Die Mosel - Riesling und Römer
3. September 2012
An der Mosel wird hart gearbeitet, aber auch weinselig gefeiert. Wird der Moselaner eigentlich nie müde? Selbst wenn, würde er das den Reisenden nicht merken lassen. Denn die Moselaner sind gute Gastgeber. Sie bewirten ihre Gäste nicht nur mit schmackhaften Spezialitäten in den typischen "Straußwirtschaften", sie lassen sie sogar im Weinberg klettern. Beispielsweise am Calmont, dessen Hänge eine sensationelle 65 Prozent-Steigung aufweisen! Hier gedeiht die Königin der Weißweine, die Rieslingtraube. Auf dem Klettersteig wird schnell klar, warum die Arbeit im Weinberg einst als zweithärteste nach der im Bergwerk galt. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
Wegen der Steillagen ist eine maschinelle Bearbeitung oft unmöglich, händische Arbeit ist gefragt. Wer Traube für Traube liest, dem bescheren die Mosel-Hänge auch preisgekrönte Spitzenweine. Ob am Juffer oder in anderen Steillagen. Besonders bekömmlich und rein sind die Ökoweine. Über drei Dutzend Bioweingüter kann man mittlerweile entlang der deutschen Mosel finden.
Trotz aller Widrigkeiten liebt der Moselaner sein Flusstal bedingungslos, das gespeist wird von der Mosel-Quelle weit weg in Frankreich. Erst nach 317 Kilometern wird die Mosel zum Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg, um dann ihre breiten mäandernden Schleifen bis Koblenz ins Schiefergebirge zu graben. An den Hängen der Obermosel von Perl bis Konz gedeihen die Trauben auf Muschelkalkhängen. Vor allem der spritzige Elbling.
Bereits die Römer pflanzten hier vor 2000 Jahren Weinreben an - und gründeten Trier als neues Machtzentrum in Europa. Zeitweise wurde von hier das Römische Reich regiert. Weltberühmte Bauten wie die Porta Nigra oder das Amphittheater, aber auch der frühchristliche Bischofspalast erzählen von der früheren Bedeutung, Trier heute aber ist ein beschauliches Studentenstädtchen.
Im Herbst strömen Gäste aus aller Welt scharenweise in die malerischen Moseldörfer, um den ersten Riesling des Jahres zu probieren. Kulinarisch geht es meist deftig her, etwa bei Gerichten wie dem Mosel-Krustenbraten, in Wein mariniert, mit Trester, aus den Rückständen des Weins gebrannt, und mit Ürziger Kräuterhonig betupft. Überall schmeckt es anders, denn jeder Moselaner hat so seine eigenen Rezepte. Oder wie die Einheimischen sagen würden: "So vielfältig, wie die Mosel ist, sind die Menschen und ihre Gerichte."