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NSA speichert intime Mails

6. Juli 2014

Liebeskummer, Seitensprünge, Krankheiten - auch dafür interessiert sich die NSA, wie aus einer Analyse neuer Snowden-Daten hervorgeht. Der weitaus größte Teil der erfassten Internetnutzer sind unverdächtige Bürger.

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Symbolbild - Mann chattet mit hübscher Frau im Internet (Foto: Fotolia/apops)
Bild: Fotolia/apops

Die Spähaktivitäten des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) richten sich nach einem neuen Bericht der "Washington Post" zum großen Teil gegen gewöhnliche Internetnutzer. Laut einer Auswertung elektronischer Daten, die der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden der Zeitung zur Verfügung stellte, waren neun von zehn erfasste Internetnutzer "nicht die erwünschten Überwachungsziele, aber in einem Netz gefangen, das für jemand anderen ausgeworfen wurde". Betroffen sind US-Bürger wie auch Ausländer.

Nachrichten über Liebenskummer

Die Zahlen basieren auf der Auswertung von rund 160.000 E-Mails, Chats, Fotos und Dateien, die in der ersten Amtszeit von US-Präsident Barack Obama von der NSA gesammelt wurden. Mehr als 65.000 erfasste Bezüge seien zum Schutz der Privatsphäre zwar geschwärzt worden. In 900 Fällen seien E-Mail-Adressen aber nicht anonymisiert gewesen. Außerdem speicherte der Geheimdienst Material, das Experten als "nutzlos" ansahen und das "intime, gar voyeuristische" Details enthält. Darin geht es etwa um Liebesgeschichten, Seitensprünge, Gesundheitsprobleme und Geldsorgen.

Allerdings gab es laut der "Washington Post" auch Dokumente, die Hinweise enthielten, die zur Ergreifung mehrerer Terrorverdächtiger geführt hätten. Entdeckt wurden auch Anzeichen für ein geheimes Atomprojekt im Ausland, das doppelte Spiel eines vermeintlichen Verbündeten sowie die Identitäten von Hackern, die US-Netzwerke angriffen. Laut "Washington Post" war bislang unbekannt, dass sich der frühere Geheimdienstmitarbeiter Snowden auch im Besitz von Inhalten abgefangener Unterhaltungen befindet.

Edward Snowden
Er brachte den Stein ins Rollen: Edward SnowdenBild: Getty Images

Auch die CIA mischt mit

In Deutschland hält die Empörung über einen mutmaßlichen US-Spion im Bundesnachrichtendienst (BND) unterdessen an. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere forderte von den USA eine "schnelle, eindeutige Äußerung". Wie die "Frankfurter Allgemeine am Sonntag" (F.A.S) berichtet, sind sich die deutschen Geheimdienste sicher, dass der verdächtige BND-Mitarbeiter, der den USA geheime Dokumente zum NSA-Untersuchungsausschuss geliefert haben soll, für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet hat.

Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte, wenn sich der Spionageverdacht bestätige, dann sei das ein Spiel mit Freundschaften und enger Verbundenheit. "Dann ist ja nun wirklich zu sagen: Jetzt reicht's auch einmal", sagte Gauck im ZDF-Sommerinterview. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich dagegen bisher nicht: Auf ihrer China-Reise gab sie auf die Pressefrage nach ihrer Bewertung der Spionageaffäre keine Antwort.

Die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton sagte bei einer Veranstaltung in Berlin, die Nachricht habe sie überrascht und schockiert. Sie wisse über den Vorfall aber nicht mehr, als in der Zeitung stehe. "Wir müssen abwarten, bis wir die Fakten kennen. Es handelt sich hierbei ganz klar um eine ernste Angelegenheit", so Clinton im Gespräch mit dem ZEITmagazin, das die Veranstaltung ausrichtete.

chr/det (afp, dpa)