asd
5. August 2010Von den Nazis wurden sie in Konzentrationslager verschleppt, und auch in der Bundesrepublik konnten sie bis Ende der 1960-er Jahre noch bestraft werden - heute jedoch können Schwule und Lesben in Deutschland weitgehend angstfrei ihrem Lebensstil und ihrer Neigung nachgehen. Homosexualität wird von der Öffentlichkeit toleriert, wenn nicht sogar akzeptiert. Zu dieser liberalen Atmosphäre beigetragen haben neben Künstlern und Aktivisten auch Politiker wie Bundesaußenminister Guido Westerwelle oder Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, die sich in aller Öffentlichkeit zu ihrem Schwulsein bekennen. Ein mutiger Schritt, denn gerade in der politischen Szene galt und gilt Homosexualität immer noch als Makel, der dem politischen Gegner Angriffsfläche liefert. Im Showbusiness und in der Künstlerszene dagegen müssen sich Schwule und Lesben nicht verstecken oder verstellen - schließlich gelten sie als besonders kreativ und "verrückt". Doch auch das ist ein Klischee, wenngleich ein positiv besetztes.
Normal und unauffällig
Die meisten Schwulen und Lesben leben ein ganz ein unspektakulär Leben wie alle anderen auch, nur dass sie eben einen Mann, beziehungsweise eine Frau lieben. Seit fast genau neun Jahren, nämlich seit dem 1. August 2001, sind homosexuelle Paare auch im Eherecht teilweise gleichgestellt und können vor dem Standesamt eine Lebenspartnerschaft eingehen.
Freiheit und Akzeptanz, das wissen Schwule und Lesben nur zu gut, müssen täglich neu erkämpft werden. In vielen Lebensbereichen, wie der Kirche, Polizei, Bundeswehr, in den Schulen und auch in vielen anderen Berufen werden Homosexuelle nach wie vor massiv diskriminiert.
"Immer wieder Präsenz zeigen"
Die Schwulen und Lesben von heute sind politischer geworden, nicht zuletzt durch die AIDS-Debatte Mitte der 1980-er Jahre, als Politiker vorschlugen, Homosexuelle in Lagern unter Quarantäne zu stellen. Viele werden gerade dann hellhörig und melden sich selbstbewusst zu Wort, wenn in der Politik Hetze betrieben wird. "Teilweise spürt man auch einen Rückschritt", sagt die lesbische Aktivistin Annette Wachter, die in Köln als Wirtschaftsberaterin arbeitet. Sie ist nicht der Meinung, Homosexuelle würden voll und ganz akzeptiert. "Deswegen müssen wir immer wieder unsere Präsenz zeigen. Wir müssen immer unsere Forderungen stellen, damit man uns auch nicht vergisst und uns wieder zurückdrängt und in Schubladen steckt."
Weil Diskriminierung gegen Schwule und Lesben vor allem im ländlichen Raum noch stark verbreitet ist, finden sich gerade viele in Großstädten wie Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg oder Köln. Besonders Köln hat sich in den vergangenen Jahren zur heimlichen Hauptstadt schwul-lesbischer Lebenskultur entwickelt. Die Anonymität der Stadt gepaart mit der verständnisvollen Haltung der Kölner gegenüber Andersdenkenden und Andersfühlenden ist für Köln inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die Kölner Stadtväter sind deshalb geradezu erpicht darauf, große Feste wie den Christopher Street Day oder die derzeit laufenden Gay Games zu Gast zu haben. "Köln wird seinen Ruf als weltoffene, sympathische und gerade für Neuerungen sehr aufgeschlossene Metropole erneut unter Beweis stellen", versicherte Oberbürgermeister Jürgen Roters bei der Eröffnung des einwöchigen schwul-lesbischen Sportevents. Und die Kölner Integrationsdezernentin Marlies Bredehorst ergänzt: "Aufklärung, Information und Offenheit in allen Lebensbereichen sind Grundvoraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander!" In Köln gibt es auch einzigartige Angebote wie die Villa Anders, ein von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG und den Schwulenverbänden initiertes Wohnprojekt, in dem Schwule, Lesben und Heterosexuelle zusammenleben. Von Ghettoisierung könne deshalb keine Rede sein, betont Elmar Lieser von der GAG, "denn ein Teil der Wohnungen soll immer auch Menschen offenstehen, die nicht schwul oder lesbisch sind, aber in der Villa Anders leben wollen. Egal ob jung, alt, arm, reich, Singles, Paare, Regenbogenfamilien, Querbeet." Wichtig sei, so betont Elmar Lieser, dass "die Menschen gemeinsam leben wollen und Respekt vor der Individualität des anderen haben."
Autor: Peter Kolakowski
Redaktion: Dеnnis Stutе