Die Katastrophe von Tschernobyl. Was folgt?
1986 explodierte das Atomkraftwerk von Tschernobyl. Durch den bis dahin größten atomaren Unfall wurden weite Teile von Europa radioaktiv verseucht. Der Glaube an eine sichere Atomkraft wurde nachhaltig erschüttert.
Tschernobyl nach der Explosion
Durch einen Bedienfehler explodierte am 26. April 1986 ein Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl in der damaligen Sowjetunion. Riesige Mengen radioaktiver Partikel wurden in die Erdatmosphäre katapultiert und kontaminierten mit dem folgenden Niederschlag viele Länder in Europa. Die Weltöffentlichkeit erfuhr von dem Unfall erst nach ein paar Tagen und vom gesamten Ausmaß erst viel später.
Humanitäre Katastrophe
4000 Menschen könnten nach Einschätzung der internationalen Atomenergie-Organisation und der WHO an den Folgen des Reaktorunglücks gestorben sein. Das Journal of Cancer geht von mindestens 15.000 Krebstoten aus. Diese Zwillinge kamen nach der Katastrophe zur Welt. Sie waren auf dem Foto 16 Jahre alt. Der Vater arbeitete als "Liquidator" im havarierten Kraftwerk. Die Mutter lebte in der Nähe.
Geisterstadt
Die Stadt Pripyat ist nur wenige Kilometer vom Atomkraftwerk Tschernobyl entfernt. Heute ist Pripyat unbewohnbar - eine Geisterstadt. Einst lebten hier 43.000 Menschen. Viele Männer arbeiteten in der Atomanlage. Einige Tage nach der Explosion wurden die Menschen sehr schnell evakuiert und mussten fast alles zurücklassen. Insgesamt mussten rund 350.000 Menschen ihre Heimat verlassen.
Wildschweinfleisch noch heute belastet
Die Ostgrenze von Deutschland liegt 1.100 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Doch durch den radioaktiven Niederschlag wurden bestimmte Gebiete Deutschlands stark kontaminiert. Auch noch heute muss deshalb Wildschweinfleisch auf Cäsium 137 untersucht werden. Teilweise sind die Messwerte zu hoch und das Fleisch darf nicht verkauft werden.
Neue Schutzhülle über den Reaktor
Inzwischen wurde eine gigantische Stahlkuppe gebaut und über den Unglücksreaktor geschoben. 2,2 Milliarden Euro kostete der Bau bisher und wurde von 45 Ländern finanziert. Die Schutzhülle ist aber noch nicht dicht und die Fertigstellung dauert eventuell noch bis Ende 2018. Bis zu 200 Tonnen Uran und Plutonium könnten im zerstörten Reaktor liegen. Eine langfristige Bergung ist nicht absehbar.
Photovoltaik statt Atomkraft?
Neben dem zerstörten Reaktor steht eine neue Photovoltaikanlage. Doch Wind- und Sonnenkraft liefern in der Ukraine nur 1,5 Prozent des Stroms, 68 Prozent kommen aus den 15 alten Reaktoren. Zwar sollen die Erneuerbaren ausgebaut werden, doch die Ukraine setzt weiter auf Atomkraft und plant die Verlängerung der Laufzeiten. Solar- und Windkraft ist nach Meinung vieler Ukrainer teurer als Atomkraft.
2011: Atomkatastrophe von Fukushima
Eine Atomkatastrophe im High-Tech-Land Japan hielten viele für unmöglich. Nach einem Tsunami kommt es 2011 aber zur Kernschmelze in drei Reaktoren und zu Wasserstoffexplosionen. Tokio wurde beinahe stark verseucht, hatte aber noch Glück. Experten rechnen mit 22.000 bis 66.000 zusätzlichen Todesfällen durch Krebs. Die Kosten des Unglücks liegen laut Japans Regierung bei 177 Milliarden Euro.
Angst vor einem neuen Atomunfall
Inzwischen sind viele Atomreaktoren alt und werden zunehmend störanfällig. Laut einer Studie der Naturschutzorganisation BUND sind zudem deutsche Reaktoren nicht ausreichend gegen Hochwasser, Erdbeben und Terror geschützt. Deutschland will bis 2022 aus der Kernkraft aussteigen. In anderen europäischen Ländern wollen Kraftwerksbetreiber die Laufzeiten jedoch verlängern.
Atombombe braucht Atomkraft
Die Stromproduktion mit neuen Atomkraftwerken ist nicht mehr wirtschaftlich. Trotzdem werden noch einige Reaktoren gebaut und geplant. Eine Motivation ist der Wunsch nach der Atombombe. Britische Wissenschaftler bezeichnen den Bau des Reaktors in Hinkley Point deshalb auch als eine Quersubventionierung des militärischen Atomprogramms auf Kosten der britischen Stromkunden.