Die kaiserlichen Gefilde der Maria Theresia
In Österreich ist die Regentin unvergessen. Sie kam am 13.5.1717 zur Welt. Maria Theresia wurde zwar nie zur Kaiserin gekrönt, hatte aber als First Lady trotzdem das Sagen. Auf ihren Spuren unterwegs in und um Wien.
Schloss Schönbrunn: Selbst gewählte Residenz
Eigentlich war die Wiener Hofburg die offizielle Adresse der österreichischen Herrscher, aber die junge Kaisergattin liebte Schloss Schönbrunn, das ein Geschenk ihres Vaters war. Sie ließ es nach ihren Bedürfnissen umgestalten. Heute ist Schönbrunn UNESCO-Weltkulturerbe und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Österreichs.
Rokokopracht: Repräsentieren und Regieren
Wer in der Großen Galerie von Schloss Schönbrunn den Kopf in den Nacken legt, erblickt Maria Theresia genau in der Mitte des Deckenfreskos. Sie machte Schönbrunn zu einem zentralen Ort der höfischen Repräsentation, an dem die gekrönten Häupter Europas ein- und ausgingen. Die Große Galerie gilt heute als einer der prächtigsten Rokokosäle Europas.
Glanzrolle: einzige Frau auf Österreichs Thron
Zwar war ihr Gatte Franz I. Stefan der offizielle Herrscher, doch Maria Theresia lenkte die Staatsgeschäfte. Sie führte die Schulpflicht ein und machte die Kartoffel im Land populär. Schon zu Lebzeiten eine Legende, wurde die Regentin vielfach porträtiert. Aussehen und Kleidung sorgten damals wie heute bei modernen Promis für Gesprächsstoff beim Volk.
Klosterneuburg: Wallfahrtsort und Weingut
Maria Theresia war eine streng gläubige Katholikin. Sie erlebte im Stift Klosterneuburg die Hofwallfahrten ans Grab des Heiligen Leopolds, dem Stiftsgründer. Klosterneuburg ist außerdem das älteste Weingut Österreichs. Im 300. Jubiläumsjahr ist hier in der Sonderausstellung "Kirche, Kloster, Kaiserin“ (noch bis 15.November) unter anderem eine Haarlocke der Kaiserin zu sehen.
Augustinerkirche: Hochzeit und Herzschmerz
In der Augustinerkirche im Zentrum Wiens gaben sich Maria Theresia und Franz Stefan von Lothringen 1736 das Ja-Wort. Eine Liebesheirat, aus der 16 Kinder hervorgingen. Auch heute finden hier Gottesdienste statt. Noch näher kommt man Maria Theresia in der sogenannten Herzgruft: Hier ist ihr echtes Herz in einer silbernen Urne beigesetzt.
Laxenburg: Mußestunden im Schlosspark
Maria Theresia ließ auch das habsburgische Feriendomizil am Fluß Schwechat ausbauen. Prägend für den Ort ist die Inschrift "Rerum irrecuperabilium summa felicitas est oblivio" - frei übersetzt: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Das Grüne Lusthaus im Park wurde ihr Lieblingsplatz. Wo die Regentin im Garten Karten spielte, finden nun Konzerte und Hochzeiten statt.
Hofreitschule Wien: Kür für Lipizzaner
Maria Theresia selbst ist hier geritten. Zum Beispiel beim “Damenkarussell“, einer Formation mit Pferd und Kutsche anlässlich eines wichtigen militärischen Siegs. Erst 2016, nach über 450 Jahren ihres Bestehens, hat die Spanische Hofreitschule eine Frau, Hannah Zeitlhofer, als Reiterin und Trainerin aufgenommen. Die Hofreitschule gehört zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Albertina: Eine Million Kunstwerke
1744 ließ Maria Theresia das Palais auf der Augustinerbastion errichten. In dem Repräsentations- und Verwaltungsgebäude wohnte später ihre Lieblingstochter Marie Christine, die mit ihrem Mann Albert die Leidenschaft fürs Kunstsammeln teilte. Heute zählt die Albertina zu den wichtigsten Kunstinstitutionen der Stadt mit Grafiken von Albrecht Dürer bis zu Werken von Egon Schiele.
Schloss Niederweiden: Gabe für den Gatten
Eine Autostunde von Wien entfernt liegt Schloss Niederweiden. Maria Theresia erwarb das Jagdschloss 1755 und schenkte es ihrem Gatten Kaiser Franz I. Stefan. Das intime Schloss war für rustikale Jagdgesellschaften und repräsentative Barockfeste reserviert. Nach umfassender Wiederherstellung ist das Schloss seit 2015 als Ausstellungsort dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich.
Schloss Hof: Refugium und Ruhesitz
In direkter Nachbarschaft liegt Schloss Hof, das Maria Theresia zusammen mit Niederweiden erwarb. Nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Mannes (1765) trug sie nur noch schwarz und gestaltete ihre Gemächer zum "Witwenappartement" um. Typisch dafür ist die grau-weiße Farbgebung. Das Bett ist nach originalem Vorbild rekonstruiert. Zu sehen sind auch zahlreiche Gemälde der Kaiserfamilie.
Kapuzinergruft: Die letzte Residenz
Als Maria Theresia im Jahr 1780 im Alter von 63 stirbt, soll sie den Morgenmantel ihres Gatten getragen haben. Sie wird in der Kapuzinergruft, die den Habsburger Kaisern vorbehalten war, im opulenten Doppelsarkophag mit ihrem Gemahl Franz Stefan beigesetzt. Im schlichten Einzelsarg davor ruht ihr Sohn Joseph II. Insgesamt ruhen hier 12 Kaiser sowie 19 Kaiserinnen und Königinnen.
Fototermin: Bitte nehmen Sie Platz!
Sie soll ein rundes volles Gesicht und eine freie Stirn gehabt haben. Blonde, etwas rötliche Haare und blaue Augen. So lebt Maria Theresia ewig weiter in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett im Wiener Prater, dem Vergnügungspark der österreichischen Hauptstadt. Fürs Selfie ist der Sessel neben der Regentin frei. Im 300. Jubiläumsjahr muss man wie einst bei den Audienzen wahrscheinlich anstehen.
Herr Ober, bitte einen Kaffee Maria Theresia!
Wer in einem Kaffeehaus in Wien eine Maria Theresia bestellt, darf mit einem doppelten Mokka mit Sahnehaube und einem Orangenlikör rechnen. Heute gibt es in Österreichs Hauptstadt noch rund 150 klassische Kaffeehäuser mit Holzboden, simplen Stühlen und plüschigen Bänken. Im Jahr 2011 wurde die Wiener Kaffeehauskultur offiziell als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.