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Die FIFA und die Spielerberater - ein Millionen-Konflikt

3. Januar 2024

Die FIFA plant eine Reform des weltweiten Transfermarkts und hat dabei die Rolle der Spielerberater im Blick. Worum geht es dem Weltverband und warum wurden die Pläne nun vorerst gestoppt?

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Erling Haaland bejubelt einen Treffer für Manchester City, mit ihm freut sich Teamkollege Julian Alvarez.
Erling Haalands Wechsel von Borussia Dortmund zu Manchester City war einer der Toptransfers im Sommer 2022 (hier mit Julian Alvarez, rechts)Bild: Dave Thompson/AP/dpa/picture alliance

Worum geht es in dem Konflikt? 

Die FIFA auf der einen, Spielerberater auf der anderen Seite und dazwischen viel, viel Geld. Der Fußballweltverband wollte mit seiner Regelung (FIFA Football Agent Regulations) das Geschäft der weltweiten Spielervermittlung im Fußballgeschäft von Grund auf neu ordnen.

Die FIFA hatte die neuen Regeln 2022 verabschiedet und will so unter anderem die Einnahmen der Spielerberater begrenzen. Überdies soll verhindert werden, dass Berater bei einem Transfer sowohl den aufnehmenden als auch den abgebenden Klub vertreten. Der Weltverband will mit den Regeln laut eigenen Aussagen für mehr Kontrolle und größere Transparenz auf dem Transfermarkt sorgen. 

Doch nun hat die FIFA ihre Pläne bis auf Weiteres ausgesetzt. Dies gelte bis zu einem endgültigen Urteil durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH), beschloss der Ratsausschuss der FIFA am vergangenen Samstag (30.12.2023).  

Was ist bislang geschehen? 

Die geplanten FIFA-Regeln sind Gegenstand mehrerer Rechtsstreite. Neben Spanien und England ist auch Deutschland einer der Schauplätze der juristischen Auseinandersetzung. Das Landgericht Dortmund untersagte im Mai 2023 mit einer einstweiligen Verfügung die Anwendung des Reglements und verurteilte die FIFA dazu, ein Ordnungsgeld in Höhe von 150.000 Euro zu zahlen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf wies die Beschwerde der FIFA gegen die Geldbuße Mitte Dezember zurück. Das Landgericht Mainz hatte zuvor ein anderes Verfahren ausgesetzt und ein sogenanntes Vorab-Entscheidungsersuchen an den EuGH gerichtet.

Gianni Infantino beim FIFA Virtual Council Meeting in Zürich
Der Milliardenmarkt der Spielerberatung liegt im Fokus der FIFA und ihres Präsidenten Gianni InfantinoBild: FIFA/REUTERS

Wie geht es jetzt weiter?

Am 24. Januar soll in der Hauptsache weiterverhandelt werden, bis dahin sind die FIFA-Pläne gestoppt - nicht nur in der Europäischen Union. In einem Brief an ihre Mitgliedsverbände schreibt die FIFA, als Weltverband habe sie "die Pflicht, Unsicherheiten und Ungleichheiten zu verhindern und eine weltweite Wettbewerbsgleichheit zu schützen". Die Verbände werden zudem aufgerufen, auch entsprechende nationale Regeln vorerst auf Eis zu legen. 

Die FIFA äußerte sich überzeugt, dass die Regularien weiterhin notwendig seien. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte im Juli 2023 nach einer Klage der Vereinigung der Berater von Fußballprofis (PROFAA) zugunsten der FIFA geurteilt. Der Weltverband sah seine neuen Regeln für Spielerberater durch das Urteil "vollumfänglich" bestätigt. 

Wie viel verdienen Berater?

Den Verdienstmöglichkeiten der Spielerberater sind bislang faktisch keine Grenzen gesetzt. Bei europäischen Toptransfers erreichen die sogenannten Handgelder der Spieler und Berater zweistellige Millionenbeträge. In den vergangenen Jahren sind die Summen enorm gestiegen, die Spielerberater für Transfers eingestrichen haben. Der Grund: Die Provisionen der Berater bemessen sich an den Transfersummen - und die sind in schwindelerregende Höhen geschnellt.

Der 2022 verstorbene Berater Mino Raiola, umgeben von Fans von Juventus Turin.
Der 2022 verstorbene italienische Spielerberater Mino Raiola galt als berüchtigter Verhandler und vertrat unter anderen Superstar Zlatan Ibrahimovic Bild: Mauro Ujetto/NurPhoto/picture alliance

Laut FIFA sind im Jahr 2023 für mehr als 3300 Wechsel weltweit rund 815 Millionen Euro an Berater geflossen, gegenüber 2022 war das ein Plus von mehr als 40 Prozent. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Doch das könnte sich ändern. Die neuen FIFA-Regeln sehen eine verpflichtende FIFA-Lizenz vor, für deren Erhalt Spielerberater auch ihre Finanzen offenlegen müssten.

Was will die FIFA?

Diskutiert wird über die Motive der FIFA. Der Weltverband will nach eigenen Angaben für mehr Transparenz und Kontrolle sorgen. Kritiker werfen der FIFA vor, sie wolle  das Milliardengeschäft Spielervermittlung selbst abschöpfen.  

Der europäische Beraterverband EFAA vermutet hinter der PROFAA-Klage und dem CAS-Urteil ein abgekartetes Spiel der FIFA, denn die PROFAA vertritt quasi keinen Topagenten und steht im Ruf, FIFA-Präsident Gianni Infantino nahezustehen. Außerdem hat die FIFA in Frankreich eine eigene Bank gegründet, die Transferzwecken dienen soll. Frankreichs Staatspräsident Emanuel Macron hatte massive Steuererleichterungen für Sportverbände geplant - wohl auch, um die FIFA von Zürich in der Schweiz nach Paris zu locken, wo der Weltverband bereits ein Büro eröffnet hat.

Doch dieses Pläne hat der französische Verfassungsrat kürzlich gekippt. Das höchste Verwaltungsgericht des Landes urteilte vor dem Jahreswechsel, dass die im Haushaltsplan 2024 vorgesehenen Steuererleichterungen gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion