Die Lage der Roma in Montenegro
25. November 2002Köln, 21.11.2002, DW-radio / Serbisch
In Montenegro leben ungefähr 22 000 Roma. Darunter sind 6 500 Flüchtlinge aus dem Kosovo. Sie befinden sich in einer desolaten Lage. Das größte Problem bereitet ihnen die ausgeprägte Armut, erklärten die Leiter der Nicht-Regierungsorganisationen der Roma in dieser Republik. Der Vorsitzende des Demokratischen Roma-Zentrums Ivan Toskic sagte DW-radio, die montenegrinische Regierung unterstütze zwar die Angehörigen dieser ethnischen Gemeinschaft, aber die Hauptverantwortung liege doch bei den Roma selbst, ihre Lebensumstände zu verbessern: "Die Probleme sind jedenfalls enorm. Einerseits besteht selbst bei den Nicht-Regierungsorganisationen Desinteresse. Darin arbeiten hier Leute ohne Fachkenntnisse oder Ausbildung. Andererseits kann der Staat (sic) nicht ohne Hilfe von außen diese Bevölkerung unterstützen. Dafür müssten partnerschaftliche Beziehungen zwischen der Regierung, den humanitären internationalen Organisationen und Nicht-Regierungsorganisationen der Roma hergestellt werden, damit tatsächlich etwas für die Roma unternommen wird. (...)"
Toskic wies ferner auf die großen Probleme der aus dem Kosovo geflüchteten Roma hin. Auch wenn sie in primitiven Flüchtlingslagern in den Außenbezirken Podgoricas leben, "verfügt die montenegrinische Regierung nicht über finanzielle Möglichkeiten, all diese Leute adäquat unterzubringen und mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Das heißt, sie kann nicht die notwendigen Mittel aufbringen, damit diese Menschen ein normales Leben führen. Denn die internationale Gemeinschaft hat die humanitären Hilfsleistungen gekürzt. Nun stehen diese Leute praktisch mit dem Rücken zur Wand. Sie haben keine Voraussetzung dafür, ein normales Leben wie die übrige Bevölkerung zu führen, denn sie wohnen in abgenutzten Baracken (...) und dort haben sie keine Zukunft. Zudem haben sie nicht den Status eines montenegrinischen Bürgers. Sie können keine Beschäftigung finden und außerdem erlaubt es ihnen ihr niedriges Bildungsniveau nicht, einer Arbeit nachzugehen, bei der sie auch ein höheres Einkommen erzielen und damit die finanzielle Lage ihrer Familie insgesamt verbessern könnten. (...)"
Offiziellen Angaben zufolge besuchen lediglich zehn Prozent der Roma-Kinder in Montenegro die Grundschule. Diese schließen sie in der Regel nicht ab. Daher hat die UNICEF ein Projekt unter dem Namen "Educa" ins Leben gerufen. Dieses Projekt hat aber kaum Ergebnisse gezeitigt, auch wenn erhebliche Finanzmittel investiert wurden. (...) (md)