Prozent hat die Fed Vollbeschäftigung praktisch erreicht. "Das ist historisch niedrig", sagte Fed-Chefin Janet Yellen (Artikelbild) und fügte hinzu, dass eine weitere Stärkung des Arbeitsmarktes erwartet werde.
Die Notenbank strebt als weiteres Ziel eine Inflation von zwei Prozent an. Dabei achtet die Fed besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE). In diesem Inflationsmaß werden die schwankungsreichen Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert.
Dieser Wert lag zuletzt allerdings mit 1,5 Prozent noch unter der Zielmarke, was die Fed nach Worten ihrer Chefin allerdings nicht beunruhigt: "Wir erwarten, dass sie wieder anzieht und sich in den nächsten Jahren bei unserer Zielmarke von ungefähr zwei Prozent einpendelt."
"Allein der fast leer geräumte Arbeitsmarkt rechtfertigt diesen Schritt", kommentierte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner den Fed-Beschluss. Die Konjunktur ziehe im zweiten Quartal auch bereits wieder an. Die schwächelnde Inflation werde wohl ein vorübergehendes Phänomen sein.
Weltweite Auswirkungen
Die Zentralbank kündigte auch an, die über die vergangenen Jahre angekauften Anleihen in Zukunft langsam und schrittweise abstoßen zu wollen. Der Anleihekauf im Billionen-Volumen war eine weitere Maßnahme zur Lockerung der Geldpolitik. Der Verkauf würde die Geldpolitik zusätzlich zu Zinserhöhungen weiter straffen.
Die Federal Funds Rate gibt an, zu welchem Preis sich Banken über Nacht gegenseitig Geld leihen. Änderungen beim US-Leitzins wirken aber weltweit. So kann etwa der Dollar im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen der Welt gestärkt werden, Schulden in US-Dollar würden dann etwa für ausländische Unternehmen oder auch für Staatshaushalte teurer.
Ein Beispiel für Europa?
Finanzexperten in Europa rufen seit langem dazu auf, auch in der Eurozone die Zinsen nach einer langen Phase des ultrabilligen Geldes anzupassen. Ein Zinsschritt der Europäischen Zentralbank ist jedoch vorläufig nicht in Sicht. Mindestens bis Dezember zeigt die europäische Geldpolitik noch in die entgegengesetzte Richtung. Bis dahin läuft ein Programm zum Aufkauf von Anleihen und damit de facto zum Anwerfen der Notenpresse.
dk/sti (rtr/dpa)