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Die iranische Exilgemeinde

23. Juni 2009

Wenn in totalitär oder halbtotalitär regierten Staaten die Opposition auf die Straße geht - wie aktuell in Teheran - dann ist auch die Stunde der Exilgemeinden gekommen, sich zu positionieren.

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Eine Frau hält eine Fahne des Iran während einer Demonstration von Exil-Iranern in Kopenhagen(Foto: AP)
Bild: AP

Die mit Abstand größte Gruppe von Exiliranern lebt in den USA und wird auf etwa eine halbe Million geschätzt. Etwa ein Drittel davon ist in Kalifornien ansässig, wo die Exiliraner mehr als sonst irgendwo auf der Welt als eigene Gemeinschaft erkennbar sind. In Europa lebt die größte Gruppe von Iranern in Deutschland – rund 120.000 sind hier gemeldet, gefolgt von Großbritannien mit rund 80.000 und Frankreich mit 60.000 Iranern.

Die meisten dieser Menschen verließen den Iran mit der Islamischen Revolution 1979 und sind - wie es in den USA überwiegend der Fall ist - Anhänger des Schah oder – wie in Europa – ein buntes Gemisch der verschiedensten politischen Richtungen. Was seinen Niederschlag findet in der Vielzahl iranischer Exil-Organisationen, die den Anspruch erheben, für die Belange des Iran einzutreten und im Interessen der iranischen Bevölkerung zu handeln.

Schah-Anhänger in den USA

Schah Reza Pahlawi im Januar 1965, (Foto: AP)
Schah Reza Pahlawi hat eine große Anhängerschaft in den USABild: AP

Die Royalisten sind besonders in den USA stark vertreten und scharen sich dort um den Sohn des Schah, Reza. Dieser verkündet zwar immer wieder einmal, so auch jetzt wieder, er wolle an der Spitze exiliranischer Oppositionsgruppen in den Iran zurückkehren, im Iran selbst verfügt er aber ebenso wenig über eine erkennbare Anhängerschaft wie die meisten anderen Gruppen. Die Schah-Anhänger – unter ihnen ehemalige Minister und hohe Militärs - sind deswegen auch schon seit Jahren von der Idee einer einfachen Erneuerung des Schah-Regimes abgerückt, sondern sie befürworten eine konstitutionelle Monarchie.

Widerstandsbewegung in Paris

Von so etwas will man bei den "Volksmujaheddin" ("Mojahedin-e-Khalq “ oder "MKO“) nichts wissen, die ihr Hauptquartier in Paris aufgeschlagen haben und unter der Führung von Maryam Rajavi die wichtigste Gruppe im "Nationalen Widerstand“ bilden. Die MKO hatte mit Saddam Hussein kooperiert und bewaffnete Einheiten im Lager Ashraf in Irak stationiert. Von dort wurden Angriffe auf den und im Iran durchgeführt.

Meistens waren es die Terroranschläge, die die MKO unter der iranischen Bevölkerung sehr unpopulär machten und die Organisation letztlich in Europa wie den USA auf die Terrorliste brachten. Washington hat seine Beziehungen zur MKO allerdings wieder verbessert, nachdem es von diesen Geheiminformationen über das iranische Atomprogramm erhielt. Und sowohl in Frankreich als auch Großbritannien unternimmt man nichts gegen die Organisation. In Deutschland tritt sie kaum offiziell auf.

Wenig Aktion aus Deutschland

In Deutschland sind viele andere, aber weitaus kleinere und politisch längst irrelevante Exilgruppen aktiv. Unter ihnen besonders linke Gruppen: Anhänger der ehemaligen "Tudeh“-Partei oder diverse kleine sozialistische Gruppen bis hin zu den Maoisten und linken Islamisten. Keine dieser Gruppen verfügt über erkennbare Führer oder ein attraktives Programm. Und ihre Veröffentlichungen – die heute mit Hilfe des Internet auch dort gelesen werden können - haben im Iran praktisch keinen Einfluss.

Autor: Peter Philipp

Redaktion: Diana Hodali