Die "Fußabdrücke" der Zwillingstürme
30. Januar 2004Am Ground Zero in New York werden zwei große Bassins entstehen, die die "Fußabdrücke" der zerstörten Zwillingstürme des World Trade Centers darstellen sollen. Eine 13-köpfige Jury entschied sich am Dienstag (6.1.2004) für den Entwurf des Architekten Michael Arad und des Landschaftsplaners Peter Walker mit dem Titel "Reflecting Absence" ("Reflexion der Abwesenheit") aus.
Der Entwurf symbolisiere den "unermesslichen Verlust" durch die Anschläge, begründete der Präsident der Jury, Vartan Gregorian, die Entscheidung. Der Plan wurde jedoch im Vergleich zur ursprünglichen Fassung entscheidend verändert. Der Entwurf in seiner End-Fassung soll kommende Woche vorgestellt werden.
2982 Namen
Die zwei Wasserbecken sind durch eine Passage verbunden, in deren Mitte in einem Raum Kerzen angezündet werden können. Ein weiterer Gang führt zu einem Zimmer, im dem nicht identifizierbare Überreste der Opfer aufbewahrt werden. Zu diesem Raum sollen nur Hinterbliebene Zugang haben.
Gemäß den Vorgaben listet das Denkmal die Namen der 2982 Opfer auf, die bei den Anschlägen in New York, Washington und Pennsylvania ums Leben kamen. Auch die Namen derer, die bei einem Autobombenanschlag auf die Zwillingstürne 1993 getötet wurden, werden verzeichnet.
Wenn Hinterbliebene die Gedenkstätte besuchen, werden sie von Angestellten zu der Stelle geführt werden, an der der Name ihres Angehörigen steht.
Traurige Berühmtheit
Nach der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs für die Gedenkstätte im April 2003 waren 5201 Entwürfe aus 63 Ländern eingegangen. Es war der weltweit größte Architektenwettbewerb, der jemals organisiert worden war. Im November 2003 hatte die Jury, in der Architekten, Künstler, Behörden und auch Angehörige der Opfer vertreten sind, eine Vorauswahl getroffen und acht Entwürfe ausgestellt, die zum Teil auf heftige Kritik gestoßen waren.
Die Gedenkstätte, zu der auch ein gepflastertes Steinfeld und Bäume gehören, wird neben dem geplanten 533 Meter hohen Wolkenkratzer, dem Freedom Tower, einer der zentralen Punkte nach der Neugestaltung des Platzes. Hinterbliebene von Opfern der Anschläge zeigten sich mit der Entscheidung jedoch unzufrieden. Die Gestaltung könne das Grauen nicht vermitteln. "Das ist Minimalismus, aber man kann die Bedeutung und das ungeheure Ausmaß des 11. Septembers nicht minimalisieren", sagte Anthony Gardner, der bei den Anschlägen seinen Bruder verlor. Er bezeichnete den Entwurf als inakzeptabel.
Der Freedom Tower wurde von Daniel Libeskind entworfen. Gekrönt werden soll der spiralförmige Turm von einer 83 Meter hohen Spitze, die an die Freiheitsstatue erinnern soll. Daneben sind am Ground Zero vier weitere Gebäude geplant. (kas)