Die Macht der Natur: wie Höhlen entstehen
Steter Tropfen höhlt den Stein. Und wirklich: Es braucht nichts anderes als an sich harmloses Wasser, um gewaltige Naturschönheiten entstehen zu lassen. Manchmal sind aber auch andere Kräfte am Werk.
Tropf, tropf
Nichts weiter als Wasser - doch über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hat es gewaltige Wirkung: Es löst Gestein auf. Denn gelöstes Kohlendioxid macht Regenwasser sauer - und dem können viele Gesteinsarten nicht widerstehen. Kalkgestein etwa. So entstehen auf natürliche Weise Höhlen tief unter der Erde, wie die Riesending-Schachthöhle in den bayrischen Alpen.
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Durch Regenwasser, aber auch durch Bäche und Flüsse, können ganze Höhlensysteme entstehen, die sich oft kilometerweit durchs Gestein ziehen. Man spricht dann von Karsthöhlen. So eine ist auch die Einhornhöhle bei Herzberg am Harz. Früher glaubte man, dort Knochenreste des sagenhaften Einhorns gefunden zu haben. Es waren dann aber doch nur Überbleibsel von Höhlenbären.
Nasse Geschichte
Oft ist der Schuldige auch immer noch da: Durch viele Karsthöhlen fließt weiterhin ein Fluss oder ein Bach. Oder die Höhle liegt sogar ganz unter Wasser - und ist daher ein beliebtes Ziel für Taucher. Wie die Cenoten auf der Yucatan-Halbinsel in Mexiko. Bei vielen Höhlen sind die Decken eingestürzt und ermöglichen leichten Zugang von oben.
Höhle als Gefrierschrank
Ist es in der Höhle so kalt, dass Wasser gefriert, entstehen Eisformationen und die sogenannten Eishöhlen. Selbst im Sommer kann die kalte Luft daraus nicht entweichen, da warme Luft leichter ist und nach oben strömt, nicht aber nach unten, in die Höhle hinein. Solche Höhlen gibt es zum Beispiel in Russland, aber auch in Deutschland. Auch in Gletschern bilden sich Eishöhlen.
Wachsende Steinzapfen
Auch eine Tropfsteinhöhle entsteht durch das Auswaschen durch Wasser. Besonderes Schmankerl sind die Tropfsteine, nach oben und nach unten wachsende langgestreckte Steinformationen. Sie bilden sich, wenn sich der umgebende Kalk zunächst im sauren Regenwasser löst, dann aber an anderer Stelle, wo das Wasser verdunstet, wieder in Erscheinung tritt.
Beliebt bei Touristen
Stalagmiten sind Tropfsteine, die vom Boden nach oben emporwachsen. Stalaktiten hingegen hängen von der Decke herunter. Treffen sich Stalagmiten und Stalaktiten, wachsen sie zusammen zum Stalagnaten - wie hier in der Carlsbad-Höhle in New Mexico, USA.
Blaue Romantik
Schlagen die Welle Tag für Tag an die Küste, graben auch sie Höhlen ins Gestein. Es bilden sich Brandungshöhlen. Eine der bekanntesten ist die Blaue Grotte auf Capri in Italien. Erleuchtet wird die Höhle größtenteils von Licht, das durch das Meerwasser reflektiert wird - daher der faszinierende blaue Farbton.
Nicht immer ist Wasser schuld
Manchmal entstehen Höhlen auch ganz ohne Zutun des flüssigen Nass. Tuffhöhlen etwa bilden sich in Kalktuff, schon bei der geologischen Entstehung dieser Gesteinsart, wenn Luft eingeschlossen wird. Daher nennt man sie Primärhöhlen, da sie nicht erst hinterher ausgewaschen werden. Menschen können sich auch Häuser und ganze Dörfer in dieses Gestein graben, wie im Felsendorf Kandovan im Iran.
In der Hitze ausgegraben
Auch Lavahöhlen sind Primärhöhlen. Sie entstehen, wenn Lava bei Vulkanausbrüchen an die Erdoberfläche tritt. Die dünnflüssige Lava kühlt an ihrer Oberfläche ab und erstarrt - im Inneren aber bleibt sie flüssig, fließt weiter und bahnt sich ihren Weg durch den Untergrund.
Rund und schlauchförmig
Daher sind Lavahöhlen meist röhrenförmig. Wachsen über der Höhle Bäume, strecken sie ihre Wurzelfäden in die Lavaröhre hinein. Lavahöhlen gibt es vor allem auf Hawaii, auf Island und auf den Kanarischen Inseln - und sogar auf dem Mond und dem Mars.