1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Frau des Kandidaten

Michael Knigge29. Juli 2004

Spätestens seit ihrer Rede auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten ist sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit: Teresa Heinz Kerry muss jetzt eine Rolle spielen, die sie bislang immer abgelehnt hatte.

https://p.dw.com/p/5Meo
Neue Rolle: Teresa Heinz Kerry als WahlkämpferinBild: AP

Ist Teresa Heinz Kerry das größte Hindernis oder das größte Plus auf dem Weg ihres Mannes ins Weiße Haus? Für die Wahlkampf-Manager von John Kerry jedenfalls steht ihr Name vor allem für eines: Arbeit. Denn Teresa Heinz Kerry ist keine typische Politiker-Gattin. Sie ist weder die aktive politische Sekundantin ihres Mannes wie es Hillary Clinton war als Bill Clinton noch um politische Ämter kämpfte, noch spielt sie die Rolle der öffentlich unpolitischen Ehefrau, wie es Laura Bush derzeit tut.

Afrika, Europa und USA

Teresa Heinz Kerry ist - da liegt die Internet-Seite von John Kerry schon ganz richtig - "her own woman" - eine unabhängige Frau. Maria Teresa Thierstein Simones-Ferreira wurde 1938 als Tochter wohlhabender portugiesischer Eltern in Mosambik geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie auf einer von britischen Nonnen geleiteten Internat im Südafrika der Apartheid, anschließend studierte sie Romanische Sprachen in Johannesburg. Ihren ersten Mann, den bekannten Unternehmer und späteren republikanischen Senator John Heinz, lernte Maria Teresa in Genf während ihres Dolmetscher-Studiums kennen. Danach arbeitete sie für die Vereinten Nationen in New York, heiratete Heinz 1966 und hatte mit ihm drei Kinder.

Als John Heinz 1991 bei einem Flugzeugabsturz starb, wurde sie zum Familienoberhaupt der in Pittsburgh ansässigen Heinz-Dynastie und gleichzeitig verantwortlich für die milliardenschweren Wohltätigkeitsaktivitäten und Stiftungen der Familie.

Umweltschutz und Gebete

1995 heiratete sie John Kerry, den sie fünf Jahre früher durch ihren damaligen Mann kennengelernt hatte. Beide verbindet nicht nur ihr Engagement für Umweltschutz und ihre Weltläufigkeit (anfangs unterhielten sie sich auch mal auf französisch), sondern auch ihr katholischer Glaube: Kurz nachdem die beiden sich öfter trafen, bat Kerry Teresa Heinz, ihn zum Gottesdienst zu begleiten. Sie war tief beeindruckt von Kerry als er ein Gebet auf Lateinisch sprach: "Ich dachte, wie viele Männer können das?", erzählte sie später einer Reporterin.

Dass Teresa Heinz Kerry die Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes unterstützt hat viele Beobachter der Familie überrascht. Schließlich hatte auch ihr verstorbener Mann Ambitionen und Chancen auf das höchste Amt. Eine Präsidentschaftskandidatur von John Heinz hatte sie aber immer brüsk abgelehnt: "Nur über meine Leiche." Dass sie sogar selbst einmal aktiv in den Wahlkampf einsteigen würde, war lange Zeit undenkbar - wohl am meisten für sie selbst. Auch andere Meinungsänderungen im Laufe der Zeit werden ihr von verschiedenen Gruppen angekreidet: Die Republikaner zitieren genüsslich negative Äußerungen über Ted Kennedy und die Demokratische Partei aus dem Jahr 1975 und die Feministinnen ereifern sich, dass sie nun als Teresa Heinz Kerry firmiert. Auch mit den Wahlkampfmanagern liegt sie im Dauer-Clinch. Sie versuchen ihr abzugewöhnen, direkt und unverblümt ihre Meinung zu sagen.

Deutliche Aussprache

Bislang offensichtlich vergeblich. Denn Teresa Heinz Kerry spricht auch weiter offen über alle möglichen Themen: über ihre Botox-Behandlungen genauso wie über die gesundheitsfördernden Effekte von Grünem Tee. Während des demokratischen Nominierungsparteitags sorgte sie mit ihrer offenen Art wieder einmal für Schlagzeilen. Einem Reporter von dem sie sich falsch wiedergegeben fühlte, entgegnete sie wutentbrannt: "Shove it" frei übersetzt "Schieb es Dir doch sonst wohin".