Die höllischen Fantasien des Hieronymus Bosch
Ketzer? Karikaturist? Auf jeden Fall ein großartiger Künstler. Hieronymus Bosch wurde vor 500 Jahren geboren. Sein Geburtsort s’Hertogenbosch feiert den Maler in einer Ausstellung.
Paradies oder Hölle?
So lieben die Menschen Hieronymus Bosch: Es wimmelt nur so von Kopffüßlern, teuflischen Tieren und bizarren Foltermethoden. Das Heiligen-Triptychon zeigt links eine Szene vom Jüngsten Gericht. Auf dem einen Flügel das Paradies, auf dem anderen die Hölle. In der Mitte liefern sich Gut und Böse einen Kampf. Da gibt es kein Entrinnen vor Hieronymus Boschs Fantasie, die brutal und genial zugleich ist.
Heimatverwurzeltes Genie
Der Künstler wurde um 1450 in s’Hertogenbosch nahe Utrecht als Jheronimus van Aken geboren und verstarb dort im August 1516. Ab wann er den Beruf des Malers ausübte, ist nicht bekannt. Als Hieronymus Bosch firmierte er erstmals 1487/88: "Johannes auf Patmos" ist Teil eines Altarflügels in der Kapelle der Liebfrauenbruderschaft in der imposanten Kirche Sint-Jans in s’Hertogenbosch.
Das Boot ist voll
Eigentlich bräuchte man eine Lupe, um alle Details in den Malereien entdecken zu können. Zum Beispiel den Schopflöffel, der auf dem "Narrenschiff" als Ruder dient. Der wird das Boot nicht auf Kurs halten können. Die Passagiere sind dem Untergang geweiht. Heutzutage wirken die Werke überraschend modern – wie ein visionärer Kommentar auf die Flüchtlingskrise.
Visionen vom Jenseits
Für Hieronymus Bosch befand sich der mittelalterliche Mensch auf einer Pilgerfahrt. Am Ende führte der Weg in die Hölle oder in den Himmel. Das Glück scheint aber nur wenigen vorbehalten gewesen zu sein. Weitaus mehr tummeln sich in der Hölle und erhalten dort ihre Strafe für ein Leben voller Völlerei, Wollust oder andere Todsünden, die Boschs Personal in seinen Werken begeht.
Paradies auf der Rückseite
Die Rückseite des Jüngsten Gerichts offenbart neue Seiten: Die beiden Tafeln erinnern bei geschlossenem Altar an Jackson Pollocks "Drip Paintings". Tatsächlich nutzte auch Hieronymus Bosch eine Art von Tropftechnik: Er grundierte die Flächen in Rot oder Grün, um darauf dann Spritzer zu verteilen. Bosch verband damit auch seine Ehrerbietung gegenüber Gott als höchste und nicht abbildbare Macht.
Der Mensch ist böse
Boschs Symbole sind so detailreich, dass sie immer noch viele Rätsel aufgeben. Oft tauchen die sieben Todsünden auf: vor allem Völlerei, Wollust, Habgier, Neid. Die Menschen verlieren alles Menschliche und mutieren zu humanoiden Wesen: Sie haben Tierköpfe, aus Bäumen wachsen Arme, aus Köpfen Beine und Flügel. Boschs Intention war es, das Böse in den Menschen sichtbar machen.
Die Welt der Heiligen
Diese Darstellung der "Anbetung der Heiligen drei Könige" zählt zu den eher unspektakuläreren Werken von Bosch. Die Szenerie ist friedlich:t: Die Heiligen drei Könige bringen dem Christuskind ihre Gaben. Das Gemälde galt lange als das früheste Werk des Künstlers. Doch im Zuge des "Bosch Research & Conservation Project", das alle Werke von Bosch untersuchte, wurde es als Spätwerk identifiziert.
Fromme Verehrung
Dieses Werk schuf Hieronymus Bosch für die Liebfrauenbruderschaft von s’Hertogenbosch, deren Mitglied er war. Es stammt wahrscheinlich aus den Jahren 1490 – 1495. Bei den Arbeiten des "Bosch Research & Conservation Project" wurden Untermalungen gefunden. Unter der großen Pflanze befand sich die Figur eines Stifters, die Bosch später entfernt hat.
Verkehrte Welt der Nachahmer
Bosch war ein Genie. Das wussten die Menschen schon zu Lebzeiten. Er betrieb nicht nur eine Werkstatt mit begabten Adepten, er fand auch viele Nachahmer, die sich ebenso fantasievoll eine verkehrte Welt erfanden. Dieses Gemälde zeigt einen Gaukler, der ein abgekartetes Spielchen betreibt. Auch zahlreiche großartige Werke von Nachahmern sind in der Ausstellung zusammen mit dem Meister zu entdecken.