Kinorevolutionäre
21. Februar 2007Der Franzose Jean-Luc Godard gilt, gemeinsam mit Regisseuren wie Truffaut, Chabrol und Rivette, als Erneuerer des französischen Films zu Beginn der 1960er Jahre. Godards bekanntester Film "Außer Atem" aus dem Jahre 1960 ist ein Markstein dieser filmischen Neuorientierung und eines der wichtigsten Werke der so genannten "Nouvelle Vague". Doch auch Filme wie "Die Geschichte der Nana S." (1962), "Die Außenseiterbande" und "Eine verheiratete Frau" (beide 1964) aus der frühen Schaffensphase des Meisters sind noch heute sehenswerte Arbeiten aus dieser Umbruchzeit.
Drei Godard-Filme auf DVD
Die in zwölf Kapiteln erzählte "Geschichte der Nana S." durchbrach konventionelle Erzählhaltungen und setzte sich damit radikal vom französischen Kino der 50er Jahre ab: "Nana arbeitet in einem Schallplattengeschäft. Da sie die Miete nicht mehr bezahlen kann, wird sie allmählich zur Prostituierten. Godard zeigt nicht, was Nana als Prostituierte tut, sondern was mit ihr geschieht. In einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion entsteht das Bild einer jungen Frau, die Objekt in einer entfremdeten Welt ist und sich der Fremdbestimmung entziehen will." (Alamode Film).
"Die Außenseiterbande" ist die Geschichte von zwei jungen Männern, die in einer Sprachschule eine Frau kennen lernen. Gemeinsam planen sie einen Einbruch: "Eine sehr einfallsreiche Komödie, zugleich wohl Godards heiterstes und am leichtesten zugängliches Werk." (Lexikon des Internationalen Film).
"Eine verheirate Frau" ist eine Verbeugung Godards vor dem schwedischen Regisseur Ingmar Bergman: "Bergman hat in meinem Filmerleben einen immensen Einfluss gehabt. Es gibt Stellen in "Eine verheiratete Frau", da kann man die Spuren deutlich erkennen. Die Neue Welle hat Bergman zwar nicht lanciert, aber doch zum Durchbruch verholfen" (Jean Luc Godard).
Beide Filme sind in einer Box beim Anbieter "ufa home entertainment" erschienen, "Die Geschichte der Nana S." beim Anbieter "Alamode".
Cassavetes-Collection Nr. 1
Der 1989 gestorbene amerikanische Regisseur und Schauspieler John Cassavetes gilt als singuläre Gestalt im US-Film der 1960er und 70er Jahre. Viele bezeichnen ihn heute als Vater des amerikanischen "Independent-Films", also des unabhängig von den großen Hollywood-Studios entstandenen Kinos. Die "Cassavetes-Collection Nr. 1" enthält "Schatten" (1959), "Gesichter" (1968) und "Eine Frau unter Einfluss" (1974). Die drei Filme zeigen die Kraft und Emotionalität des amerikanischen Kinos jenseits von Hollywood. Sie sind Beweis dafür, dass auch in den USA immer wieder Filmemacher den Mut hatten, ihre Geschichte unkonventionell und abseits des Mainstream-Kinos zu erzählen.
"Schatten" ist die Geschichte dreier Geschwister und ihres Freundeskreises, Musiker, Maler oder einfach nur Lebenskünstler: Das "Lebensgefühl einer ortlosen Jugend, die sich zu orientieren sucht, enorm verletzlich ist und die Verwundbarkeit zu weilen mit Gewalt überspielen will – als Thema sensationell für den amerikanischen Film jener Epoche. Der Film wurde bei seinem Erscheinen in Zusammenhang mit vergleichbaren Spielfilmen des europäischen Aufbruchs, des britischen Free Cinema und der Nouvelle Vague gebracht." (Peter W. Jansen).
"Gesichter" mit der Schauspielerin und Cassavetes-Muse Gena Rowlands besetzt, ist eine "eindringliche und pessimistische Studie über Leere und Einsamkeit, Amerikas Männer und Moral". (Lexikon des Internationalen Films).
"Mit der für Rowlands geschriebenen psychiatrischen Fallstudie 'Eine Frau unter Einfluss' setzt Cassavetes die Darstellung patriarchaler Familienstrukturen und sozialer Zwangsverhältnisse fort." (rororo Lexikon Regisseure und Kameraleute).
Die drei Filme sind beim Anbieter "koch media" unter dem Titel "Cassavetes-Collection Nr. 1" als DVD-Box erschienen.