"Die Hoffnung" im Kampf gegen Corona
9. Februar 2022"Gerade Afrika hat eine sehr niedrige Impfrate, deswegen wollen wir nicht nur Impfstoff zur Verfügung stellen, sondern auch beim Aufbau der nötigen Infrastruktur helfen", erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides im französischen Lyon, wo sich die Außen- und Gesundheitsminister der Europäischen Union trafen. "Wir müssen weiter die Menschen ermutigen, sich impfen zu lassen. Niemand ist sicher, so lange nicht alle sicher sind", betonte die Kommissarin aus Zypern.
"Der letzte Kilometer ist entscheidend", meinte auch der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian. "Die Frage ist, wie die Impfdosen logistisch und kulturell bei den Menschen ankommen." Dies solle auch auf dem gemeinsamen Gipfeltreffen der EU und der Afrikanischen Union in der kommenden Woche in Brüssel besprochen werden. "Es gibt Probleme mit der Erreichbarkeit, aber manchmal auch Widerstände", sagte der Minister. Daher sei es nötig, mehr Impf-Personal auszubilden.
Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hatte zuvor bei einem Besuch im westafrikanischen Senegal weitere 125 Millionen Euro für Impfprogramme in Afrika in Aussicht gestellt, zusätzlich zu bereits angekündigten 300 Millionen Euro. Damit sollen medizinische Teams geschult und die Forschung unterstützt werden, etwa bei der Bestimmung von Virusvarianten. Ziel sei es, "mindestens 450 Millionen Dosen Impfstoff mit den afrikanischen Ländern bis zu diesem Sommer zu teilen", so von der Leyen.
"Das größte moralische Versagen"
UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte abermals die ungleichen Chancen reicher und armer Staaten bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie scharf. "Die Ungleichheit bei der Verfügbarkeit von Impfstoffen ist das größte moralische Versagen unserer Zeit. Die Menschen und die Staaten zahlen den Preis", erklärte Guterres zum Start einer Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf.
Die WHO möchte insbesondere von den reichen Staaten 16 Milliarden Dollar zur Unterstützung ärmerer Länder einsammeln. Mit dem Geld könne ein Pool mit 600 Millionen Impfdosen geschaffen, 700 Millionen Tests gekauft sowie die Behandlung von 120 Millionen Patienten ermöglicht werden, hieß es.
Die Bundesrepublik - mit 2,2 Milliarden Euro bisher einer der größten Geldgeber der Kampagne - kündigte weitere Unterstützung an. "Wir planen, unseren fairen Anteil auch 2022 beizusteuern", sagte Staatssekretär Niels Annen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Um für künftige Corona-Wellen besser gewappnet zu sein, investiere Deutschland bereits 500 Millionen Euro in die Herstellung von Vakzinen in Afrika - vor allem in Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika, berichtete Annen.
"Wir haben einen Plan, wir haben die Werkzeuge, wir haben die Hoffnung", unterstrich WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Wenn die Welt jetzt solidarisch sei, könne die Pandemie in diesem Jahr unter Kontrolle gebracht werden.
wa/rb (afp, dpa)