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Steinmeier in Brasilia

Uta Thofern 14. Februar 2015

Eben noch beim Verhandlungsmarathon in Minsk, dann in Brasilia: Bundesaußenminister Steinmeier ist auf seiner Südamerika-Reise mit der brasilianischen Präsidentin zusammengekommen. Von Uta Thofern, Brasilia.

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Steinmeier zu Besuch in Brasilien
Bild: Reuters/U. Marcelino

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eilt in den Präsidentenpalast in Brasilia. Durch einen Nebeneingang und 19 Minuten zu spät. Staatspräsidentin Dilma Rousseff ließ den Gast aus Berlin später kommen. Der Termin mit der Präsidentin kam sehr kurzfristig zustande und ist durchaus etwas Besonderes. Denn als Minister entspricht Steinmeier nicht Rousseffs Rang. Also gibt es auch keine gemeinsame Pressekonferenz, und selbst bei der Begrüßung dürfen nur Bildjournalisten ein paar Minuten dabei sein - die Herren nur mit Krawatte.

Präsidentin wirkt angeschlagen

Doch dann nimmt sich die Staatschefin des fünftgrößten Landes der Welt Zeit. Gut 80 Minuten dauert das Gespräch, zu dem unerwartet auch Außenminister Mauro Vieira hinzu gezogen wird. Rousseff wirft kurzerhand auch die Raumplanung um und zieht aus dem repräsentativen Saal mit deutschen und brasilianischen Flaggen in ein kleineres Besprechungszimmer um. Die Präsidentin wirkt angeschlagen; die Korruptionsaffäre um den halbstaatlichen Ölgiganten Petrobras lässt sie - im doppelten Wortsinn - nicht unberührt.

Beide Partner brauchen Verbündete

Dilma Rousseff wird nachgesagt, sie habe wenig Interesse für Außenpolitik. Ihr Außenministerium ist so schlecht ausgestattet, dass einige Botschaften angeblich nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Doch die deutsch- brasilianischen Beziehungen sind beiden Seiten wichtig, das wird an diesem Vormittag deutlich. Die strategische Partnerschaft mit Brasilien ist die einzige, die Deutschland in Lateinamerika hat. Und beide Partner brauchen momentan Verbündete - Deutschland in seinem schwierigen außenpolitischen Balanceakt als neues weltpolitisches Schwergewicht unter anderem in der Auseinandersetzung mit Russland, Brasilien für eine Wiederbelebung der stagnierenden Volkswirtschaft mit ihrem wachsenden Inflationsproblem.

Und so ist es kein Zufall, dass es nach dem Gespräch aus Delegationskreisen heißt, die Präsidentin habe großes Interesse an der Lage in Europa - sprich, der Ukraine - gezeigt, während Steinmeier später in einer Pressekonferenz mit dem Außenminister eine Botschaft zum Thema Wirtschaft hat: Auch in schwierigen Situationen lasse man Partner nicht allein. Zwar kann sich Brasilien seine Partner im Moment aussuchen, so intensiv, wie Russland und China ihre Einflusssphären in Lateinamerika auszuweiten suchen. Doch was Brasilien in Zeiten sinkender Rohstoffpreise braucht, sind nicht nur Investitionen, sondern das ist vor allem ein Technologie - und Innovationsschub.

Außerdem haben die Erfahrungen mit dem zunehmend anspruchsvollen Partner Venezuela die Brasilianer offenbar vorsichtig gemacht. Die Lage im kriselnden Nachbarland war ebenfalls ein Thema der Gespräche. Brasilien hat sich in den letzten Jahren als Verfechter eines multilateralen Politikansatzes positioniert und dabei in Deutschland - unter anderem in der Diskussion um eine Erweiterung des UN-Sicherheitsrates - einen gleichgesinnten Partner gehabt.

Steinmeier zu Besuch in Brasilien
Steinmeier und sein Amtskollege Viera - in einer für Brasilia typischer KulisseBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Es gibt also viele gemeinsame Perspektiven und damit gute Gründe, die strategische Partnerschaft zu pflegen. Die Bundesregierung ist dabei in den letzten Jahren in Vorleistung getreten: die Zahl hochrangiger deutscher Besuche in Brasilien war höher als umgekehrt. Auch die nächsten Regierungskonsultationen, für die jetzt ein Termin im August festgezurrt wurde, werden in Brasilien stattfinden. Das Land ist ein umworbener Partner in einem Kontinent, in dem sich die Kräfteverhältnisse neu ordnen - und in einer Welt, in der alte Gegensätze neu aufzubrechen drohen. "Internationale Krisen und globale Herausforderungen können wir nur gemeinsam effektiv angehen", hatte Steinmeier vor seiner Reise erklärt.

Fußballerisch im Vorteil

Für ihn selbst bedeutete das einen neuerlichen Marathon: Nachdem die Lateinamerika-Reise wegen der Ukraine-Krise verkürzt werden musste, blieb nur ein Vormittag für intensive Gespräche mit der Präsidentin, ihrem Außenminister und mit Planungsminister Nelson Barbosa. Noch am selben Tag geht es dann weiter nach Peru, dann nach Kolumbien und dann zurück zu den europäischen Krisen. Aber unter Freunden zählt die Geste, und so nahm es Steinmeier auch niemand wirklich übel, als er in Brasilia noch einmal an die krachende WM-Niederlage der Gastgeber gegen die deutsche Mannschaft erinnerte - mit dem Hinweis, dass über einen längeren Zeitraum betrachtet Brasilien fußballerisch immer noch deutlich im Vorteil liege.