Welche Konsequenzen zieht Europa aus der Aschewolke?
27. April 2010"Manchmal wissen wir etwas nicht richtig zu schätzen, bis wir es nicht mehr haben", sagt EU-Verkehrskommissar Siim Kallas und meint damit den reibungslosen Flugverkehr in Europa. Seit dem Vulkanausbruch auf Island (14.04.2010) hat er anstrengende zwei Wochen hinter sich. Wegen der Aschewolke des Eyjafjallajökull fielen mehr als 100.000 Flüge über Europa aus und Millionen Passagiere und Waren kamen nicht mehr vom Fleck.
EU-Staaten dürfen Airlines finanziell unterstützen
"Eine nie da gewesene Krise im Flugverkehr" sei es gewesen, betonte EU-Kommissar Kallas und stellte in Brüssel nun kurz- und mittelfristige Initiativen seitens der Europäischen Union vor. Die EU-Mitgliedsstaaten bekommen von der Kommission grünes Licht für die Unterstützung in Not geratener Fluggesellschaften.
Kallas schätzte den Gesamtschaden auf 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro. Dies sei die vorläufige Bilanz einer Expertengruppe, die die Folgen des Luftverkehrschaos untersucht. Die außergewöhnlichen Umstände rechtfertigten staatliche Beihilfen, so die EU-Kommission. Eine Wettbewerbsverzerrung müsse jedoch verhindert werden.
Kurzfristige Erleichterungen für Fluggesellschaften
Das Hilfspaket der EU-Kommission sieht außerdem kurzfristige Maßnahmen vor, um der Flugindustrie aus der Krise zu helfen. So soll zum Beispiel das Nachtflugverbot teilweise außer Kraft gesetzt werden, um möglichst schnell Passagiere nach Hause zu bringen. Auch die Abgaben für Flugkontrolle können in Not geratenen Airlines zunächst erlassen werden.
Die Start- und Landerechte - die "Slots" - sollen für alle Fluggesellschaften erhalten bleiben, auch wenn sie kurzzeitig nicht genutzt würden. Diese Rechte, die eínzelne Zeitfenster für das Starten und Landen reservieren, verfallen normalerweise, wenn sie nicht genutzt werden.
Schneller zum "European Single Sky"?
Europa benötige eine "einzige Regulierungsbehörde für einen einheitlichen europäischen Himmel", erklärte der EU-Kommissar Kallas weiter. Das Chaos nach dem Vulkanausbruch hätte mit einer besseren, innereuropäischen Absprache um Tage verkürzt werden können. Deshalb will die EU-Kommission die Einführung des "Single European Sky" beschleunigen. Seit mehr als zehn Jahren wird ein einheitlicher europäischer Luftraum vorbereitet.
Dessen Kernstück wäre ein europäischer Netzwerkmanager, der die nationalen Behörden anweisen kann, den Luftraum zu sperren. Zudem würde es die Flugrouten vorgeben, mit denen Sperrzonen umflogen werden könnten.
Die Umsetzung des "European Single Sky" wird noch rund zwei Jahre dauern, in einigen Bereichen soll es aber bereits Ende 2010 so weit sein. Auch ohne Krise brächte die Vereinheitlichung erhebliche Vorteile für Flugreisende und Airlines: Mehr Flüge, kürzere Flugzeiten, weniger Verspätungen. Umweltfreundlicher wäre ein "einheitlicher europäischer Himmel" auch: Durch verkürzte Flugstrecken könnten Millionen Liter Kerosin gespart werden.
Autorin: Susanne Henn
Redaktion: Gero Rueter